Maximus Confessor, Capita theologica et oeconomica. Zwei Centurien über die Gotteserkenntnis. Griechisch-deutsch. Übersetzt und kommentiert von Andreas Wollbold. Text erstellt von Kerstin Hajdú (= Fontes christiani 4 Folge, 66), Freiburg i.Br. 2016

 

Maximus Confessor (um 580-662), Mönch und Wanderer zwischen Ost und West, im Kampf gegen den Monotheletismus verfolgt, verstümmelt und verbannt, ist der bedeutendste Theologe am Ende der griechischen Patristik. Tiefgründig und genau, geistlich anspruchsvoll, mit einer breiten Kenntnis der Tradition und mit Capita theologica et oeconomica - Zwei Centurien über die Gotteserkenntnis . Griechisch - Deutsch sicherem Gespür für das, worauf es ihr ankommt, vor allem aber mit einer kaum je erreichten synthetischen Kraft, zeichnet er in verschiedenen Schriften das Bild des christlichen Weges, angefangen mit dem demütigen Bemühen um Tugend bis hin zu den Höhen der mystischen Einung. Was seine anderen Werke oft eher mäanderhaft entfalten, wird in den „Zwei Centurien über die Gotteserkenntnis“ (um 632) verknappt und verdichtet in 200 meist nur wenige Zeilen umfassenden Kapiteln. Damit bilden sie sein Schlüsselwerk, stellen freilich nicht geringe Anforderungen an Übersetzung und Verständnis. Der vorliegende Band bemüht sich um Verständlichkeit und Erschließung dieser Summe maximinischer Theologie. Die bisher einzige Edition des griechischen Textes wurde 1648 von F. Combefis publiziert. Für die hier präsentierte Ausgabe ist eine editio minor (mit kurzer Einleitung) erstellt worden; diese beruht auf einer repräsentativen Auswahl der wichtigsten Handschriften bzw. Handschriftengruppen der insgesamt über 100 Codices, die den Text überliefern.

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Maximus Confessor (580-662)

Hintergrund:
Dieses Buch ist ein Stück Lebensgeschichte. Mein erstes theologisches Buch war Hugo Rahners „Symbole der Kirche“. Darin fand sich eine knappe Bemerkung, der hl. Maximus Confessor (580-662) habe das Bekenntnis zu Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, zum Mittelpunkt seines gesamten Denkens gemacht. Das sprach mich sehr an, und so widmete ich meine erste theologische Jahresarbeit 1980 diesem spätpatristischen Autor. Später, bei meinen patristischen Studien, machte wiederum er das Rennen bei der Auswahl des Themas de Lizentiatsarbeit. Da ging es um „Die Gotteserkenntnis in den zwei Gnostischen Centurien“ des Maximus Confessor. Die Betreuung lag beim strengen, aber überaus herausfordernden und fördernden Basil Studer. Am Ende bot sich eine Weiterarbeit im Rahmen einer Dissertation an, aber die Pläne meines Bistums waren andere, und schließlich landete ich in der Pastoraltheologie, scheinbar am entgegengesetzten Ende der Theologie. Doch im Rahmen meiner ersten Bewerbung auf einen Lehrstuhl 1995 regte ein erfahrener, wohlwollender Professor an: „Warum veröffentlichen Sie nicht Ihre Lizentiatsarbeit? Das macht sich gut auf der Publikationsliste.“ Ja, warum eigentlich nicht? Schon bald gab es die Zusage der Reihe „Fontes christiani“. Das war  allerdings mit einer Übersetzung des Textes verbunden, an die ich mich mit Freude machte. Irgendwann war alles bereit, aber ein neues Problem stellte sich: Die „Fontes“ benötigten einen kritisch edierten Text. Es muss schon der Himmel selbst gewesen sein, der eingriff und mir Dr. Kerstin Hajdú von der griechischen Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek sandte. Aus heiterem Himmel jedenfalls sagte sie zu, mir einen kritischen Text im Rahmen einer editio minor zu erstellen – und wie großartig ist dieser Text geworden!

