Bei der Suche nach geeigneter wissenschaftlicher Literatur zu einem Thema geht es vielen, wie wenn sie ein großes Kaufhaus betreten. Meistens hat man noch keine klare Vorstellung, was man eigentlich will, und außerdem nur eine grobe Vorstellung von dem, was unter diesem Dach alles geboten wird. Und so kommt, was kommen muss: Man schlendert in Richtung der interessantesten Abteilung, lässt die Aufmerksamkeit unterwegs von einem attraktiven Angebot in Beschlag nehmen, greift dann in besagter Abteilung nach dem, was am geschicktesten drapiert ist und – man ist ja vernünftig – sagt irgendwann: „Es ist genug. Mehr kann ich sowieso nicht schleppen.“ Zuhause stellt man allerdings fest: Die Hälfte ist weitgehend unbrauchbar und die andere Hälfte zwar hübsch und nett, aber eigentlich braucht man doch etwas anderes. Hilft also nur, sich erneut auf die Socken zu machen. Nur, von selbst wird auch der zweite Anlauf nicht viel besser. Es sei denn, man ist ein gewitzter Einkäufer geworden. Und wie wird man das?

Aus der Verkaufspsychologie wissen wir: Wenn das Angebot übergroß ist, wählen die Kunden meistens nur aus einem ganz kleinen Kreis von Waren aus und lassen den Rest unbeachtet. 50 Shampoos, aber nur 2-3 schaut man sich genauer an. So wird aus dem Tante-Emma-Laden vielleicht Verschiedeneres mitgenommen als aus dem fünfstöckigen Kaufhaus. Oder erst recht aus dem Milliarden Möglichkeiten bietenden Online-Shopping. Nicht anders ist es bei der Literatursuche. Mit einem OPAC, drei Clicks und einem Suchwort hat man vielleicht 256 Ergebnisse. Man lässt sie sich nach Relevanz oder Erscheinungsjahr (absteigend) sortieren, bestellt die ersten 15 und ist mit sich und der Welt zufrieden. Aber das ist, als würde man im Eingangsbereich des Kaufhauses stehenbleiben, wo sich die Angebote, Aktionen und easy-to-go-Artikel finden. Nur mit verbundenen Augen 15 Bücher aus den Regalen zu ziehen wäre noch schlechter. (Oder meinetwegen auch die Variante für Romantiker: 15 Bücher mit einem pastellgrünen Einband…) Nun gut, das macht niemand. Aber ebenso holt fast niemand das Optimum für sein Thema aus dem milliardenschweren Bücher- und Beitragsberg heraus. Eher hat man den Eindruck: Trotz der immensen Suchmöglichkeiten (oder eben deswegen, siehe Tante-Emma-Effekt!) wird wenig gezielt gefunden. So, und spätestens jetzt muss die Frage fallen: Ja, wie macht man das denn nun optimal? Dazu vier Tipps. Bleiben wir dabei für heute bei der theologischen Literatursuche und heben uns die interdisziplinäre Recherche für ein andermal auf.

1. Zuerst und vor allem: wissen, was man braucht. Wie im richtigen Leben ist das mindestens die halbe Miete. Und wie bei den großen Lebensentscheidungen ebenso wie den kleinen Alltagsentscheidungen ist das ein bisschen „raffitückisch“. Drücken wir‘s einmal richtig scholastisch aus: Die meisten kennen zwar ihr Materialobjekt, aber noch nicht ihr Formalobjekt. Ein Beispiel: Ich habe eine neutestamentliche Seminararbeit zum Thema „Die Bekehrung des Paulus“ zu verfassen. Das ist das Materialobjekt, also der Inhalt bzw. die Was-Frage. Das Formalobjekt dagegen antwortet auf die Wie-Frage, also hier: Wie, unter welcher Rücksicht und mit welchen Aspekten behandele ich die Wandlung vom Saulus zum Paulus?

  • Geht es mir um eine Textanalyse der einschlägigen Stellen in der Apostelgeschichte und den Paulusbriefen?
  • Geht es mir um die Historizität vs. literarische Fiktion des Ereignisses?
  • Oder um eine religionspsychologische Einordnung dieser Lebenswende des Paulus im Rahmen der Conversion-Forschung?
  • Oder vielleicht um die Bedeutung dieses Ereignisses für das Werden der paulinischen Theologie?
  • Oder, oder, oder…?

