Gesucht ist dieses Mal etwas Liturgisches. Genauer gesagt ein Utensil für die Heilige Woche, die Karwoche. Über viele Jahrhunderte war es genau genommen das in dieser Heiligen Woche am häufigsten gebrauchte besondere Utensil. Was jedoch über viele Jahrhunderte Kernbestand einer der bedeutendsten nicht-eucharistischen Liturgien in dieser heiligen Zeit gewesen war, ist heute vielfach verschwunden. Auch diesen ganzen Gottesdienst trifft man nur noch ausnahmsweise an, zumindest in den meisten Gemeinden. Aber was nicht mehr ist, das kann ja wieder einmal werden. Lohnen würde es sich wirklich, nicht zuletzt weil das Utensil sich durchaus auch in der evangelischen Liturgie findet. So könnte man diese Feier sehr gut auch ökumenisch halten. Dadurch würde sich dann auch gar nicht erst die Frage nach der Interkommunion bei Eucharistie und Abendmahl stellen. Außerdem ist es wohl der einzige liturgische Anlass, bei dem man das hebräische Alphabet lernen kann – dies allerdings auf eine ziemlich klägliche Art.

Fotos M. Schulze: Beelitz

Etwas für Aufmerksame

Doch zurück zum gesuchten Utensil. Wer es bedient, muss schon gut aufpassen, weshalb es eine Auszeichnung für jeden strebsamen Ministranten ist, wenn ihm diese Aufgabe zugeteilt wird. Doch Aufmerksamkeit allein genügt nicht, er muss auch zählen können, nämlich bis 15. Das sind aber schon sozusagen herabgesetzte Preise, denn wenn er nicht im Jahr 2021 diese Aufgabe versehen würde, sondern irgendwann im neunten Jahrhundert im heutigen Frankreich, dann hätte er bis 24 zählen müssen, oder eigentlich sogar bis 72 (Mathematiker aufgepasst: was hat das mit 24 zu tun? Wer’s weiß, hat damit bereits eine heiße Spur zur Liturgie unseres Utensils.). Anderswo war umgekehrt auch wieder weniger zu zählen, also statt bis 15 nur bis 14, bis 12, bis 9 oder sogar nur bis 7 (ja, gelegentlich gab es auch etwas Siebenarmiges in der katholischen Kirche). Die mal wieder erzkonservativen Römer kannten im 9. Jahrhundert dagegen noch gar nichts Entsprechendes. Die gallischen Fortschrittler hatten dagegen zu dieser Zeit bereits richtig schöne symbolische Erklärungen für den Brauch gefunden.

Zahlenmystik

Jedenfalls hat sich seit Jahrhunderten die Zahl 15 eingebürgert, und das aus gutem Grund. Denn 15 = 3 + 3 + 3 + 5. Moment mal, wer genau mitrechnet, kommt da doch nur auf 14! Deshalb ein weiterer Hinweis: Das mit der 15 hatte eben eine ganz besondere Bewandtnis, und darum wurde um diese Zahl auch ein ganz besonderer Ritus mit einer großen Symbolik veranstaltet. Das hinderte die Karwochenreform von 1950 allerdings nicht, den entsprechenden Ritus einfach abzuschaffen, zusammen auch mit dem von dramatischen Gesten begleiteten Gesang eines berühmten Psalmes. Wobei wir beim Gesang wären. Unsere Liturgie hat die bedeutendsten Kirchenmusiker zu Schöpfungen von ergreifender Schönheit inspiriert – wohl zu schön für die in karge Schlichtheit verliebten Reformer.

Und noch ein Hinweis: Die zu unserem Utensil gehörige Liturgie führt einen Namen, der zur Hälfte beinahe an Weihnachten erinnert. In Wirklichkeit ist diese Hälfte nur eine Eindeutschung der lateinischen Bezeichnung für einen uralten Gottesdienst. Im Volksmund hat man hier und da aus einem bestimmten Grund dieser schein-weihnachtlichen Bezeichnung noch etwas vorangesetzt, was nun gar nicht nach Weihnachten klingt, eher nach dem Wolf und den sieben Geißlein. Doch eine Tiersegnung ist bei diesem Gottesdienst auch wieder nicht vorgesehen, wohl aber etwas, was ganz besonders den Lausbuben unter den Ministranten ein geradezu diebisches Vergnügen macht. Vielleicht war das ja der Grund, warum die etwas oberlehrerhaften Reformer von 1950 auch diese unschuldige Freude für Jung und Alt aus der Liturgie entfernten.

Was ist es denn nun?

So, alles klar? Dass hier nicht nach der Osterkerze gefragt ist, dürfte nachvollziehbar geworden sein. Wonach aber sonst? Wie heißt das gesuchte Utensil? Weil es regional unterschiedliche Namen dafür gibt, wird jede gültige Bezeichnung als richtige Lösung akzeptiert. Wer’s weiß, schicke seine Antwort an

andreas.wollbold@lmu.de

Einsendeschluss ist der Weiße Sonntag, 11. April, um 24 Uhr. Bitte geben Sie auch Ihre Postadresse an und kleiden die Antwort in einen ganzen Satz, der mit eigenen Worten erläutert, worum es bei diesem Utensil geht. Zu gewinnen sind auch dieses Mal wieder zwei Exemplare meines Sakramentenbuches oder ein anderes Buch als Ersatz. Viel Spaß beim Rätseln, viel Erfolg beim Herauskniffeln und schließlich viel Glück bei der Verlosung! Bis dahin aber eine gesegnete Fastenzeit!

Ein Gedanke zu „Osterrätsel 2021

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