 

Leseprobe (aus der Einleitung und aus dem Text der ersten Centurie)

Verbannt, verkannt und verstümmelt, so starb der Mönch Maximus am 13. August 662 in der georgischen Festung Schemaris. Es war ein Samstag, und die Ruhe des Sabbat war ihm stets der Inbegriff der christlichen Sehnsucht gewesen. Ruhe, Heimat, Beschaulichkeit – auf Erden war sie ihm niemals vergönnt. In seinen zweiundachtzig Lebensjahren (580-662) wurde er durch den ganzen Mittelmeerraum und bis an die Grenzen des byzantinischen Reiches getrieben: Wahrscheinlich aus Palästina stammend, musste er vor dem Ansturm der Perser, die 614 seine Heimat und Jerusalem besetzten, und vor marodierenden Räuberbanden wohl nach Alexandria fliehen. Etwa zehn Jahre später findet man ihn im Kloster Cyzikus in der Nähe von Konstantinopel am Rand des Marmarameeres. Doch ein erneuter Heerzug der Perser und der Avaren gegen die Hauptstadt zwang ihn 626 zu einer weiteren Flucht über Kreta und Zypern nach Karthago (ab 628/630). Der Streit um die zwei Energien und die zwei Willen zog Maximus dann ab Mitte der 30er Jahre in seinen Strudel. Er zog den Mönch 645/646 über Sizilien nach Rom, wo er maßgeblich an der Lateransynode von 649 beteiligt war. Doch wie Papst Martin I. wurde er verhaftet. Kaiser Konstans II. ließ ihm 655 den Prozess machen und anschließend nach ins thrakische Bizya, dann nach Rhegium und 656 nach Perberis an der Grenze Thrakiens exilieren. Auf einen zweiten Prozess 662 folgte die Deportation in den Kaukasus und der Tod an den Folgen seiner Misshandlungen in Schemaris. Eine unaufhörliche Bewegung westwärts also, der dann in der Mitte seines Lebens der Gang zurück in den Osten bis an die Grenzen des Reiches folgte. Nicht weniger weitgreifend war die geistige Reise des Mönches:
∙ zwischen Ost- und Westkirche, also zwischen beginnender Staats- und Papstkirche;
∙ zwischen kirchenpolitischer Zentralisierung durch den Kaiser und dem Aufkommen von Nationalkirchen am Rand des byzantinischen Reiches, die ihr „Los von Byzanz“ oft mit einem monophysitischen Bekenntnis verbanden, und somit zwischen politischer Brauchbarkeit des Dogmas und geistlichem Gehalt;
∙ zwischen Orthodoxie und den in Zwiespalt geratenen, von Fehlinterpretationen verzeichneten Großen der griechischen Theologie, allen voran Origenes und Evagrius, dann auch Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa und natürlich dem Anonymus unter dem Namen des Dionysius vom Areopag;
• zwischen neuplatonischer Entweltlichung und Transzendenz Gottes und der Wirklichkeit von Schöpfung, Natur und Inkarnation, damit auch zwischen dem All-Einen und der Vielheit;
• schließlich zwischen schlichter Nachfolge Christi und höchster Spekulation.
In all diesen Peripetien schaffte Maximus Klarheit des Begriffs, Breite des Arguments und Schlüssigkeit der Unterscheidung. Genau dies machte es ihm möglich, in größtmöglicher Weite alles aufzunehmen, was einem Leben in Christus diente. Ein Großteil seines Werkes besteht gewissermaßen in Fußnoten zu Schrift und Tradition, aber dabei flickt er nicht bloß, sondern fügt zu einem Original zusammen. So steht am Ende kein patchwork. Wer geduldig den oft ausladenden Satzgefügen folgt, findet sich schließlich vor dem Bild Jesu wieder, der in die Nachfolge ruft: „Wer Christus liebt, ahmt ihn gewiss auch nach Kräften nach“ (Cap. car. IV, 55). Zu Recht darf man in seinem Werk nicht nur die Vollendung der altkirchlichen Christologie, sondern auch die Summe der griechischen Patristik erkennen. Die Summe dieser Summe aber findet sich in der hier vorzustellenden Schrift, den ‚Zweihundert Kapiteln über die über die Erkenntnis Gottes und das Heilswirken im fleischgewordenen Sohn Gottes‘ (im folgenden einfach „Zwei Centurien“ genannt). Sie „gehört zum bedeutsamsten, was wir aus der Feder des Bekenners besitzen“, meint H. U. von Balthasar, der ihr eigene ausführliche Quellenstudie gewidmet hat. Es ist sein einziges Werk, in dem Maximus das Gesamt seines Denkens im Zusammenhang darstellt. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass die Zwei Centurien als theoretisch-spekulatives Werk der Gotteserkenntnis die rechte Praxis voraussetzen; insofern könnte man ihnen wie in einem Diptychon die „Vier Centurien über die Liebe“ zur Seite stellen, die sicher nicht zufällig ebenfalls die Centurienform besitzen. Eigenartigerweise sind die Zwei Centurien dennoch in der reichen Maximusliteratur bislang noch niemals in ihrem Gedankengang nachgezeichnet worden. Vertieft man sich freilich in diesen schwierigen und voraussetzungsvollen Text, so begreift man angesichts rasch diese Zurückhaltung. Auch dieser Band der „Fontes christiani“ will zu ihm hinführen, ohne den Anspruch erheben zu dürfen, ihn umfassend zu deuten.