Vor dem ersten Mouseclick ist also rigoros die Kernfrage zu klären, der status meiner Arbeit. Dazu an anderer Stelle mehr. Hier nur eines, warum es die Frage nach dem, was ich brauche, wirklich in sich hat. Denn da gibt es den paradoxen Effekt: Je genauer ich weiß, was ich will, umso mehr zeigt sich auch, dass ich einiges darum herum brauche. Also wie im Kaufhaus: Ich steuere zielstrebig auf eine neue Zahnbürste, mittelweich und mit dentalmedizinisch geformtem Griff zu, und stelle fest: Eigentlich brauche ich dazu auch noch Zahnbecher und Zahnpasta. (Oder doch auch noch den Ratgeber: „Schneeweiße Zähne bis ins hohe Alter“?). Bei Pauli Bekehrung also, religionspsychologisch betrachtet, benötige ich Hintergrundliteratur zur innerjüdischen Bewegung gegen die entstehenden Christengemeinden, zur Paulusbiographie, zur Psychologie von Bekehrungen und zur Konversionsbewegung im zwischentestamentarischen Judentum. Die Sonne hat ihre Korona, und das Thema seine Kontexte. Doch dafür genügt in der Regel verlässliche Überblicksliteratur. Diese aber unter Tausenden von Titeln (geben Sie etwa einmal „Paulus“ im OPAC ein!) zu finden, das ist eben… „raffitückisch“.

2. Lernen Sie das Handwerk des Bibliographierens von der Pike auf! Dazu gibt es hervorragende Anleitungen, etwa bei Albert Raffelt, Theologie studieren, und Gerhard Schwinge, Wie finde ich theologische Literatur (die genauen Titel finden sich ganz am Ende). Hier nur knapp und zur Erinnerung: Bibliographieren geht schrittweise – ganz so wie im Kaufhaus.

  • Zuerst der gute alte Einkaufszettel: Aus einschlägigen Lexika (Fachlexika zu den einzelnen Disziplinen nicht vergessen!) oder Literaturlisten eines Seminars o.ä. erhalte ich ausgewählte Standardwerke als Literaturempfehlung zum Thema. Das ist eine gute Ausgangsposition für die weitere Suche nach dem „Schneeballsystem“.
  • Dann die Suche in bestimmten Abteilungen: Die Standardwerke enthalten selbst wiederum umfangreichere Literaturverzeichnisse, die ich gewinnbringend durchstöbere. Ebenso kann ich mich in Präsenzbibliotheken (ja, durch die Regale zu stöbern ist wunderbar wie im Kaufhaus! – nur bitte dabei die Zeit nicht vergessen und das eigene Ziel nicht aus den Augen verlieren) oder (viel zu selten genutzt!) im OPAC entsprechend der Regensburger Verbundklassifikation in die Literatur zum Themengebiet einarbeiten.[1] Der leider nur ganz selten erreichte Idealfall: Die gerade erst erschienene profunde Monographie, Dissertation oder noch besser das Meisterwerk mit einer zuverlässigen Erfassung aller relevanten Titel.
  • Dann erst das Online-Shopping, sprich: die Internet-Recherche in OPAC‘s[2], Suchmaschinen, Datenbanken (vgl. den Überblick beim Datenbank-Infosystem DBIS; Premium: der „Index theologicus“, die ATLA-Database sowie die Fachbibliographien wie BILDI [Innsbruck], Bibil [Lausanne] und der „Ecole biblique“ [Jerusalem – Stichwortsuche nur auf Französisch] für die Bibelwissenschaft, den wirklich ausgezeichneten [allerdings französischen] patristischen Leitfaden der „Sources chrétiennes“, die Bibliothek des „Deutschen Liturgischen Instituts“ für Liturgiewissenschaft und KALDI für die Kanonistik), Gnomon, Google Scholar (Gut, ich gebe zu, als geborenem Sesselhocker unterläuft es mir mehr als einmal, dass ich mit diesem Schritt beginne!). Nur nochmals zur Erinnerung: Der Rettungsring gegen das Ertrinken in der Flut des Gefundenen ist das klar definierte Material- und Formalobjekt. Und das Baldrian gegen die ansteigende Nervosität bei allzu hohen Bücherbergen findet sich in den Blogs „Wie man ein Buch liest – mit Gewinn“, „Neun Ratschläge für Recherchen im Internet“ und nächstens den Blog „Schritte zur wissenschaftlichen Arbeit“. Oder noch einfacher und ganz rasch die Methode der Kaufhausdetektive, sprich: der sekundenschnelle Blick auf Titel und Untertitel, ins Inhaltsverzeichnis (oft schon online) und „Weitere Angaben“ zum Buch.
  • Schließlich der zweite Anlauf beim Einkauf, wenn ausgerechnet die Ananas zum Toast Hawaii noch fehlt, also das Nachbessern aufgrund von Literaturhinweisen z.B. in Fußnoten oder Literaturverzeichnissen.

