Der Zaubertrank, das ist dieses flüssige Etwas, das den Asterix zu einem furchtlosen Helden und den Obelix dank eines frühkindlichen Vollbades darin zu einem gemütvollen Kraftprotz sondergleichen macht. Er lässt die beiden über sich selbst hinauswachsen. Wunderbar – wo ist die Website zur Bestellung, am besten gleich im Abonnement? Nun, wer uns die anpreist, wird hoffentlich vom Spam-Filter gleich abgefangen. Kaufen kann man den Zaubertrank übermenschlicher Kräfte nicht, erwerben aber schon. Ganz ohne Geld und Werbung. Dieser Zaubertrank aus längst vergessener Zeit heißt… Ehre. Wirklich, Ehre, das klingt zuerst einmal nach vorgestern: Ehrgefühl, Ehrenschuld, Ehrverletzungsklage, Ehrenmorde, Standesehre und ein „Verbrechen aus verlorener Ehre“ (Friedrich Schiller), Duelle, die mit Blut die verletzte Ehre wiederherstellen wollen, und der läppische Streit von Brunhild und Kriemhild, wer als erste die Pforte zum Wormser Dom betreten darf – der furchtbare Untergang der Nibelungen war die Folge. Eines geht aus dieser kleinen Liste aber schon hervor: Ehre ist wirklich ein Energy drink. Aristoteles sagt, sie ist das größte der äußeren Güter und die Menschen geben mehr auf sie als auf Reichtum, Macht, Wohlstand oder Gesundheit. Ferne Zeiten? Stichwort Gesundheit: Da laboriert jemand insgeheim monatelang mit einer peinlichen Erkrankung herum, schämt sich aber, es jemandem zu sagen oder gar zum Arzt zu gehen. Scham und Beschämung ist aber die Kehrseite der Ehre. Und wenn längst nicht nur Teenies in jeder freien Minute auf dem Display ihres unzertrennlichen 200-Gramm-Gerät schauen: Was ist in? Was sagen die anderen? Wie bin ich cool in ihren Augen?, dann ist das nichts anderes als das: Gut, toll, ehrenvoll vor anderen dastehen, das ist das höchste der Gefühle. Und wer in einer peinlichen Situation gefilmt wurde und dann haben zweifelhafte friends das auch noch für alle Welt gepostet, dann hat das schon mehr als einen an den Pranger Gestellten in den Selbstmord getrieben.

Damit sind wir schon beim hüpfenden Komma, Entschuldigung: beim springenden Punkt. Ehre, wem Ehre gebührt – oder noch besser: Ehre, wofür Ehre gebührt. Denn das Urteil der anderen ist uns höchstwichtig, entscheidend aber ist, ob die richtigen Leute mir auch für gute Dinge Ehre zukommen lassen oder nicht. Dafür hält das Christentum herrliche Lehren bereit, wahrhaftig einen Zaubertrank menschlicher Beziehungen. Nur dass diese oft verschüttet, verwechselt und verkannt sind. Wertschätzung ist zum Beispiel so ein Modewort, und man fordert sie unter Berufung auf das Christentum ein für Menschen, deren Verhalten objektiv gesehen alles andere als in Ordnung ist. Also auf zur Suche nach dem verlorenen Zaubertrank! 

Archäologie der Ehre

Dazu müssen wir wie gute Archäologen drei Schichten nacheinander freilegen: Ehre als sozialer Kitt, Ehre als Lohn der Tugend und Leben zur höheren Ehre Gottes. Diese drei Stufen hat in etwas anderer Weise auch der dänische Philosoph Sören Kierkegaard beschrieben: das ästhetische, das ethische und das Glaubensstadium oder Don Giovanni, Sokrates und Abraham. Ein anspruchsvolles Programm, doch der Lohn ist ja auch groß und überaus kräftigend.

