Askese „en passant“

„Keine Zeit und trotzdem fit!“ Mit diesem Versprechen locken Fitnessangebote all diejenigen, die nicht viele Stunden im Fitnessstudio, auf dem Fahrrad oder im Verein schwitzen wollen und trotzdem nicht herumhängen wollen wir einen Schluck Wasser. „Keine Zeit und trotzdem fit!“ Das ist das Motto für die en-passant-Fitnessprogramme. Ganz nebenbei, ohne Extrazeit und besonderen Aufwand kann man ihre Übungen nämlich in den gewohnten Ablauf des Tages einbauen. Das Auto steht an der roten Ampel? Bitte zehn Sekunden lang fest das Lenkrad umgreifen. Man sitzt in einer langweiligen Besprechung fest? Besonders ergiebig! Zwischendrin mit den Händen die Sitzfläche umgreifen und fest anziehen, dann mit aller Kraft mit der rechten Hand die linke Innenseite des Knies und mit der linken die rechte Innenseite des Knies gegen drücken. Usw. usw. Nach drei, vier Wochen schaut man in den Spiegel und blickt erstaunt ein zweites Mal hin. Sollen das etwa Muskeln sein, am Oberarm am Bauch und an den Schenkeln? Wirklich kein Couchpotatoe mehr, kein untrainierter Stubenhocker? Genial! Weiterlesen

Osterrätsel 2018

Ein kluger Kopf…

strohblond, ein dicker Kopf, groß, stämmig, gesund, zäh und auf dem Haupt ein wenig kahl…

Als er dieses Buch begann, lebte er für einige Jahre in einem weltweit bekannten Wallfahrtsort, und zwar an einem durchaus idyllischen Platz mit einem guten Blick über die Dächer der Stadt und direkt neben einer schönen alten Kirche, die heute vor allem wegen ihrer uralten Holztüren bestaunt wird. Diese war zwar nicht vorrangiges Wallfahrtsziel, aber doch liturgisch an einem besonderen Tag sehr bedeutsam. Doch er war ohnehin ganz der Gelehrte, der am liebsten zwischen Büchern oder unter Studenten saß, lehrte, schrieb oder diskutierte. Dass er – strohblond, ein dicker Kopf, groß, stämmig, gesund, zäh und auf dem Haupt ein wenig kahl – freilich überhaupt den Mund aufmachte, war nicht selbstverständlich, denn seine Freunde verglichen ihn liebenswürdig-ironisch mit einem Tier, das nur sehr gelegentlich von sich hören lässt. Weiterlesen

Hurra, ich werde Pate!

Liebe Tante, lieber Onkel,
in meinem Leben brauch‘ ich Menschen, mit denen ich lachen kann, die jederzeit ein offenes Ohr für mich haben, die mit mir spielen, Quatsch machen, für mich da sind und denen ich zu 100 % vertrauen kann.
Ich glaube, mit dir habe ich einen solchen Menschen geschenkt bekommen. Und dass du mir nicht „verloren“ gehst, möchte ich dich fragen: „Magst du meine Taufpatin sein?“

Ein weinrotes Blatt liegt im Kuvert, darauf stehen mit schwungvoller Schrift diese Worte. Ein Kind ist geboren, bald ist Taufe. Wer wird Pate, wer wird Patin? Einer oder zwei? Geschwister, Kousins oder die allerbeste Freundin von Mama, der beste Buddy Papas? Egal, als Pate gefragt zu werden ist eine Auszeichnung. Weiterlesen

Barmherzigkeit und Almosen

Denn gebt, dann wird auch euch gegeben werden. […] denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch eich zugeteilt werden (Lk 6,38)

Ja, man kann nicht genug darüber staunen: Die Menschen riefen „Kreuzige ihn!“, Christi Antwort aber ist das neue Leben: Friede sei mit euch! Er sieht die Kreuziger – und sieht darin die Verblendung, die Irreführung, das Rennen ins Verderben. Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34). Auf der einen Seite das Elend der Bosheit, auf der anderen Seite das unerschöpfliche Mitleid. Die Menschen… erbärmlich. Gott… barmherzig. Weiterlesen

Correctio fraterna: gute Kritik üben

Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht!

Manchmal möchte ich jemandem ganz gewaltig auf die Füße treten… und ich tue es dann doch nicht. Wahrscheinlich bin ich zu streng erzogen, zu furchtsam oder – das ist meine Vermutung – irgendwann dann doch zu vernünftig: „Was bringt’s denn letztlich?“ Na ja, Vernunft ist doch eine wunderbare Sache. Aber vernünftig kann auch im Gegenteil heißen: Ich muss diesem Jemand auf die Füße treten, auch wenn mir gar nicht danach ist. Weiterlesen