Schon jetzt aber die Warnung: Jedes Kaufhaus hat wenigstens hierzulande immer noch begrenzte Öffnungszeiten und ein bestimmtes Sortiment. Ebenso erfassen alle bibliographischen Mittel immer nur einen begrenzten Bestand an Titeln. Vielfach sind z.B. ältere Titel noch gar nicht erfasst, oft liegt der Schwerpunkt auf bestimmten Ländern, nicht selten werden bestimmte Forschungsgebiete schwerpunktmäßig behandelt. So beginnt der „Index theologicus“ 1970, wobei der Bestand bis 1987 nur als gescanntes pdf vorliegt. Deshalb am besten immer auch nochmal in einschlägigen OPACs aus dem englisch-, französisch, italienisch-sprachigen Raum suchen (üppig, aber besonders bei der Autorensuche weitführend sind auch die Nationalkataloge, z.B. der „Library of Congress“ in den USA und der „Bibliothèque Nationale“ in Frankreich. Vieles überschneidet sich, aber für die drei Bücher zusätzlich lohnt es sich… oft.

3. Wenn Sie all das getan haben, sagen Sie doch: Unnütze Knechte sind sie alle – solange ich mir nicht ihre Arbeit auch kritisch angeschaut habe. Es ist wieder wie im Kaufhaus: Bei all den wunderbaren Sachen und Sächelchen darin vergisst man leicht, dass das Kaufhaus selbst nur ein ganz bestimmtes Segment im Warenmarkt repräsentiert: Kaufhof ist nicht Kaufland, und erst recht nicht Harrod‘s, Fortnum & Mason in London oder die Galeries Lafayette in Paris. D.h. jedes Lexikon, jede Literaturliste, jede Datenbank hat ihre Voraussetzungen, sie positionieren sich innerhalb der Wissenschaftslandschaft. Damit stellen sie ein bestimmtes Segment in den Mittelpunkt, innerhalb dessen sie die Bandbreite der Literatur meist getreu abbilden. Was dagegen an seinem Rand liegt, wird nur sporadisch wahrgenommen, was ganz außerhalb liegt, wird von seinem Radar überhaupt nicht mehr erfasst. Das gilt noch einmal mehr von einer so richtungsabhängigen Wissenschaft wie der Theologie. Sie ist immer perspektivisch und nie einfach „objektiv“ (Das gilt übrigens für jede Wissenschaft, die Theologie ist da nur von vornherein offen und reflektiert dementsprechend gründlich darüber, wie sie ihre Perspektive rational verantworten kann.) Vier Beispiele dafür und danach einige Konsequenzen zu diesen Perspektiven.