  1. Ehre als sozialer Kitt: Interessanterweise sind wir heute wieder an der Stelle angelangt, wo die Helden Homers oder die Ritter der Nibelungen standen. Für Ehre in den Augen der anderen taten sie alles – und machten sich dadurch abhängig von dem, was „man“ als groß ansah: Viel Feind, viel Ehr‘! Und wem applaudieren wir: den Schönen, Starken, Mächtigen, Erfolgreichen. Nur ein Unterschied ist unverkennbar zwischen damals und heute. „Stets überlegen sein und größer als andere“, fasst Homer einmal diesen Ehrencodex des archaischen Adels zusammen. Die Demokratie dagegen ist antielitär und sagt: „Stets angepasst sein und sein wie die anderen!“ Ehre gebührt dem, der „unsere Werte“ am meisten verkörpert. Der alte Adel hatte das Ideal des schönen und guten Menschen, er lobte die große Seele, darum auch Opfermut und Hingabebereitschaft. Wir Heutigen denken dagegen vor allem an uns und sagen: „Hauptsache gesund!“ oder noch banaler: „Hauptsache ihr habt Spaß!“
  2. Ehre als Lohn der Tugend: Und dann kam Sokrates. Er verglich sich mit einer Bremse (also dem stachelbewehrten Insekt). Mit einem kräftigen Stich in den Allerwertesten reißt sie die Leute aus dem Schlaf der Sicherheit: „Ihr wisst ja gar nicht, was ihr seid und was ihr tut!“ Der Ehre wert ist ihm auf einmal nur noch die Tugend, als das gute Verhalten: „In Wahrheit aber ist allein der Gute zu ehren“ (Aristoteles). Und die Seelengröße erweist jemand nun gerade dann, wenn er am Guten festhält, selbst wenn seine Stadt ihm dafür den Schierlingsbecher zu trinken gibt. Man übertreibt nicht, wenn man sagt: In diesem Moment wurde Europas Seele geboren. Nicht mehr der äußere Eindruck, die Anpassung ans Man zählt, sondern Innerlichkeit, Wahrheit, Sittlichkeit und Verantwortung. Ehre von anderen streben solche Menschen nicht an, freuen sich aber an der Ehre durch kluge und verständige Menschen, „um sich zu vergewissern, dass sie selbst gut sind“ (Aristoteles). Denn natürlich ist es eine solche Anerkennung ein Meisterverstärker für gute Haltungen und Gesinnungen.
  3. Leben zur höheren Ehre Gottes: Großartig, diese Entdeckung des Sokrates – und doch ist auch diese Stufe noch zu übersteigen. Denn ansonsten wären wir jetzt bloß beim Hohenlied des Pharisäertums angelangt – übrigens auch eine mächtige Gefahr unserer Zeit. Dann sonnt man sich im Glanz der eigenen Tugend: „Herr, ich danke dir, dass ich nicht so bin wie dieser Zöllner da hinten!“ Dann kommt das Gutmenschentum auf, wo man sich in ethischen Cliquen gegenseitig darin bestätigt, wie hervorragend und besser als die anderen man ist: Umweltengel in einem Meer von Klimazerstörern, Atomlobbyisten und Plastikbechertrinkern, Eine-Welt-Aktivist vor der brauen Flut von Rechtspopulisten, ideologisch motivierter veganer Tierfreund weit über der Horde grausamer Schlächter, vorbildlicher Katholik angesichts eines Heidentums, wohin, das Auge blickt. Da kann man das Gebet um Schutz vor den „im Guten Verhärteten“ gut nachvollziehen: „Gott, bewahre die Welt vor den Tugendhaften, denn sie schrecken so sehr von der Tugend ab!“ Dann übersieht man chronisch die schlichte Tatsache: Alle sind Sünder, auch ich! Aus diesen Gefahren befreit das Christentum. Es sagt ganz schlicht: „Soli Deo gloria. – Gott allein gebührt die Ehre.“ Er ist die Quelle alles Guten, und nur wer ihn ehrt, wird gut. Wohlgemerkt: „wird“, nicht „ist“. Der Christ sieht sich und andere auf dem Weg. Umkehr, Reinigung, sittlicher Kampf, Bemühen, Versagen und Neuanfang, das ist der Humus der Tugend, nicht das hochfahrende Selbstbewusstsein: Ich bin okay, du bist okay! Darum sind Gebet und Gottesdienst auch Zeiten des Aufatmens: Auch wenn die Welt nicht vor Tugend strotzt, Gott ist doch vollkommen und herrlich, und sich auf ihn zu besinnen rückt die Maßstäbe wieder zurecht. Auch und gerade mitten im Elend der Welt können wir ihn loben und preisen. Abgeleitet von der Ehre Gottes können nun auch alle Spuren des Guten der Ehre wert sein. Darum hält die Kirche auch zuerst und vor allem die Heiligen in Ehren, sie erhebt sie zur höchsten „Ehre der Altäre“. Doch ein Christ ehrt nicht nur die außergewöhnlichen Taten, sondern gerade Menschen, die es nicht leicht mit sich und der Welt haben und die doch niemals aufgeben. Denn sie sind ganz besonders auf ehre angewiesen, „um sich zu vergewissern, dass sie selbst gut sind“. Bei Geringschätzung oder gar Verachtung würden sie wohl endgültig aufgeben und im Morast versinken. Schließlich weiß der Christ: Ehre kann es nur für ehrenhafte Handlungen geben, also für Gutes, Rechtes und Heiliges. Die Gemeinschaft der Gläubigen in der Kirche sollte deshalb stets untereinander diesen Sinn wecken, fördern, bestärken und von allem falschen Lob abgrenzen, das nur auf Irrwege führt. So wird die Kirche jenes Miteinander von klugen und verständigen Menschen, von dem die Philosophen sprachen.
Chinesische Schriftzeichen für „Ehre“

