Bestseller-Liste: Roman und Erzählung

NB: Den ganzen Beitrag zur katholischen Literatur kann man demnächst hier lesen.

1.    Dante Alighieri (1265-1321), „La Divina Commedia (Die Göttliche Komödie)“: Mit seinem großen Epos ist Dante auf dem Olymp der Literatur angelangt – und das mit einem schonungslos christlichen Thema: Hölle, Fegfeuer und Himmel! Dabei verbindet er Bilder und Vorstellungen aus der antiken Bildungswelt mit einem christlichen Weltgebäude und tausend Anspielungen auf seine Zeit. Also unbestritten Nummer Eins unserer Liste!
2.    Alessandro Manzoni (1785-1873), Die Brautleute („I promessi sposi“, 1827): Noch ein Italiener, ganz so, wie wir den Katholizismus der Südländer lieben: warmherzig, menschlich, mit Sinn für die kleinen Leute, feurig und ganz dramatisch, aber niemals tragisch oder auch nur deutsch-romantisch tränendrüsig. Ein franziskanischer Roman par excellence um zwei Brautleute, die durch die bösen Machenschaften eines Conte getrennt werden, durch Intrigen, Pest und Aufstände gehen, aber mit Hilfe eines heilgmäßigen Kaupziners und mit noch mehr Hilfe der Vorsehung am Ende natürlich glücklich in de heiligen Ehestand treten.
3.    Joseph Malègue (1876-1940), Augustin ou le Maître est là (1933): So, nach den zwei Titeln der Weltliteratur nun einen dicken Schmöker, denn kaum jemand überhaupt einmal nennen gehört hat. Dabei ist der Entwicklungsroman eines angehenden Professors aus  frommen Milieu, der durch die Kämpfe des Modernismus und der Bibelkritik geht, dabei aber den Glauben verliert, nur um schließlich… Für mich das Beste aus dem um Gutes wahrhaftig nicht verlegenen „Renouveau catholique“.
4.    Nicholas Wiseman (1802-1865), Fabiola. Die Kirche der Katakomben (1854): Ich weiß, gut katholische Literatur aus dem 19. Jahrhundert darf man heute nicht mehr lesen – ganz so, wie man bei Nazarenern und Neugotik nur noch die Nase rümpft. Wer nicht ganz so brav nachkonziliar erzogen ist, wird aber begeistert sein über dieses lebendige, spannende, ja streckenweise glutvolle Idealbild der Christenheit zur Zeit der Verfolgungen. Wenn man an die unglaublichen Christenverfolgungen heute denkt, ist das ja alles andere als antiquiert.
5.    Georges Bernanos (1888-1948), Tagebuch eines Landpfarrers („Journal d’un curé de campgne“, 1936): Zugegeben, Bernanos macht es seinen Lesern nicht immer leicht. Die Welt ist düster (wie sollte man 1936 anders schreiben können!) und der Glaube ein Ringen – und doch reißt er geradezu brutal die Diesseitigkeit, Verbürgerlichung und Entschärfung der Welt auf: Alles ist letztlich das große Drama zwischen Gott und der Seele eines Menschen, und der Priester steht mit seiner ganzen Armseligkeit mitten darin.
6.    François Mauriac (1885-1970), Das Natterngezücht („Le noed de vipères“, 1932): Der Nobelpreisträger von 1952 schreibt einfach spannender und psychologisch überzeugender als Bernanos. Die Lebensbilanz eines Anwalts auf dem Sterbebett, umgeben vom Hass und der Geldgier seiner Lieben, lässt den Atem anhalten, und der Schluss bringt zwar kein happy end, aber ein doch irgendwie versöhntes Ende.
7.    Sigrid Undset (1882-1949), Kristin Lavranstochter (1925-27): Zugegeben, Lust-Leser schlagen bei diesem Tipp aus dem Werk der norwegischen Konvertitin und Nobelpreisträgerin von 1928 die Hände über dem Kopf zusammen. Aber irgendwie haben es die Skandinaven doch auch geschafft, düstere Stimmung zum Goldstandard heutiger Krimis zu machen. Also, ab ins 13./14. Jahrhundert, an der Schwelle zwischen Heidentum und Christentum und, mit ausreichend Sitzfleisch gewappnet, auf zur Reise durch die Irrungen un Wirrungen der jungen Kristin.
8.    Evelyn Waugh (1903-1966), Wiedersehen mit Brideshead („Brideshead revisited“ 1945): Für mich das Werk des „renouveau catholique“ mit britischem Genius. Schonungslos nimmt er die Leser mit auf den Stufen der Familie Flyte aus dem Glanz ins Elend, bis dann die Gande sie alle doch noch erreicht. „Selig die Armen im Geiste…“
9.    ??? (Diese Position lassen wir offen, damit die Liste nicht zu sehr nach Oberstufen-Curriculum aussieht!)
10.    [„Publikumspreis der ‚Freunde des Katholizismus‘“:] Franz Werfel (1890-1945), Der Stern der Ungeborenen (1946): Der Prager Jude Franz Werfel war zeitlebens ein Grenzgänger zwischen Judentum und Katholizismus und hat gerade so für mich Spitzentitel katholischer Literatur geschaffen. Ich bekenne mich als Fan von „Das Lied von Bernadette“. Aber am faszinierendsten, weil am prophetischsten ist für mich dieser „Reiseroman“ in die Welt, wie sie in 100.000 Jahren aussieht. Zuerst sprühend-heiter, ironisch, voller phantasievoller Einfälle, gegen Ende abgründig in seiner Parodie auf die Euthanasie.

Ich genieße es, ganz allmählich in die Handlung hineingezogen zu werden, die Personen kennenzulernen und dann schließlich selbst darin umherzuwandeln, als wäre es meine Welt (Julia in „Felapton oder Das letzte Glück“)

Bestseller-Liste: Andere Gattungen

Katholische Literatur ist erfindungsreich in Gattungen und im manchmal unkonventionellen Umgang damit. Hier einige Beispiele:

11.    Autobiographie: Therese von Lisieux (1873-1897), Geschichte einer Seele
12.    Kinder- und Jugendbuch: Comtesse Sophie de Ségur (1799-1874), L‘auberge de l‘ange gardien
13.    Lyrik: Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848), Das Geistliche Jahr
14.    Lied: Friedrich Spee (1591-1635), Trutz-Nachtigall
15.    Kriminalroman: Gilbert Keith Chesterton, Erzählungen um Father Brown; Ralph MacInerny (1929-2010), Father Dowling-Mysteries
16.    Lachgeschichten: Giovanni Guareschi (1908-1968), Il piccolo mondo de Don Camillo („Don Camillo und Peppone“) (1948)
17.    Epos: John R. R. Tolkien (1892-1973), Der Herr der Ringe
18.    Volkstümliche Literatur: Konrad Kümmel (1848-1936), An Gottes Hand [mehrere Bände ab 1900]
19.    Katakombenroman: Anton de Waal (1837-1917), Katakomben-Bilder. 6 Erzählungen aus den ersten Jahrhunderten der römischen Kirche (1891)
20.    Geistliches Drama: Franz Neumayr (1697-1765), Filius Prodigus