Die Beihilfe zu einem vorzeitigen Lebensende gilt heute vielfach als Ausdruck des Respektes vor dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen. So hat es sogar das deutsche Bundesverfassungsgericht am 26. Februar 2020 vorgegeben: „Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen.“ Die deutsche Gesetzeslage ebenso wie die in vielen anderen Ländern hat bereits ein Recht auf Euthanasie konstituiert und entsprechende Vorgehensweisen etabliert oder wird dies in nächster Zukunft tun. Doch wurde mit dem Euphemismus vom „selbstbestimmten Sterben“ nicht ein fataler Irrweg eingeschlagen? Umso mehr tut Klarheit not – Festigkeit in den Grundprinzipien ebenso wie Orientierung für den konkreten Einzelfall, der ja immer von vielen Nöten und Bedrängnissen geprägt ist. Das neuere katholische Lehramt hat sich dazu vor allem an drei Stellen geäußert, dem „Weltkatechismus“, einer Erklärung der Glaubenskongregation und der Enzyklika „Evangelium vitae“ von Johannes Paul II. Weiterlesen
Homosexualität und kirchliches Lehramt
Lehramt und Homosexualität [Text als pdf]
Homosexualität ist ein sensibles Thema. Für die Betroffenen verbindet es sich oft mit einem jahrelangen Suchen, nicht selten auch mit Verletzungen und Verletzen. Da kommen eigene Veranlagungen, sexuell prägende Erfahrungen vielleicht schon in der Jugend ebenso wie Reaktionen der Umwelt zusammen. Zunehmend haben gesellschaftliche Einstellungen und Stimmungen, Trends und Themen aus den sozialen Medien Einfluss und prägen Wertvorstellungen. Was ist in Ordnung und was nicht, das Urteil darüber ist ein ganz persönliches, aber es ist oft das Ergebnis von vielen Faktoren, die den Einzelnen nur teilweise bewusst sind. Daraus entstehen Lebenswege, die nicht selten alles andere als gradlinig sind. Viele erleben auch, dass sie niemals ganz in bestimmte Raster passen, die ihnen sozial vorgegeben werden, und sie suchen nach einer Orientierung, die ihnen wirklich weiterhilft. Hinter klaren Ansichten kann sich eine fragile, verletzliche Persönlichkeit verbergen. Weiterlesen
Lehramtliche Texte zur Frage der Frauenordination – ein kleiner Führer
Kann die katholische Kirche Frauen zu Priestern weihen? Diese Frage ist wieder aktuell. Angesichts der Diskussionen auf dem „Synodalen Weg“, in kirchlichen Vereinigungen und Gremien und in der Theologie ist die genaue Kenntnis der Dokumente des Lehramtes unerlässlich. Darum werden hier die entscheidenden Texte in Auszügen, mit Link zum Volltext und mit kurzen Einleitungen zum Verständnis vorgestellt. Zwei Schlüsseldokumente ragen dabei heraus:
- Die Erklärung „Inter insigniores“ der Glaubenskongregation von 1976 (1.) und
- Das Apostolische Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ (2.).
Sie stehen darum im Mittelpunkt, zusammen mit einigen sie begleitenden und erläuternden Texten (1. und 2.). Es folgen einige weitere Texte des päpstlichen Lehramtes, die die Schlüsseldokumente bekräftigen und in Einzelpunkten vertiefen (3.). Dieser umfangreiche Blog ist auch als pdf downloadbar. Weiterlesen
Lehramt – und wie?
„Fest soll mein Taufbund immer stehn,
ich will die Kirche hören!
Sie soll mich allzeit gläubig sehn
und folgsam ihren Lehren!“ (GGB 808, Ausgabe München und Freising).
So lauten die ersten vier Zeilen des bekannten und beliebten Gelöbnisliedes von Christoph Bernhard Verspoell (1810). Seine unbefangene Kirchlichkeit war der Nachkonzilszeit wohl nicht mehr geheuer. So ist im Gesang- und Gebetbuch ein purgierter Text von Karl Günter Peusquens von 1974 zu finden:
„Fest soll mein Taufbund immer stehn,
zum Herrn will ich gehören.
Er ruft mich, seinen Weg zu gehen
und will sein Wort mich lehren“ (GGB 807).
Nicht falsch, aber eben doch Pointe verpasst: Die Zugehörigkeit zum Herrn entscheidet sich immer auch an der Treue zur Kirche und ihrer Lehre. Grundsätzlich haben wir diesen Zusammenhang in einem eigenen Blog „Lehramt – wozu?“ dargelegt. Er ruft nun aber förmlich nach einer Fortsetzung „Lehramt – und wie?“ Wie also geht man mit den ganz unterschiedlichen Äußerungen des Lehramtes um? Da stehen eine Menge von Einzelfragen zur Klärung an. Wer da nicht genau unterscheidet, überzieht das Prinzip Lehramt und bringt es dadurch in Verruf. Weiterlesen
Lehramt wozu?
Man muss sich schon gehörig die Augen reiben. Was ist das denn? Ausgerechnet in der katholischen Kirche scheint es seit neuestem kein Lehramt mehr zu geben. Priestertum der Frau, Interkommunion, Zusammenhang von Weiheamt und Leitungsvollmacht, Heiligkeit und Bestimmtheit der Ehe, kurz alles, was das Lehramt seit Jahrzehnten nicht müde wird unmissverständlich vorzulegen, gilt in vielen Theologen- und kirchlichen Kreisen bloß noch als eine angeblich schlecht begründete Meinung, die man nicht weiter ins eigene Kalkül einbeziehen muss. Oder genauer: die bloß ins Machtkalkül einbezieht, wobei man darauf hofft, dass die größere Macht allemal die öffentliche Meinung ist, die dem Lehramt schon Beine machen und vor sich hertreiben wird (was ja leider nicht ganz aus der Luft gegriffen ist). Weshalb der Dissens dann auch sofort die Medienöffentlichkeit sucht, anstatt Papst und Bischöfen mögliche Schwächen in der Argumentation im persönlichen Gespräch darzulegen. Darum übrigens auch das Liebäugeln mit einem Dritten Vatikanischen Konzil. Ein Scherzbold würde wohl eher das erste Konzil von Limburg prognostizieren, weil dann ja die wichtigsten Konzilsmacher mit dem Fahrrad und ganz ohne CO2-Ausstoß anreisen könnten. Weiterlesen