  • Am ehrwürdigsten ist die konfessionelle Das war bis zum II. Vaticanum selbst für theologische Laien auf Anhieb erkennbar. Klar unterschieden sich evangelische oder katholische Theologie in ihren Voraussetzungen, Grundpositionen, Ansätzen und Methoden, oft auch in ihrer apologetischen Abgrenzung. Das findet sich seitdem nur noch selten in offener, direkt greifbarer Form. Die Regel ist dagegen das Bemühen, grundsätzlich für alle Theologien offen zu schreiben. Das hat freilich zwei Folgen: 1. Die Kirchen- und Bekenntnisbindung wird manchmal eher diffus, d.h. sie versteht sich als eine Diskursgemeinschaft, nicht als inhaltliche Voraussetzung der Theologie. Eine wichtige Rolle spielt dabei die sogenannte Wertfreiheit bzw. Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft, wie sie Max Weber vortrug, für die Theologie aber nicht gefordert werden kann. 2. Es kann zu einem Sog in Richtung „gemeinsamem Nenner“ kommen, d.h. es bauen sich Konsense und Voraussetzungen der jeweiligen Fachdisziplin auf, die von allen Konfessionen bejaht werden können. Dadurch errichtet man übrigens neue Barrieren, die zur Folge haben, dass z.B. die orthodoxe Theologie aus verschiedenen Gründen oft unterrepräsentiert ist. Dasselbe gilt von einer Theologie, wie sie etwa in geistlichen Bewegungen wächst. (Zur Hälfte sind solche an Milieus, Gruppen und Kulturen gebundene Theologien das allerdings auch selbst schuld, denn sie halten sich gerne nur unter ihresgleichen auf und werden darum außerhalb nur selten rezipiert).
  • Auch Sprachbarrieren bleiben trotz Globalisierung virulent. Nur aufgrund der Sprache werden viele Beiträge nur bedingt rezipiert. Am liebsten liest der Deutschsprachige eben immer noch Deutsch, dann noch Englisch, schon viel weniger Französisch oder Italienisch (immerhin die neue lingua franca der katholischen Kirche), und bei Spanisch hört es dann meistens schon auf. Natürlich sind Theologen nicht von selbst schon Sprach-Wunderkinder. Aber als Kinder der Weltkirche gibt es für sie ja genug Anreiz, Grundkenntnisse in ihren wichtigsten Sprachen zu erlernen (und sei es für unvergessliche Urlaube!) – die Studienzeit ist dafür eine ideale Gelegenheit. Und wer einmal Lateinisch gelernt hat, für den sind die romanischen Sprachen doch eigentlich nur ein paar zusätzliche Dialekte…
  • Organisatorische Voraussetzungen sind nicht zu unterschätzen. Nur in wenigen Ländern ist Theologie Teil des universitären Systems; insbesondere in angelsächsischen Ländern finden sich dagegen gut ausgebaute, nicht konfessionell gebundene „Departments of Religious Studies“. Das ist ein bisschen wie der Unterschied zwischen Kaufhaus und Basar. Vielfach gibt es neben der Universität dann eine ausbildungsorientierte „Seminartheologie“; sie publiziert wenn, dann meist für ein breiteres Publikum von Laien. In der Pastoraltheologie ist das sogar ein Großteil der ausländischen Literatur. Dazu kommt, Theologie außerhalb der westlichen Hemisphäre produziert im Vergleich zu ihr nur einen Bruchteil an Publikationen. Diese finden kaum den Weg in die Universitätsbibliotheken des Westens. Sie können auch nur auf weniger gut ausgerüstete Hochschulstrukturen zurückgreifen. Ohnehin ist die Art ihrer Theologie oft noch viel stärker an der Mündlichkeit ihrer Kulturen orientiert und drängt nicht so sehr nach der Publikation von allem und jedem. Die genannten Sprachbarrieren kommen hinzu: Wer ist schon in der Lage, einen Artikel in Hindi zu lesen… oder allein schon auf Russisch?
  • Schließlich gibt es – übrigens ganz im Gegensatz zum christlichen Glauben von der Gemeinschaft der Heiligen aller Generationen! – die Dominanz der Lebenden über die Toten, sprich: Neuere Literatur wird viel häufiger erfasst als ältere. Das reicht bis dazu hin, dass Literatur manchmal nur bis zu einem bestimmten Datum elektronisch erschlossen wird. Diese Dominanzregel muss gar keine ideologischen Gründe haben (z.B. wie: vorkonziliare Theologie ist nur insofern relevant, als sie als Vorläufer der Konzilstheologie gelten kann), sie kann auch ganz simpel darauf beruhen, dass ältere Literatur noch nicht elektronisch erfasst wurde. Dabei gibt es in der Theologie kein simples Fortschrittsmodell. Eine Faustregel besagt sogar: Weil früher deutlich weniger geschrieben wurde, haben sich Autoren für einen Artikel oder ein Buch oft sehr viel mehr Zeit genommen. Außerdem haben sie sich stärker auf das Feld beschränkt, auf dem sie bereits jahrelang geforscht haben. Was natürlich auch wieder nicht heißt: Früher war jede Druckseite doppelt so viel wert. Gibt es etwa seitdem echte wissenschaftliche Durchbrüche, so ist das Alte tatsächlich einfach veraltet.

Was hilft die beste Einsicht, wenn man keine Konsequenzen daraus zieht? Darum hier einige Anregungen zu unseren vier „unnützen Knechten“:

  • Konfessionalität: Zunächst wird man sich bei jedem Thema die kirchliche Lehre und damit verbundene theologische Standpunkte im groben Zügen aneignen. So kann man leichter Forschungslinien mitsamt ihrer manchmal hidden agenda entdecken und ggf. korrigieren. Echte Fortschritte sind leichter von bloßen Überlagerungen mit neuen Thesen zu unterscheiden. Man behält die Lehre vor Augen und kann abschätzen, was bei diesen Thesen auf dem Spiel steht.
  • Sprache: Man kann sich zum Grundprinzip machen, zumindest bei größeren Arbeiten schon gleich auf der ersten Stufe („Einkaufszettel“) über den deutschen Sprachraum hinauszuschauen, etwa mit Hilfe fremdsprachiger Lexika und Monographien.[3] Ein kleiner Anreiz: Vor allem englische Beiträge gibt es häufiger gleich online als Volltext.
  • Organisation: Heilsam ist der Perspektivenvergleich, d.h. als katholischer Theologe konsultiert man ein klassisches Handbuch zum Thema, z.B. in der Dogmatik die von spanischen Jesuiten herausgegebene vierbändige „Sacrae theologiae summa“ (in der 4. Auflage von 1964). – Hinweise zur Einordnung der Literatur geben Rezensionen; besonders hilfreich sind natürlich Literaturüberblicke, insbesondere in den theologischen Rezensionszeitschriften wie der „Theologischen Revue“ und der „Nouvelle revue théologique“ (katholisch) sowie der „Theologischen Literaturzeitung“ und der „Theologischen Rundschau“ (evangelisch).[4] Kleiner Geheimtipp: Die Kataloge der päpstlichen Universitäten Roms, insbesondere der Gregoriana sowie der auf einzelne Fachgebiete spezialisierten Universitäten und Institute wie des „Augustinianum“ für Patrologie.
  • Alter: Leicht kann man der zeitlichen Verzerrung gegensteuern, indem man 1. interessante zitierte ältere Literatur besorgt, 2. auch die Bibliographie älterer Lexika und Monographien benutzt und 3. aus der Forschungsgeschichte Schlüsselbeiträge identifiziert und liest.

4. Bei dem sich rasch entwickelnden Markt des Bibliothekswesens und der Literatursuche bleibt man ein Leben lang Anfänger. Darum sollte man sich nicht zu schade sein, die Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten zu Beginn des Studiums gründlich zu absolvieren und sich Elemente daraus von Zeit zu Zeit neu und aktuell anzueignen. Anlass für Letzteres könnte der Einstieg in eine größere wissenschaftliche Arbeit sein. Angebote der Bibliotheken, E-Tutorials, Tipps im Internet und natürlich nicht zuletzt der gute alte Rat von Dozenten und erfahrenen Kommilitonen machen es einem leicht. Ein bisschen muss man dann aber doch auch selber tun, denn zum Jagen tragen hilft nicht… Unentbehrlich sind schließlich gute, möglichst aktuelle Studieneinführungen:

* Albert Raffelt, Theologie studieren. Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten, Freiburg i.Br. 72016.

* Gerhard Schwinge, Wie finde ich theologische Literatur? Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage Berlin 1994.

* Raffaello Farina, Metodologia. Avviamento alla tecnica del lavoro scientifico (= Biblioteca di scienze religiose), Rom: LAS Editrice 41986.

* Marco Frenschkowski, Literaturführer Theologie und Religionswissenschaft, Paderborn 2004.

Shopping kann zur Leidenschaft werden. Aber während der Kaufrausch in Kaufsucht umschlagen kann, verschafft das Literatur-Shopping eher jene „sobria ebrietas“, die „nüchterne Trunkenheit“ des Geistes, bei der es einem allenfalls einmal im Kopf von neuen Erkenntnissen rauscht.

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[1]          Ein bisschen spezialistisch, aber lohnt die Suche: Die Signaturen BB 1300 bis 1340 zu den verschiedenen abgeschlossenen und laufenden theologischen Bibliographien. Und gleich noch ein genereller Tipp: 10 Minuten Beschäftigung mit der Suchmaske ersparen mir später viele Stunden nervtötender und ergebnisloser Arbeit.

[2]          Ideal zum Einstieg ist der OPAC der UB Tübingen, dem Standort des Sondersammelgebietes Theologie. Gute Überblicke beim „Karlsruher Virtuellen Katalog“ und beim „Virtuellen Katalog Theologie und Kirche“ der deutschsprachigen kirchlich-wissenschaftlichen Bibliotheken. Zusätzlich (aber erst als zweites) kann man dann noch im Internet schauen (auch ganz profan bei amazon und co), weil die gerade ganz neu erschienenen Titel oft noch nicht in den Bibliothekskatalogen sind.

[3]          Geheimtipp Nr. 1: Die „Oxford Handbooks“ und die populärwissenschaftlicheren „Oxford Companions“ zu allem und jedem.

[4]          Da sich Theologie häufig in Grenzgebieten zu anderen Disziplinen aufhält, wird man auch entsprechende Fachbibliographien zu Rate ziehen, etwa in Exegese und Patrologie „L‘Année Philologique“ und „Gnomon“ für die Klassischen Altertumswissenschaften und in Kirchengeschichte die „Historische Zeitschrift“.

Ein Gedanke zu „Theologische Literatursuche

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