In Wahrheit aber ist allein der Gute zu ehren

Ehre praktisch

Soweit die Grundsätze. Aber was bedeutet das praktisch? Den Beipackzettel des Zaubertranks zu lesen, auf dem Ingredienzien und Wirkweisen beschrieben sind, ist eines. Doch ihn zu sich zu nehmen und seine Wirkung am eigenen Leib zu verspüren ist noch etwas ganz anderes. Am eigenen Leib, das heißt Ehre geschieht in äußeren Zeichen der Hochschätzung:

  • in Worten des Lobes (lateinisch „laus“),
  • aber noch mehr in Taten (lateinisch „honor“), und die reichen von einer Beförderung bis hin zum Ständchen zu Ehren eines Jubilars.
  • Beides trägt dazu bei, dass jemand öffentlich vor allen in Ehren steht (lateinisch „gloria“).

Wie also geht christlich zu ehren praktisch?

1. „In Wahrheit aber ist allein der Gute zu ehren“, ja, das bleibt die Grundlage. „Die Ehre zielt stets auf die Tugend“ (Thomas von Aquin). Nur die Tugend, ist das nicht weltfremd? Natürlich gehört zum Miteinander der Menschen auch die Bestätigung anderer Leistungen oder einfach die spontane Zuneigung: das mit Auszeichnung bestandene Examen, die rundum zufriedenstellende Arbeitsleistung, der Spaß miteinander, das gute Aussehen oder die schicken neuen Schuhe. Und doch, Ehre ist noch einmal etwas anderes, Bedeutenderes. Sie zielt auf die letzten sittlichen Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens. Darum braucht es in Kopf und Herz eine klare Trennung zwischen dieser Art von Ehre und allen anderen Formen von Lob, Anerkennung, Wertschätzung, Sympathie und Ansporn. Meinem Freund, meiner Freundin kann ich leidenschaftlich ergeben sein, aber an einem bestimmten Punkt muss die Alarmglocke der Ehre losgehen: Meine Liebe darf nicht blind machen für seine Fehler oder gar wenn er mich zu etwas Verbotenem verleiten will. Trennung heißt hier also Hierarchie: Ehre und Tugend stehen oben, sie bilden den Maßstab, und darum darf es kein Lob für etwas Böses geben, mag es auch noch so gerissen, erfolgreich oder aufreizend daherkommen. Oder auch so: Lob, Sympathie und die vielen anderen Formen der Aufmerksamkeit sind angenehme Zusatzstoffe, bestenfalls Geschmacksverstärker im Zaubertrank der Ehre, aber nicht seine Substanz. Darum darf man niemals nach ihnen süchtig und von ihnen abhängig werden. Das ist alles andere als leicht und verlangt einen lebenslangen Kampf. Die Mönchsväter haben darum jeder Art von Sucht, den Menschen gefallen zu wollen, eine Absage erteilt. Sonst kommt man nie auf dem Weg zu Gott voran.

