Ratschläge zur Taufe eines Kindes

Die Taufe eines neugeborenen Kindes ist eines der schönsten Familienfeste. Voll Dankbarkeit, gleichzeitig auch überwältigt von all dem Neuen, das ein Baby mit sich bringt, feiert eine junge Familie mit Verwandten und Freunden. Meist ist es das erste Fest, in dem die Familie allen ihr Kind zeigt. Zum ersten Mal wird der Name des Kindes genannt, und so gehört es von jetzt an fest zum Kreis der Familie. Zugleich ist die Taufe eine Feier der Kirche. Sie ist das erste Sakrament:
•    die „Eingangspforte zu allen Sakramenten“,
•    die Aufnahme in die Kirche,
•    der Beginn eines neuen Lebens in Glaube, Hoffnung und Liebe,
•    die Annahme von Gott, dem Vater, als sein Kind, und sein besonderer Schutz und seine Vorsehung,
•    die Befreiung von der Erbsünde, d.h. aller Macht des Bösen in der Welt, und
•    die Einordnung des Kindes in die Tradition der Familie und ihrer Kultur, zu der das Christentum gehört, selbst wenn man kein großer Kirchgänger ist.
Was kann man für diese Feier raten? Für die äußere Gestaltung gibt es viele Hinweise im Internet, in Büchern und auf Flyern. Wie immer muss man da Spreu vom Weizen trennen. Dazu sollen diese Ratschläge helfen. Da sind zuerst fünf Gründe, mit der Taufe nicht lange zu warten. Dann gibt es sechs Tipps für die Vorbereitung.