 

[Aus der ersten Centurie: Maximus sieht den Menschen zwischen Zeit und Ewigkeit. Diese Zwischenstellung ist versinnbildet im sechsten, siebten und achten Tag der Schöpfung. Doch diese Bewegung des Übergangs von Zeit zu ewigkeit ist noch einmal überhöht durch die drei mystischen Tage von Passion, Kreuz und Auferstehung Jesu.]

Sechster, siebter und achter Tag. – 51. Der sechste Tag führt nach der Schrift die Vollendung der der Natur unterworfenen Geschöpfe herbei. Der siebte Tag setzt der Bewegung der Zeitlichkeit ein Ende. Der achte Tag drückt die Seinsweise jenseits von Natur und Zeit aus.

52. Wer den sechsten Tag lediglich entsprechend dem Gesetz begeht, flieht vor der Herrschaft der Leidenschaften, welche durch ihre Tätigkeit die Seele bedrängt, schreitet furchtlos durch das Meer in die Wüste (vgl. Ex 14,22.29; 16,1) und hält nun die Sabbatruhe allein durch die Untätigkeit der Leidenschaften. Wer aber den Jordan durchquert hat und den Zustand des bloßen Ruhens der Leidenschaften hinter sich gelassen hat, ist in das Erbland der Tugenden hineingelangt (vgl. Jos 3,17).

53. Wer den sechsten Tag in der Weise des Evangeliums begeht, hat zunächst die ersten Regungen der Sünde getötet und erreicht sodann die Wüste, die leer ist von aller Schlechtigkeit, nämlich den Zustand der Leidenschaftslosigkeit durch die Tugenden. Er hält nun dem Geist nach sogar die Sabbatruhe von den leidenschaftlichen Vorstellungen. Wer aber den Jordan durchquert hat, wird an den Ort der Erkenntnis versetzt, an dem der Geist mystisch vom Frieden zum Tempel auferbaut wird und so Gottes Wohnstatt im Geist wird (Eph 2,21f).

54. Der den sechsten Tag auf göttliche Weise mit zu ihm passenden Werken und Gedanken für sich selbst erfüllt hat und seine eigenen Werke mit Gott in rechter Weise zur Vollendung gebracht hat, der hat im Geist jegliche natur- und zeitgebundene Wirklichkeit durchschritten und ist zur mystischen Betrachtung der Ewigkeiten und der ewigen Wirklichkeiten fortgeschritten. Hier hält er ohne eigene Erkenntnisanstrengung den Sabbat im Geist, indem er alle Geschöpfe hinter sich lässt und sie überschreitet. Wer jedoch auch des achten Tages gewürdigt wurde, ist von den Toten auferstanden, das heißt von allem, was niedriger als Gott ist, dem Sinnlichen und dem Geistigen, den Worten und den Gedanken. Damit hat er begonnen, das selige Leben Gottes zu leben – denn allein Gott ist in Wahrheit im eigentlichen Sinn Leben und kann überhaupt so bezeichnet werden –, da auch er nun selber durch die Vergöttlichung Gott geworden ist.