2. Ehre erweist man dem, der herausragt. Sie gilt der Exzellenz, wie wiederum Thomas von Aquin herausgestellt hat. Das kann für einzelne Groß-Taten gelten ebenso wie für die moralische Größe einer Persönlichkeit. Ebenso kann es im Vergleich zu mir selbst geschehen: Asterix ist hundertmal tapferer als ich. Oder im Vergleich zur Allgemeinheit, d.h. ich muss mich dem anderen nicht persönlich unterlegen fühlen, sondern erkenne bei jemandem an, dass er aus der Menge herausragt: Das kleine Dorf in Gallien ist tapferer als der Rest der Menschheit. Damit haben wir auch schon den Dieb gehalten, der uns heute Ehre schwermacht: die Gleichmacherei. Ein Symptom dafür ist es, möglichst alle in den Dreck zu ziehen – in der Kunst ebenso wie im Reden über andere. Leuchtende Vorbilder darf es nicht geben, die einzige Tugend ist Wahrhaftigkeit: „Ich bin ein Schwein wie alle anderen, aber ich stehe wenigstens dazu.“ Und doch, es gibt Unterschiede, gewaltige Unterschiede sogar. Guten Menschen schulden wir es, sie in Ehren zu halten, „um sich zu vergewissern, dass sie selbst gut sind“ (Aristoteles). Denn nach oben zu streben ist immer schwerer als in den Staub zu sinken und sich gehen zu lassen. Einen irgendwie Überlegenen zu ehren ist übrigens auch das beste Mittel gegen Neid. Denn dabei erkennt man neidlos an, dass jemand besser ist. Seitens der Oberen gehört es umgekehrt zu den schönsten Tugenden, ein Blick für den Einzelnen zu haben, der – vielleicht ganz unscheinbar – es doch verdient, etwa anlässlich eines Geburtstages oder eben einer besonderen Leistung vor allen herausgestellt zu werden.

3. Es gibt noch eine ganz besondere Ingredienz des Zaubertrankes, ein Geheimmittel für ein harmonisches Miteinander: „Erweist allen Menschen Ehre!“ (1 Petr 2,17) und „Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!“ (Röm 12,10). Das ist echt christlich, denn jeder Mensch ist Bild Gottes und besitzt eine Würde, Einzigartigkeit und Bedeutung, die in ihm Gott selbst die Ehre erweisen lässt. „In jedem Menschen findet sich etwas, im Blick worauf ein anderer ihn sich überlegen ansehen kann“, lautet einer der genialen Sätze von Thomas von Aquin. Ein Christ ist also im Umgang mit anderen erfinderisch, oder noch besser: Er sieht tiefer, er hat geschulte Augen für das Gute in ihm. Das ist nicht Schönreden oder Augenverschließen vor seinen Fehlern, so wie von einem solchen Pfarrer erzählt wird, er habe selbst den Teufel noch gelobt: „Eines muss ich ihm lassen: Fleißig ist er!“ Nein, es ist einfach der Blick für das, was der andere hat, ich aber nicht. Wenn der Depressive es einfach morgens schafft, aufzustehen und die dunklen Mächte nicht ganz Oberhand gewinnen zu lassen, kostet ihn diese seine Selbstüberwindung sicher viel mehr als den Optimisten, der in der gleichen Zeit schon drei Bäume ausgerissen hat. Überhaupt, wer sich mit etwas schwertut und dennoch wenigstens den ersten Schritt tut, der hat Ehre verdient, gerade auch im Sinn des christlichen Ethos, das Umkehr und Bemühen hochschätzt. Ein anderes Beispiel, das uns alle betrifft: Männer und Frauen sollen einander als solche in Ehren halten. Das wäre auch die genuin christliche Alternative zu strikter Geschlechtertrennung, Burka und Verbannung der Frauen aus dem öffentlichen Leben. Konkret: Jede Frau, gleich ob Mutter oder nicht, trägt das Geheimnis des Lebens in sich, ist davon geprägt, hat dafür auch manches zu tragen, wovon er sich kaum eine Vorstellung macht. Das ist Grund genug, sie in Ehren zu halten (gerade auch dann, wenn sie einmal nicht wie aus dem Modemagazin aussieht). Umgekehrt wird die Frau den Mann ehren, und zwar als Mann. Er hat die Hände frei von dem, was ihr von Gott gerade tief in die Natur eingeschrieben ist, ist darum frei zu Arbeit, Welteroberung, Lebenskampf und zur Bewährung von Kraft und Geschicklichkeit. Dafür ist er oft vom inneren Leben her eher einfach gestrickt, und wenn er hört „Wir müssen das ausdiskutieren“, duckt er sich am liebsten weg. Hier gilt es, den Mann in seinen Stärken zu ehren und ihn nicht zu behandeln wie eine verhinderte Frau – dann geht es gut zwischen den Geschlechtern. Ganz besonders aber werden die beide sich in der Ehe „lieben, achten und… ehren“. Dass der andere sein Leben, sein Glück, seine Arbeit, sein Zuhause, seine Gedanken und Gefühle an mich gebunden hat, diese große Hingabe des Lebens ist und bleibt aller Ehre wert, auch wenn im Lauf der Jahre der Lack schon ganz schön abgegangen ist. Eine solche Ehre ist dann auch die beste Voraussetzung für Treue.

