Max Weber (1864-1920)

Max Weber, Wissenschaft als Beruf. Nachwort von Friedrich Tenbruck; ders., Politik als Beruf. Nachwort von Ralf Dahrendorf, Stuttgart 1995. 1992

 

Max Weber auf der Lauenstein Tagung 1917

Max Weber liest man immer mit Gewinn, auch dann, wenn man ihm nicht in allem zustimmen kann. Denn Weber vereint einige Vorzüge, die unter deutschen Gelehrten nur selten zu finden sind:

  • eine umfassende Bildung und Belesenheit, mit der er mühelos von altbabylonischen Sternenkundigen über chinesische Mandarine und mittelalterliche Vasallen bis zu zeitgenössischen Revolutionären unterwegs sein kann;
  • den Blick des Soziologen für die materiellen Grundlagen von ansonsten häufig rein idealistisch abgehandelten Wirklichkeiten wie Staat, Wissenschaft, Journalismus und Macht;
  • den Willen zur Integration verschiedener Aspekte in seine „verstehende Soziologie“: Ökonomie im Zeichen der Ausbildung des Kapitalismus als System rationalen Wirtschaftens, epochaler Wandel zur Entzauberung der Welt, rationaler Verwaltungsstaat und nicht zuletzt Einfluss religiöser Überzeugungen und ihrer Säkularisierung auf die Ausbildung der modernen Welt;
  • schließlich eine ausgesprochene rhetorische Begabung, die ihm immer wieder eine treffende Formulierung, den exakten Begriff, das goldene Zitat eingibt (beide Vorträge wurden ursprünglich frei und in äußerst lebendiger Rede gehalten, mitstenographiert und dann von Weber zu kleinen Traktaten verschriftlicht).

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