Weihnachtsmusik ist es nicht gerade, was im diesjährigen Weihnachtsrätsel gesucht ist. Eher schon etwas aus der Jugendszene, wie man in Anspielung auf ein sehr viel früheres Werk des gleichen Komponisten sagen könnte. Aber immerhin, ursprünglich hat er für unsere Sammlung kurzer Stücke von einem Weihnachtsalbum gesprochen. Der heutige Titel des Werkes ist in diesem Rätsel gesucht, aber er kam erst später auf Anraten des Verlegers zustande. Also keine Weihnachtsmusik, nicht einmal religiöse Musik, es sei denn, man will nicht im großen Streben nach einer künstlerischen Verzauberung der Welt, die ihm und seiner Zeit am Herzen lag, selbst schon etwas Religiöses erblicken. Und Familie, Häuslichkeit und Kinder entdeckte seine Zeit so recht als Hort einer höheren, reineren Welt in beinahe religiösen Tönen. Schaut man das Werk also religiös an, so wird man doch auch wieder fündig. Ziemlich am Anfang und ziemlich am Schluss erscheint ein Choral, in verschiedenem Schwierigkeitsgrad bearbeitet. Ganz zu schweigen von einem seiner populärsten Stücke daraus, das dann doch Eingang in manche Sammlung von Weihnachtsmusik gefunden hat. Ihre thematische Idee stammt aus dem Advents- und Weihnachtsbrauchtum, aber – vielleicht ein selbstironisches Indiz, dass allzuviel Gefühlsduselei der komplizierten Psyche des Komponisten eher auf den Geist ging – die Musik ist alles andere als sanfte Säuselei im milden Kerzenschein. Weiterlesen
Ansichtssache war der gesuchte Roman unseres Rätsels in ganz besonderer Art und Weise. Denn der volle Titel lautet: „Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern“. „Ansichten“ ist hier noch im alten Verständnis von Bildern zu verstehen, nicht von persönlichen Meinungen. Das Buch feiert gerade sein 200-jähriges Jubiläum, denn der bedeutende Romantiker E.T.A. Hoffmann ließ den ersten Band 1819 und den zweiten 1821 erscheinen. Das recht umfangreiche Werk blieb aber unvollendet, und ein kurzes Nachwort gibt uns recht abrupt die Nachricht vom Ableben des Titelhelden kund, des ebenso gebildeten wie eingebildeten Katers namens Murr. Weiterlesen
Ja, Ansichtssache ist der Roman schon. So wie es in anderer Weise wohl bei aller großen Literatur der Fall ist, die man von mehr als von einer Seite aus betrachten kann. Bei unserem Roman allerdings dann doch vor allem von zwei Seiten. Dafür hat sein Autor schon gesorgt, und zwar durch die Idee, dass da ein recht selbstbewusster Jemand seine Autobiographie auf Makulaturblättern verfasst, die selbst wiederum eine andere Biographie enthalten. Der Setzer aber habe beides in seiner Ignoranz einfach zu einem einzigen Buch vermengt, so dass sich die Geschichten beider Protagonisten manchmal geradezu brutal wechselseitig unterbrechen. Fürwahr ein „litterarischer Vandalismus“. Da können einem die Gedanken im Kopf schon einmal zu kreiseln anfangen. Erschwert wird das Ganze noch dadurch, dass die Autobiographie zwar schön in siebzehn Teilen durcherzählt ist, die Geschichte auf den Makulaturblättern aber durcheinandergeworfen und nur fragmentarisch wiedergegeben wird, so dass die Leser schon einen ziemlich langen Geduldsfaden haben müssen. Pfiffig, diese Idee! Oder eher affig? Ansichtssache… Weiterlesen
Wumm, wumm, wumm. Im Innenhof unten feierten sie Hochzeit, tief in der Nacht. Prominentenhochzeit im Hotel Holy Palace. Längst eine Party. Die Reflexe von Discokugeln warfen einen irren Rhythmus an die Decke seines Zimmers. Tat sich der Himmel auf, und das Jüngste Gericht war bereits in vollem Gange? Auf Erden unten verdoppelte sich jedenfalls alle zehn Minuten die Lautstärke. Nur dass nicht Posaunenengel schmetterten, sondern die Lautstärkeregler eines DJ’s hochgefahren waren, dazwischen kehlige und zischende Laute der gut hundert Gäste. Reden, sich unterhalten, freundlich scherzen, das war von diesem akustischen Inferno längst verschlungen worden. Seine Hand krampfte sich am Bettrand fest. Tu irgendetwas, egal was! Das Fenster schließen? Die dumpfen Bässe brachten auch dann noch Walter Hanselers Bett zum Beben, selbst über den Abstand von vier Stockwerken hinweg. Außerdem wurde die Zimmerluft in dieser römischen Spätsommernacht dann zur stickigen Bleilast. Zerschlagen und müde nach der Anreise heute Nachmittag, hatte er sich erst einmal nur aufs Bett gefreut. Doch wie sich bei diesem Höllenlärm entspannen, wie wegdämmern? In seiner Verzweiflung hatte er schon zweimal kalt geduscht. Das wirkte immer nur für Minuten, dann trat ihm schon wieder der Schweiß aus den Poren. Die Klimaanlage? Sie war ein Witz. Egal wie man am Regler drehte, sie lief immer auf Minimum.