Nicht lange mit der Taufe warten

Taufen Sie bald nach der Geburt! Die Taufe ist das erste Familienfest mit dem Kind und das erste Sakrament. Beides drängt dazu, nicht allzu lange mit der Taufe zu warten. Deshalb rät die Kirche zur Taufe möglichst bereits im ersten Monat nach der Geburt oder doch zumindest so bald wie möglich. Denn sie steht am Anfang und nicht erst da, wo der Krabbelradius die Zwanzigmeterlinie überschritten hat. Und beim kleinen Säugling sind die Chancen auch am größten, dass er bei der Taufe nicht zum lautstarken Alleinunterhalter wird. Warum also möglichst bald taufen?
1. Das Wichtigste zuerst. Wie bei allem im Leben, gilt dieser Satz besonders für die Taufe. Sie ist die große Weichenstellung fürs Leben, und die sollte rasch, entschieden und ohne Zögern vollzogen werden. Also: Prioritäten setzen und nicht mit der Taufe warten!
2. Das Leben zuerst. „Hauptsache, das Kind lebt und ist soweit gesund!“ Das ist die erste Reaktion der Angehörigen auf die Geburt. Das Neugeborene ist noch so zart und zerbrechlich, da konzentriert sich erst einmal alles darauf, dass es robust und stark wird. Das beste, bewährteste Lebens-Elixir ist die Taufe. Sie schenkt ein Leben in Fülle. Denn Gott garantiert dem Kind ein unzerstörbares, ewiges Leben. Alle Gefahren sind nichts dagegen. Das ist wichtiger als der Impfpass, und das will schon etwas heißen.
3. Zuerst vor Krankheiten schützen. Das tun wir heute schon in der Schwangerschaft. Doch es gibt nicht nur Krankheiten des Leibes, sondern auch die Krankheit der Seele. Das ist die Erbsünde. Aber was ist Erbsünde? Klar, Erb-Sünde ist geerbte Sünde. Also nichts, wo wir uns persönlich sozusagen in Schulden gestürzt haben, also gesündigt und etwas falsch gemacht haben. Gott sei dank, das geht bei einem so kleinen Kind ja noch gar nicht. Es ist ja noch ganz unschuldig und lieb. Geerbte Sünde ist das, was das Kind sozusagen als Ballast mit auf den Weg bekommt. Und das wiegt schwer. Adam und Eva haben vom Baum gegessen, obwohl Gott es ihnen verboten hatte. Deshalb wurden sie aus dem Paradies vertrieben. Seitdem herrscht die Sünde in der Welt, also Gewalt, Unterdrückung, Gehässigkeit und noch ein ganzer Rattenschwanz von üblen Dingen. Wenn ein Kind zur Welt kommt, wird es von diesem Gift der Welt angesteckt. Eine traurige Wahrheit: Es lebt in keiner heilen Welt und ist nun selbst ein Teil dieser Welt! Aber Gott sei dank, es gibt Heilung: die Taufe. Sie ist wie ein gründliches Bad, danach hat ein Täufling keine Spur von Erbsünde mehr in sich.
4. Zuerst Gefahren abwenden. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, sagt das Sprichwort. Für ein Kind ist es so wichtig, geschützt und geborgen zu sein. Wir Menschen tun da unser Bestes, aber bei allem guten Willen haben wir doch immer Grenzen. Eltern möchten gelassen bleiben und nicht ängstlich besorgt sein. Darum legen sie die letzte Sorge für ihr Kind in die Hände Gottes. Er ist allmächtig, er liebt das Kind unendlich. Die Taufe ist die Garantie Gottes dafür.
5. Gleich mit der Erziehung beginnen. Die ersten Jahre, ja sogar schon Monate sind die wichtigsten für das ganze Leben. Sie prägen tief. Die Taufe gibt dafür eine wunderbare Erziehungshilfe. Unsichtbar, aber wirksam kommt Christus in das Herz des Kindes – genau in dem Moment, da es mit dem Taufwasser übergossen wird. Er bringt ein Geschenk mit: Wie ein innerliches Taufwasser gießt er seine Liebe in das kleine Herz. Nach und nach wird sich das Kind diese Kraft zu eigen machen, es wird sie entwickeln und sichtbar machen. Es ist wunderbar zu entdecken, wie sich die Kraft des Guten im Lauf der Jahre immer mehr zeigt. Warum sollte das Kind länger ohne sie leben als nötig?
Praktisch: Melden Sie das Kind möglichst bald nach der Geburt in Ihrem Pfarramt an! Dafür müssen Sie noch keinen Wunschtermin haben. In vielen Pfarreien gibt es feste Tauftermine sowie vorher ein Taufgespräch oder Vorbereitungstreffen. Lassen Sie sich auf den vorgesehenen Tauftag ein, selbst wenn an ihm nicht alle Verwandten können. Einen Idealtermin gibt es sowieso nie, und am Ende ist man erstaunt und erfreut, dass sich dann doch fast alle freimachen konnten. Suchen Sie auch keine andere Kirche aus, sondern bleiben Sie in der Pfarrei. Sie ist Ihre Kirche am Ort! Übrigens: Auch Großeltern, Verwandte und Freunde dürfen freundlich raten und mithelfen, dass das Kind getauft wird.

