Thomas Mann

Thomas Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen

Nachwort von Hanno Helbling (= Gesammelte Werke in Einzelbänden, Frankfurter Ausgabe. Hg. von Peter de Mendelssohn), Frankfurt a. M. 1983.

Thomas Mann 1926 (Quelle: wikicommons)

Thomas Manns bedeutendstes Werk ist es nicht, was da 1918 bald nach dem Waffenstillstand erschien, erst recht nicht sein schönstes. Wahrscheinlich aber sein umstrittenstes, was angesichts des Themas, der politisch-kulturellen Standortbestimmung seiner selbst und Deutschlands im Krieg, beinahe unvermeidlich war. Und dass er immer wieder spitze Attacken gegen Demokratie, Pazifismus und Fortschritt reitet und dass er den Deutschen eine unüberwindliche Aversion gegen die Demokratie attestiert (30), macht seine Sache sicher nicht besser. Seine politische Position hat er bekanntlich bereits 1922 in „Von deutscher Republik“ deutlich revidiert, und abgeklärter sind sie zweifellos in seinen Rundfunkansprachen „Deutsche Hörer!“ (1945), seiner Rede „Deutschland und die Deutschen“ (1945) oder im „Doktor Faustus“ (1947), und schon die „Betrachtungen“ ergründen Seiten in seiner eigenen Persönlichkeit, die dem Fortschritt zur Demokratie durchaus Nahrung geben könnten (vgl. 40). Weiterlesen