Traumurlaub? Albtraumnacht? Mit diesen Sätzen beginnt mein neuer Krimi „Holy Palace“. Er spielt in und rund um ein Hotel mit dem vielsagenden Namen „Holy Palace“. Ihn verdankt es seiner Vorgeschichte als Zentrale einer großen katholischen Laienbewegung. Walter Hanseler, ehemaliger Priester und ordentlich an den Flügeln gestutzer Germaniker, Selbstzweifler und Detektiv wider Willen, hat sich für eine Woche hier einquartiert. Weil der Höllenlärm ihn nicht schlafen lässt, will er sich an der Rezeption beschweren. Seinen Groll wird er dort nicht los, dafür stolpert er auf dem Flur über einen zu Boden gestürzten Priester. Hat er auf der Hochzeitsfeier viel zu viel getrunken? Braucht er Hilfe? Nein, er will sich selbst bis in seine Wohnung schleppen. Aber die Beichte abnehmen, das muss ihm dieser Deutsche. Und dann sagt er nur ein Wort: „Grazia“. Anderntags stellt sich heraus, er ist noch in dieser Nacht gestorben. Rätsel über Rätsel türmen sich auf, bald kommen auch Lügen und Geheimnisse ans Tageslicht, und ehe Walter es sich versieht, deckt er manches Unheilige hinter der heiligen Fassade auf. Bis er am Ende aber in einer Art Predigt in der Kirche Santa Susanna vor Dutzenden von Beteiligten und Verdächtigen die Wahrheit ans Licht bringt, stolpert er noch über manche ganz römische Typen: eine kluge, aber von Ängsten verfolgte Migrantin aus Äthiopien, einen amerikanischen Alles-Könner im Dienst des Kleruskongregation, eine unverwechselbare Kaffeebar, Treffpunkt für ganz normale Römer, eine heiligmäßige Assistentin der Laienbewegung mit verschlossenen Lippen und viele andere. Walter begibt sich an Highlights der Stadt wie den Kapitolsplatz ebenso wie an kuriose Orte, etwa das „Museum der armen Seelen“. Alle Orte sprechen zu ihm und bringen ihn der Lösung des Falls näher und näher…
Der römische Krimi Holy Palace wird ab 5. Juli in den Buchhandel ausgeliefert.
„Fest soll mein Taufbund immer stehn,
ich will die Kirche hören!
Sie soll mich allzeit gläubig sehn
und folgsam ihren Lehren!“ (GGB 808, Ausgabe München und Freising).
So lauten die ersten vier Zeilen des bekannten und beliebten Gelöbnisliedes von Christoph Bernhard Verspoell (1810). Seine unbefangene Kirchlichkeit war der Nachkonzilszeit wohl nicht mehr geheuer. So ist im Gesang- und Gebetbuch ein purgierter Text von Karl Günter Peusquens von 1974 zu finden:
„Fest soll mein Taufbund immer stehn,
zum Herrn will ich gehören.
Er ruft mich, seinen Weg zu gehen
und will sein Wort mich lehren“ (GGB 807).
Nicht falsch, aber eben doch Pointe verpasst: Die Zugehörigkeit zum Herrn entscheidet sich immer auch an der Treue zur Kirche und ihrer Lehre. Grundsätzlich haben wir diesen Zusammenhang in einem eigenen Blog „Lehramt – wozu?“ dargelegt. Er ruft nun aber förmlich nach einer Fortsetzung „Lehramt – und wie?“ Wie also geht man mit den ganz unterschiedlichen Äußerungen des Lehramtes um? Da stehen eine Menge von Einzelfragen zur Klärung an. Wer da nicht genau unterscheidet, überzieht das Prinzip Lehramt und bringt es dadurch in Verruf. Weiterlesen