55. Der sechste Tag ist die Vollendung der praktisch-asketischen, nach Tugend strebenden naturgemäßen Tätigkeit. Der siebte Tag ist das Ende und Aufhören jeglicher nach Einsicht strebenden, naturgemäßen gedanklichen Tätigkeit, die sich auf die unaussprechbare Erkenntnis bezieht. Der achte Tag aber ist die Erhebung zur Vergöttlichung und der Übergang zu ihr bei denen, die dessen gewürdigt werden. Und ob nicht vielleicht der Herr diesen siebten und den achten Tag in einer noch mystischeren Andeutung erahnen gelassen hat, indem er ihn als den Tag und die Stunde der Vollendung bezeichnete (Mt 24,36), insofern in ihm die Geheimnisse und Gestaltworte aller Wirklichkeiten enthalten sind. Diese in irgendeiner Weise zu wissen ist keine der himmlischen und irdischen Mächte imstande, bevor es ihnen nicht selbst widerfahren ist, außer die selige Gottheit selbst, die dies bewirkt.

56. Der sechste Tag symbolisiert das Gestaltwort der Geschöpfe. Der siebte Tag deutet verhüllt die Art und Weise des Gut-Seins der Geschöpfe an. Der achte Tag hingegen weist unaussprechlich auf das Geheimnis des Ewig-Gut-Seins der Geschöpfe hin.

57. Weil wir erkannt haben, dass der sechste Tag das Sinnbild für die asketisch-praktische Tätigkeit ist, so lasst uns an ihm unsere Pflicht erfüllen, indem wir Werke der Tugend tun, damit auch für uns das Wort gilt: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr schön“ (Gen 1,31).

58.Derjenige erfüllt seine Schuldigkeit eines rechtschaffenen Lebenswandels, der bei Gott Anerkennung findet, welcher durch den Leib der Seele fleißig die schmückende Vielfalt der Tugenden erarbeitet.

Rüsttag, Kreuz und Auferstehung. – 59. Wer den Rüsttag (vgl. Mk 15,42) der Werke der Gerechtigkeit erfüllt hat, ist zur Ruhe der erkennenden Betrachtung übergegangen. Dabei erfasst er auf gottgefällige Weise die Gestaltworte der Geschöpfe und bringt die Bewegung, die sich im Geist auf diese Gestaltworte ausrichtet, zur Ruhe.

60. Wer am um unseretwillen geschehenden Ausruhen Gottes am siebten Tag Anteil gewinnen hat, wird auch in der Vergöttlichung an seiner um unseretwillen geschehenden Tätigkeit des achten Tages Anteil erlangen– das heißt an der mystischen Auferstehung –, dadurch dass er die Leinentücher und das Schweißtuch, das auf dem Gesicht lag, im Grab zurücklässt. Wer aber diese dann wie ein Petrus und Johannes betrachtet, glaubt, dass der Herr auferweckt worden ist (Joh 20,1-10).

61. Das Grab des Herrn bedeutet wohl entweder diese Welt oder das Herz jedes Gläubigen. Dabei sind die Leinentücher die Gestaltworte der Sinnendinge zusammen mit denen der Tugendhaltungen. Des Weiteren ist dann das Schweißtuch ist die einfache, ungeteilte Erkenntnis der geistigen Wirklichkeiten zusammen mit der gnadenhaft empfangenen mystischen Gotteserkenntnis. An diesen Gegenständen konnte man schon im Voraus das Wort erkennen, dessen Erkenntnis, die sie noch einmal überschreitet, für uns doch ohne sie völlig unerreichbar ist.

62. Die den Herrn in Ehren begraben, werden ihn auch in Herrlichkeit auferstehen sehen; für alle, die sich nicht so verhalten, bleibt er hingegen unsichtbar. Denn von seinen Feinden kann er nun nicht mehr ergriffen werden, da er keine Hüllen von äußeren Wirklichkeiten mehr besitzt, durch die er sich scheinbar von denen, die dies im Sinn hatten, ergreifen lassen wollte und dazu bereit war, für das Heil aller Menschen zu leiden.

