Gesucht ist der Name eines Königs.

Natürlich nicht irgendeines Königs, sondern eines ganz besonderen. Ein König und Träger dieses Namens soll nach Rom gereist sein und dort den Papst getroffen haben. Er habe sich zum christlichen Glauben bekehrt und sich taufen lassen. Wenn diese Notiz zutrifft, wäre er der erste christliche König der Weltgeschichte. Doch diesen König meinen wir nicht, sondern nur einen Namensvetter, der ca. 170 Jahre früher lebte. Von ihm haben wir nur legendarische Überlieferungen, doch diese sind umso bedeutsamer. Immerhin hat einer der bedeutendsten Kirchengeschichtler ihnen einige Seiten gewidmet und will den Bericht sogar aus einschlägigen Archiven der Hauptstadt dieses Reiches belegen.

Ein einmaliger Briefwechsel

Im Kern handelt es sich dabei um nichts geringeres als um einen Briefwechsel zwischen diesem König und Jesus höchstpersönlich – womit wir so ganz nebenbei das einzige schriftliche Zeugnis Jesu hätten. Freilich finden sich im Brief des Königs bereits fast wörtliche Zitate aus Mt 11,5 bzw. Lk 7,22 und bei Jesus ein Schlüsselwort, das er nach dem Johannesevangelium nach seiner Auferstehung gesprochen hat. Eine berühmte Pilgerin will einige Jahrzehnte später diese beiden Briefe vom Bischof der Königsstadt gezeigt bekommen haben, bescheinigt aber, dass es auch in ihrer Heimat Kopien der Briefe gebe.

Nach diesem Briefwechsel hörte der König von den Wunderheilungen Jesu und lud ihn zu sich ein. Doch der Erlöser schlug die Einladung aus, denn er müsse zuerst seine Sendung erfüllen und dann zum Himmel auffahren. Danach aber sandte einer der Apostel – verehrt als Patron für die hoffnungslosen Fälle – einen aus dem Kreis der 70 Jünger Jesu in die Heimat des Königs, wo dieser in der Tat viele Wunder wirkte, den König selbst heilte sowie ihn und viele aus dem Volk bekehrte. Die Briefe Jesu und dieses Königs wurden dann auch am Stadttor und an Privathäusern der Königsstadt als Schutz gegen Schaden angeheftet, ein Brauch, der sich noch bis ins 19. Jahrhundert an manchen englischen Bauernhäusern fand.

Ein noch einmaligeres Bild

Doch das folgenschwerste Detail dieser Legende ist in anderen Quellen enthalten. Als Jesus seine freundliche Absage formulierte, malte der Archivar und Hofmaler des Königs ein Portrait Jesu und nahm es dem König mit. Damit hätten wir die erste Ikone Jesu, ein „Acheiropoieton (ein nicht von Menschenhand gemaltes Bild)“, eine „vera icona“. Eine analoge Überlieferung haben wir im Westen mit der Legende vom Schweißtuch der Veronika, das in der Peterskiche zu Rom aufbewahrt ist und am Karfreitag gezeigt wurde. In einer apokryphen Geschichte des genannten Jüngers und Apostels in der Königsstadt zeigt sich eine noch größere Nähe mit Veronika, denn danach habe Jesus sein Antlitz in ein Tuch gedrückt und dabei gesprochen: „Friede sei mit dir und mit deiner Stadt! Denn dazu bin ich gekommen, für die Welt zu leiden, aufzuerstehen und die Vorväter aufzuerwecken.“ Es heißt, das Jesusbild wurde dann zum König gebracht, es habe ihn geheilt habe und wurde schließlich über dem Stadttor aufgehängt. Wieder andere wollen damit nicht ihn selbst, sondern seine Tochter geheilt wissen. Wie auch immer, man kann sich vorstellen, wie wichtig diese Überlieferung des wahren Christusbildes gerade im Streit um die Zulässigkeit von Christus- und Heiligenbildern war, vor allem im „Ikonoklasmus (Bilderstreit)“ des Ostens im 8. und 9. Jahrhundert. Da wundert es einen nicht, dass ein byzantinischer Kaiser das Bild in seine Palastkapelle schaffen ließ. Doch nach einer für die Geschichte des Christentums peinlichen Geschichte verliert sich die Spur dieses Bildes.

Dazu bin ich gekommen, für die Welt zu leiden, aufzuerstehen und die Vorväter aufzuerwecken

Christus der Barmherzige (1. Hälfte 12. Jh., Museum für Byzantinische Kunst, Bode-Museum, Berlin)

Spuren…

Aber noch eine Spur für unser Rätsel: Auf den besagten Jünger und Apostel und seinen Schüler geht eine sehr alte Liturgie zurück, die bis heute zelebriert wird. In der schriftlichen Überlieferung finden sich allerdings keine Wandlungsworte. Unklar ist, ob sie aus Ehrfurcht nicht schriftlich festgehalten, wohl aber aus dem Gedächtnis gesprochen wurden oder ob sie tatsächlich fehlen. In der „Lehre“ dieses Jüngers wird die ganze Geschichte noch ein wenig ausgeschmückt. U.a. lockt der König Jesus in seine Stadt mit dem Argument, in Jerusalem werde er verfolgt und gekreuzigt, hier aber habe er zwar nur eine kleine, aber schöne Stadt, und darin sei Platz für sie beide, um hier in Ruhe zu leben. Heute liegt diese Stadt freilich nicht weit von der Grenze zu einem Land, in dem von Ruhe und Frieden leider ganz und gar nicht die Rede sein kann.

Nun aber genug der mehr oder weniger historischen Erinnerungen. Wirkungsgeschichtlich waren sie jedenfalls von großer Bedeutung. Darum nochmals die Frage: Wie lautet der Name des Königs? Der Name steht übrigens in den meisten Lexika ganz vorne.

eine kleine, aber schöne Stadt, mit Platz für sie beide, um hier in Ruhe zu leben

Einsendungen der Lösung

Wer die richtige Antwort gefunden hat (oder gefunden zu haben glaubt), sende eine E-Mail an:

andreas.wollbold@lmu.de

Es muss der Name des Königs, eine Mailadresse, der vollständige Name und die Postadresse angegeben werden; diese Daten werden nur im Rahmen dieses Rätsels verwendet. Außerdem schreiben Sie in wenigstens einem persönlichen ganzen Satz, wie Sie auf das Osterrätsel gestoßen sind. Einsendeschluss ist der

Ostermontag, 22. April 2019, um 24 Uhr.

Als Preis werden unter den richtigen Einsendungen drei Exemplare meiner Erzählung „Der Einbruch“ verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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