Ganz leicht war die Lösung des Sommerrätsels wohl nicht. Der geheimnisvolle Orient hatte wohl gar manche dunklen Ecken und Winkel. Umso bemerkenswerter, dass es doch eine ganze Reihe von richtigen Einsendungen gab. Dabei lohnt der Autor und das gesuchte Werk wirklich die Lektüre. Worum also handelte es sich? Es ging um
Hieronymus, Das Leben des gefangenen Mönches Malchus (Vita Malchi monachi captivi).Weiterlesen
Geheimnisvoller Orient – damit haben Generationen von Schriftstellern geworben. „Märchen aus tausendundeiner Nacht“ klingt eben doch ein dutzend Mal exotischer als „Grimm’sche Hausmärchen“. Sich auf den Reiz fremder Länder und Sitten zu verlassen, dem konnte auch unser Autor nicht widerstehen, und herausgekommen ist beinahe so etwas wie der Prototyp des christlichen Abenteuerromans. Denn anders als es das Klischee vertrockneter Seelen der Frommen will, entwickelten christliche Leser offensichtlich schon ganz früh ein regelrechtes Faible für Geschichten, die nicht in Pastell, sondern in geradezu grellen Farben die Helden des Glaubens durch mancherlei Gefahren und Prüfungen führte. Weiterlesen
Gelöst haben das Osterrätsel 2022 viele, und mir scheint, die Rätselnuss hat dieses Mal nicht zu viel Kopfzerbrechen gemacht. Zumindest gab es viele Einsendungen, die meisten richtig. Ein Kompliment an alle Rätseler! Und was war die Lösung? Es handelte sich um die Hauptstadt Tschechiens Prag mit seiner weltberühmten Karlsbrücke und seiner Figur die heiligen Luitgard von Tongern. Auf Prag wiesen ein paar ziemlich direkte Anspielungen hin:
der Prager Fenstersturz, der den Dreißigjährigen Krieg auslöste, als die tschechischen protestantischen Stände den kaiserlichen Botschafter aus dem Fenster der Karlsburg warfen;
der Prager Frühling, die zarte Pflanze eines Reformkommunismus, den die sowjetischen Panzer 1968 niedermachten;
eine dunkle Erinnerung war aber auch die an das Münchener Abkommen von 1938, die das Ende der Tschechischen Republik besiegelte (heute befindet sich im Gebäude der Unterzeichnung die Musikhochschule in de Arcisstraße);
die Stadt der Literatur – hier war auf die großen Juden Franz Kafka und Franz Werfel angespielt; Werfels Jeremias-Roman war schon einmal Gegenstand eines Rätsels und seiner Auflösung;
nicht auf einen Fenster-, sondern auf einen Brückenstürz von der Prager Karlsbrücke bezog sich der Hinweis auf den Heiligen des Schweigens, genauer des Beichtgeheimnisses, Johannes Nepomuk, dessen Bildnis darum unzählige Brücken vor allem in Süddeutschland und Österreich ziert.
Das diesjährige Osterrätsel führt uns auf eine Brücke, genauer gesagt vor die Figur auf einer Brücke. Nein, es ist nicht die Engelsbrücke in Rom. Dieser Schnellschuss ginge voll daneben. Denn so schnell schießen die Preußen nicht. Also Preußen, also Berlin? Spreebrücken? Nein, die stolze Bundeshauptstadt halten wir für einmal auf Abstand und suchen weiter: Welche Brücke ist gemeint? Kenner meiner Homepage tippen jetzt vielleicht auf eine der Brücken in Saarbrücken, meiner Heimatstadt, die wohl leider viel zu wenige einer eifrigen Rätseler überhaupt je persönlich zu Gesicht bekommen haben. Also auch nicht! Vielleicht die Golden Gate Bridge in San Francisco, die Tower Bridge in London oder…? Weiterlesen
Ansichtssache war der gesuchte Roman unseres Rätsels in ganz besonderer Art und Weise. Denn der volle Titel lautet: „Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern“. „Ansichten“ ist hier noch im alten Verständnis von Bildern zu verstehen, nicht von persönlichen Meinungen. Das Buch feiert gerade sein 200-jähriges Jubiläum, denn der bedeutende Romantiker E.T.A. Hoffmann ließ den ersten Band 1819 und den zweiten 1821 erscheinen. Das recht umfangreiche Werk blieb aber unvollendet, und ein kurzes Nachwort gibt uns recht abrupt die Nachricht vom Ableben des Titelhelden kund, des ebenso gebildeten wie eingebildeten Katers namens Murr. Weiterlesen