4. Exzellenz gibt es nicht nur als persönliche Eigenschaft, sondern auch als Standeseigenschaft. Ihr entspricht die Standesehre. Da gilt die Ehre nicht ihrer persönlichen Tugend, sondern der Würde ihres Amtes. Das können Eltern du Großeltern sein, überhaupt ältere Menschen, Vorgesetzte, Regierende und natürlich auch kirchliche Würdenträger. Protest? Gerade hier erkennen wir die Zauberwirkung de „potion magique“ am besten. Denn sie erkennt die Autorität an, selbst wenn sie vielleicht die Person kritisieren muss. „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach ihren Taten“, rät darum Jesus angesichts der Autorität der Phärisäer (Mt 23,3). Letztlich verlangt Standesehre immer eine religiöse Einstellung: Im Würdenträger ehre ich Gott, auch wenn der einzelne Vertreter sich unwürdig verhält, ist mir das zuerst und vor allem Anlass zum Gebet für ihn. Übrigens: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Konkret: Priester, Lehrer, Eltern und andere Vorgesetzte wären besser, hingebungsvoller, sicherer und souveräner, wenn sie von Hochachtung getragen wären. Denn diese weckt die besten Kräfte, wären permanentes Misstrauen, ätzende Kritik und die permanente Haltung: „Was hast du uns denn zu sagen?“

Wir haben auch keine Ehre bei den Menschen gesucht, weder bei euch noch bei anderen (1 Thess 2,6)

Der Zaubertrank des Miteinanders

Wirklich, Ehre ist der Zaubertrank des menschlichen Miteinanders. Er verwandelt, veredelt, erhebt und weckt die besten Kräfte. Doch wie alle starke Medizin will sie genau und wohldosiert angewendet sein, sonst wird sie zum Gift. „Alles zur höheren Ehre Gottes“, dieser Wahlspruch der Jesuiten ist auch die Devise jedes Christen. Um der Ehre Gottes willen kann er jeden Menschen ehren, wenigstens in einer bestimmten Beziehung. Er achtet auch die irdischen und die geistlichen Ordnungen und bringt denen, die rechtmäßig Autorität innehaben, Ehre entgegen, selbst wenn sie es persönlich gar nicht verdienen. Für sich selbst aber freut er sich über jeden Ansporn aus Ehre, doch er sucht sie nicht oder erpresst sie gar von anderen. Denn er tut alles, „nicht um den Menschen, sondern um Gott zu gefallen, der unsere Herzen prüft. […] Wir haben auch keine Ehre bei den Menschen gesucht, weder bei euch noch bei anderen“ (1 Thess 2,4.6).

Wegkreuz bei Bliesmengen-Bolchen im Saarland (Autor: Pelayo 08)

2 Gedanken zu “Ehre, wem Ehre gebührt

  1. Wie immer, wundervoll geschrieben. Hochkomplexes in klare Sprache gefasst, hoch hinaus weisend, und auf dem Boden des realen Lebens standhaft verankert.
    Prof. Wollbold hat die Gabe, Grundsätze christlichen Lebens auch dem Laien so zu vermitteln, daß sie nachvollziehbar werden. Er gibt Anleitung zum christlichen Leben, der man gerne Folge leisten mag.
    Was mich besonders beeindruckt – wie auch in diesem Essay – ist Prof. Wollbolds Mut, auch „umstrittene“ (das heißt ja meist nichts anderes als unliebsame, oder – bestenfalls – „unzeitgemäße“) Themen aufzugreifen, sie aus dem Strom der Zeit hervorzuheben und das Überzeitliche und Wahre herauszuarbeiten.

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