Sechs Tipps für die Vorbereitung

1. Jede Familie möchte eine ganz persönliche Feier. Ganz individuell kann man die Feier nach dem Gottesdienst zuhause oder in einem Restaurant gestalten. Dazu gibt es tausend tolle Ideen. Die Feier in der Kirche ist jedoch keine Privatfeier. Da nimmt man am Gottesdienst der Kirche teil – manchmal auch gemeinsam mit anderen Familien. Bei der Taufe sind das uralte Riten, mit denen Kinder und Erwachsene seit 2000 Jahren getauft werden. Diese Riten sollen zur Geltung kommen und nicht durch eigene Extras in den Hintergrund gedrängt werden. Bitte, berücksichtigen Sie auch, dass der Spender der Taufe für den Ablauf zuständig ist und Sie Wünsche vorbringen, aber nicht die Feier selbst gestalten können. Das heißt nicht, dass die Feier nur sozusagen wie ein Film vor einem abläuft. Sie sind dabei stark beteiligt:
•    Der Täufling, seine Eltern und Paten haben einen ganz besonderen Platz in diesem Gottesdienst. Immer wieder werden sie persönlich angesprochen, sollen ihren Glauben bezeugen und die Riten wie Anlegen des Taufkleides und Anzünden der Taufkerze vollziehen.
•    Sie können eigene Wünsche äußern für die Wahl de Fürbitten und, wenn gewünscht, auch der Lieder (keine eigenen, sondern aus dem Gesangbuch der Kirche, dem „Gotteslob“). Wenn Sie eigene Fürbitten mitbringen, achten Sie bitte darauf, dass es wirkliche Bitten an Gott sind und nicht nur schöne Wünsche für das Kind.
•    Jemand kann auch die Lesung und die Fürbitten vortragen.
•    Die Taufkerze und das Taufkleid wählen Sie selbst aus und gestalten sie.
•    Vor allem sind Sie beteiligt, wenn Sie mitbeten und dadurch mithelfen, dass der Lebensweg dieses Täuflings gut wird.

2. Die Paten sind neben Täufling und Kind richtige Hauptpersonen bei der Taufe. Mit diesem Amt übernehmen sie eine lebenslange Verantwortung für das Kind. Sie begleiten es und sorgen besonders für seine religiöse Entwicklung. Dafür sollen sie selbst wirklich gläubig und nicht nur auf dem Papier Christen sein. Denn sie sind viel mehr als Geschenkeonkel oder -tanten. Ein Pate ist ein kirchliches Amt. Darum können es selbstverständlich nur Mitglieder der Kirche übernehmen, also niemand, der aus der Kirche ausgetreten oder gar nicht getauft ist. Evangelische Christen können als Taufzeugen mitwirken. Vielerorts ist auch verlangt, dass ein Pate bereits gefirmt ist. Fragen Sie rechtzeitig nach, ob dafür auch eine Patenbescheinigung notwendig ist.

3. Was tun, wenn nur ein Elternteil katholisch ist? Katholisch taufen? In der Kirche des anderen Partners? Oder erst einmal gar nicht? Wichtig wie bei allem ist die gemeinsame Lösung der Eltern, denn sie soll ja fürs Leben halten. Aber das ist nicht der kleinste gemeinsame Nenner, also „gar nichts“. Oft hört man: „Unser Kind soll später einmal entscheiden“, aber das trifft nicht den Punkt. Denn es geht ja darum, von Kindsbeinen an in den Glauben hineinzuwachsen. Das schafft Prägungen, die man als Erwachsener nicht mehr nachholen kann. „Gar nichts“, das wäre dann wie bei zweisprachigen Eltern, als würde man das Kind in gar keiner Sprache aufwachsen lassen und sich nur in Zeichensprache mit ihm verständigen. Für katholische Christen ist ihre Kirche besonders wichtig, und darum werden sie sich auch engagiert dafür einsetzen, dass ihr Kind katholisch getauft wird und aufwächst. Bei der Ehevorbereitung haben sich die Partner dazu ja schon einmal bereiterklärt. Eines ist aber nun wichtig: Nach der Taufe muss es weitergehen. Denn die Taufe schließt das Versprechen von Eltern und Paten ein, ihr Kind religiös zu erziehen. Wenn sie dieses Versprechen nicht ernsthaft abgeben können, wird man die Taufe aufschieben. Und wenn der andere Partner kein Christ ist? Es genügt für die Taufe, wenn einer der beiden Eltern die religiöse Erziehung übernimmt und der andere das nicht verhindert.