63. Wer den Herrn in Ehren begräbt, verdient bei allen, die Gott lieben, Hochachtung. Denn er entriss ihn in gebührender Weise der öffentlichen Verachtung und der Beschimpfung, indem er es verhinderte, dass die Ungläubigen wegen der Kreuzigung Lästerungen ausstoßen konnten (Mt 27,57-60). Die aber das Grab versiegelt haben und Soldaten davor aufstellen ließen (Mt 27,66), verdienen Abscheu wegen dieses Tuns. Sie verleumden ja auch das auferstandene Wort, indem sie behaupten, er sei bloß gestohlen worden (Mt 27,64), indem sie, wie schon den falschen Jünger für seinen Verrat – ich meine damit die bloß nach außen hin geheuchelte Tugend –, so auch die Soldaten für die Falschaussage über den auferstandenen Erlöser mit Geld bestechen (Mt 26,14f; 28,12-15). Der Mensch auf der Stufe der Erkenntnis kennt den Sinn dieser Worte und verkennt nicht, wie und wie oft der Herr gekreuzigt und begraben wird und aufersteht. Dabei lässt dieser Mensch die leidenschaftlichen Gedanken wie tot sein, die unter Einwirkung der Dämonen das Herz umlagern und in den Versuchungen das sittlich richtige Verhalten wie Kleider unter sich zerteilen (Mt 27,35; Joh 19,23f). Auch schreitet ein solcher Mensch über die Folgen von absichtsvoll begangenen Sünden, die auf seiner Seele lasten, wie über Grabsiegel hinweg (Mt 28,2).

64.Jeder Geldgierige heuchelt zunächst durch ein frommes Leben Tugend vor. Dann aber, wenn er sich den erstrebten Besitz verschafft hat, verleugnet er die Lebensweise, die er früher als ein Jünger des Herrn pflegte.

65. Wenn du einmal Stolze siehst, die es nicht ertragen können, wenn Bessere gelobt werden, und die alles daransetzen, dass diese Aussagen, die doch der Wahrheit entsprechen, nicht die Runde machen, und sie mit tausenderlei Prüfungen und ungerechten Verleumdungen zurückdrängen, dann denke mir daran, dass der Herr bei ihnen von neuem gekreuzigt und begraben wird und von Soldaten mit Siegeln bewacht wird. Das Wort stürzt sie aber zur Seite und ersteht von den Toten. Dabei scheint es nur noch heller dadurch, dass es bekämpft wird, indem es sie durch die Leiden zur Leidenschaftslosigkeit stärkt. Denn es ist stärker als alles, da es die Wahrheit ist und heißt (Esr 4,35).

66. Das Geheimnis der Leibwerdung des Wortes vermag jeglichen verborgenen Sinn und jedes typologische Vorbild der Schrift sowie die Einsicht in die sichtbaren und die geistigen Geschöpfe zu erschließen. Wer das Geheimnis des Kreuzes und des Grabes erkannt hat, hat auch die Gestaltworte der vorgenannten Dinge erkannt. Wer schließlich auch in die unaussprechliche Kraft der Auferstehung eingeführt wurde, hat die Absicht erkannt, mit der Gott das All ursprünglich begründet hat.

67. Alles Sichtbare braucht das Kreuz. Das ist der Zustand, der die Beziehung der Kräfte, die über die Sinne auf es wirken, beendet. Alles Geistige aber benötigt das Grab. Das ist die völlige Unbewegtheit der Kräfte, die im Geist auf es wirken. Denn wenn die natürliche Tätigkeit und Bewegung auf alles hin mittels einer Beziehung aufgehoben ist, scheint das Wort, das allein an sich existiert, wie von den Toten erweckt auf. Alles aus ihm Gewordene (Joh 1,13) besitzt es in der Weise, dass es ihm zwar die Bestimmung verleiht, es selbst aber keinerlei Verbindung aufgrund einer naturhaften Beziehung zu ihm unterworfen ist. Denn das Heil der Erlösten ist gnaden- und nicht naturhaft (vgl. Eph 2,5).

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