Das diesjährige Osterrätsel führt uns auf eine Brücke, genauer gesagt vor die Figur auf einer Brücke. Nein, es ist nicht die Engelsbrücke in Rom. Dieser Schnellschuss ginge voll daneben. Denn so schnell schießen die Preußen nicht. Also Preußen, also Berlin? Spreebrücken? Nein, die stolze Bundeshauptstadt halten wir für einmal auf Abstand und suchen weiter: Welche Brücke ist gemeint? Kenner meiner Homepage tippen jetzt vielleicht auf eine der Brücken in Saarbrücken, meiner Heimatstadt, die wohl leider viel zu wenige einer eifrigen Rätseler überhaupt je persönlich zu Gesicht bekommen haben. Also auch nicht! Vielleicht die Golden Gate Bridge in San Francisco, die Tower Bridge in London oder…? Nein, wildes Herumraten der ponti-fikalen Prominenz führt sicher nicht zum Ziel. Da müssen wir schon ein bisschen systematischer vorgehen, sonst tappen wir in Sachen Brücke im Dunkeln und fallen am Schluss sogar in den Fluss. Was übrigens einer katholischen Prominenz schon einmal sehr spektakulär und mit königlicher Hilfe gelungen ist (ich weiß, die Historiker werden jetzt herummäkeln…). Also zumindest so ist viel verraten: Eine Flussbrücke ist es schon, und dieser Fluss wurde sogar einmal Gegenstand einer wunderbaren Programmmusik. Dieser Fluss befindet sich in einer Stadt, direkt unterhalb von Dom und Burg. Ich weiß, für sich allein genommen ist das auch noch kein heißer Tipp. Was aber, wenn wir erfahren: Diese Stadt weckt Frühlingsgefühle, allerdings ganz eigener Art, und zwar eher politisch als romantisch. Andererseits hat hier nicht eine Brücke, sondern ein Fenster einmal Weltgeschichte gemacht (nein, Erfurt ist es nicht, mit Willy Brandt am Fenster des Hotels „Erfurter Hof“ am 19. März 1970 bei seinem Treffen mit Willi Stoph). Und nicht in der Hauptstadt Thüringens oder auch Preußens, sondern in der Bayerns entschied sich einmal auf traurige Weise das Geschick dieser Stadt und ihres ganzen Landes. (Für München-Kenner: Heute wird dort diese schändliche Erinnerung durch viel Musik wettzumachen versucht.) Schließlich hat diese Stadt auch berühmte jüdische Literaten hervorgebracht; einer davon war mit einem Roman schon einmal Gegenstand eines früheren Rätsels. Und nun auch wieder etwas frommer: Die Stadt beherbergt auch eine überaus populäre Darstellung des Jesuskindes, das schon vor Jahrhunderten mit kostbaren Gewändern und Krone seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat.

So, ist die Stadt jetzt genug eingekreist? Dann der nächste Schritt: Besuchen Sie die berühmteste Brücke dieser Stadt, direkt an der Altstadt, wie man hier mit ganz besonderem Recht sagen darf. Die Brücke zieren etwa 30 barocke Figuren aus Stein. Nein, jetzt ist nicht die Figur eines berühmten Sohnes der Stadt gemeint, der zu dieser Brücke ein recht ambivalentes Verhältnis hatte und für den Reden nicht Silber, Schweigen aber Tod bedeutete. Wir suchen vielmehr das besonders schöne Bildnis einer Heiligen auf dieser Brücke. Sie ist die in diesem Rätsel Gesuchte, und sie stellt die Heilige mit ihrer besonderen Kreuzesliebe dar. Diese geht auf einer innige Vision zurück. Die Heilige gehörte einem Orden an, der besonders im Mittelalter viele Mystikerinnen hervorgebracht hat. Auf dem Bild löst sich der rechte Arm Christi vom Kreuz und umarmt die Seherin, die sich ganz der Schau seines Antlitzes ergibt.

So, nun müsste alles klar sein. Allenfalls ein bisschen geduldige Recherche braucht es noch, und dann können Sie die richtige Lösung einsenden an

andreas.wollbold@lmu.de

Noch einmal knapp und klar: Gesucht ist der Name der Stadt, der Brücke und der auf dem Bildnis dargestellten Heiligen.

Einsendeschluss ist Sonntag, 1. Mai 2022, um 24 Uhr. Verlost wird dieses Mal ein Exemplar meiner Übersetzung und Kommentierung der „Geschichte einer Seele“ der hl. Therese von Lisieux. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ein Gedanke zu „Osterrätsel 2022

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