4. Die Taufe ist der Anfang eines Glaubensweges. Je mehr das Kind heranwächst, umso tiefer soll es im Glauben und in der Kirche beheimatet werden. Das versprechen Eltern und Paten, und es ist eine Aufgabe der ganzen Familie, besonders auch der Großeltern. Vom ersten Tag an wird man mit dem Kind beten und schon bald anfangen, die Feste des Kirchenjahres auch zuhause zu begehen. An Weihnachten, Sankt Martin und Nikolaus machen das beinahe alle, aber wie sieht es etwa mit dem Sonntag aus? Wie mit der Fastenzeit und Ostern? Man wird dem Kind von Gott erzählen, wird von Noah, von Abraham, von Mose und König David erzählen, ganz besonders aber von Jesus, seiner Mutter Maria und seinen Jüngern. Und natürlich wird man auch dazu erziehen, nach den Zehn Geboten zu leben und bei allem immer die Liebe zu Gott und zum Nächsten zu verwirklichen. Wenn man zu diesem Weg nicht bereit ist, hat auch die Taufe keinen Sinn. Denn dann wäre sie ein Versprechen, das man gar nicht halten will. In diesem Fall gibt es die Möglichkeit einer Segensfeier, auf die später einmal die Taufe folgen kann.

5. Wie die Geburt, so ist auch die Taufe ein großer Schritt für die Eltern (und vielleicht schon Geschwister). Es wird vielleicht nicht alles anders, aber vieles. Manchmal sind die Eltern noch nicht kirchlich verheiratet. Dann sollte die Taufe zum Anlass werden, vor Gott das Jawort auszutauschen. Denn nur so sind sie vor Gott verheiratet, leben im Sakrament der Ehe und haben für ihr Miteinander den Beistand und Segen Gottes. Unvergesslich ist eine Feier, in der zuerst die Trauung und dann die Taufe gefeiert wird. „Traufe“, also Trauung-Taufe nennt man das schon einmal augenzwinkernd. „An Gottes Segen ist alles gelegen“, wann bräuchte man das Ehesakrament mehr, als wenn man von ihm die Verantwortung für einen kleinen Erdenbürger erhalten hat?

6. Die Taufe ist schließlich auch ein großer Schritt im Glauben der Eltern. Gott hat ihnen ein  kleines menschliches Wesen anvertraut – was für ein Wunder! Für es werde sie ein Leben lang dasein, ihm Liebe und Geborgenheit geben, wunderschöne und schwere Zeiten erleben, es erziehen und ihm Vorbild sein. Das fordert heraus. Das stellt Fragen: Wofür lebe ich? Was sind meine Fundamente? Und eben auch: Glaube ich wirklich oder lasse ich mir nur mein „Stille Nacht“ an Weihnachten nicht nehmen? Vor und nach der Taufe werden die Eltern sich auch Zeit nehmen zur Besinnung und zum Gespräch: Wie können wir ein religiöses Zuhause schaffen? Was sind gute Gewohnheiten und Bräuche für das Gebet? Wie wird unser Verhalten vorbildlich? Vor der Taufe gibt es auch ein Taufgespräch mit dem taufenden Priester oder Diakon, manchmal auch eine Gesprächsreihe in einer Gruppe mit anderen Taufeltern. Spielen Sie da nicht aus der Reserve, sondern stellen Sie ihre Glaubensfragen und hören auf das, was die Seelsorger Ihnen antworten können. Denn da geht es nicht nur um praktische Fragen bei der Feier, sondern es ist ein Glaubensgespräch. Es wird Ihnen nicht gelingen, dem Kind etwas beizubringen, was Sie nicht selbst täglich leben.

 

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Taufbrunnen mit der Taufe Jesu durch Johannes (Foto: Richard Mayer)

Kaum war Jesus getauft, da öffnete sich der Himmel (vgl. Mt 3,16)

Bei jeder Taufe reißt der Himmel auf und Gott kommt ganz nahe. An uns liegt es, diesen Moment nicht zu verpassen.

[Dieser Text kann mit Nennung des Autorennamens „Andreas Wollbold“ auch in Pfarrbriefen, in Kirchenzeitungen oder auf Flyern o.ä. abgedruckt werden. Gerne kann er auch als Anregung für Predigten, Vorträge usw. dienen.]

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