Weihnachtsmusik ist es nicht gerade, was im diesjährigen Weihnachtsrätsel gesucht ist. Eher schon etwas aus der Jugendszene, wie man in Anspielung auf ein sehr viel früheres Werk des gleichen Komponisten sagen könnte. Aber immerhin, ursprünglich hat er für unsere Sammlung kurzer Stücke von einem Weihnachtsalbum gesprochen. Der heutige Titel des Werkes ist in diesem Rätsel gesucht, aber er kam erst später auf Anraten des Verlegers zustande. Also keine Weihnachtsmusik, nicht einmal religiöse Musik, es sei denn, man will nicht im großen Streben nach einer künstlerischen Verzauberung der Welt, die ihm und seiner Zeit am Herzen lag, selbst schon etwas Religiöses erblicken. Und Familie, Häuslichkeit und Kinder entdeckte seine Zeit so recht als Hort einer höheren, reineren Welt in beinahe religiösen Tönen. Schaut man das Werk also religiös an, so wird man doch auch wieder fündig. Ziemlich am Anfang und ziemlich am Schluss erscheint ein Choral, in verschiedenem Schwierigkeitsgrad bearbeitet. Ganz zu schweigen von einem seiner populärsten Stücke daraus, das dann doch Eingang in manche Sammlung von Weihnachtsmusik gefunden hat. Ihre thematische Idee stammt aus dem Advents- und Weihnachtsbrauchtum, aber – vielleicht ein selbstironisches Indiz, dass allzuviel Gefühlsduselei der komplizierten Psyche des Komponisten eher auf den Geist ging – die Musik ist alles andere als sanfte Säuselei im milden Kerzenschein. Eher hat hier bei unzähligen Schülervorspielen so manch ein Junge oder Mädchen gezeigt, wieviel Feuer sie in sich haben. Dass das „Weihnachtsalbum“ bis heute eher vom Nachwuchs mehr oder weniger fehlerfrei aufgeführt wird denn auf den großen Konzertbühnen, ist übrigens durchaus im Sinne des Erfinders, denn zumindest den Anfang stellten einige Übungsstücke für das älteste der zahlreichen Kinder des Komponisten und begeisterten Papas dar, also ein bisschen ähnlich wie Johann Sebastian Bachs „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“. So fehlt denn auch das musikpädagogische Element nicht: Das Gesamtwerk besteht aus über 40 Einzelstücken, in denen homo- und polyphone sowie in einfachen und „schwierigen“ Tonarten sich abwechselnde Miniaturen in aufsteigender Schwierigkeit versammelt sind. Alles, was man als Amateur so lernen sollte, trickreiche Rhythmen, verschiedene Spielarten, Unabhängigkeit der Finger u.v.a., ist darin untergebracht. Mittendrin geht eine Trennlinie, mit der zwei Altersgruppen unter den Schülern genannt sind. Doch all das ist vor allem Musik, klangliche Poesie, Zauber und nicht trockene Etüde, und so gehört das Gesamt zu den beliebtesten Kompositionen ihrer Art. Einzelstücke daraus haben es beinahe bis zum Gassenhauer gebracht.

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Pädagogik, ja, aber alles andere als trockene Pädagogik. Unserem Komponisten ging es um Bildung des ganzen Menschen. Darum hat er zum einen der Musik eine Reihe von Maximen beigefügt, damit auch der Verstand etwas hat, woran er sich emporarbeiten kann. Zum anderen kümmerte er sich eingehend um die Gestaltung des Titelblatts, in dem ausgewählte Stücke daraus liebevoll in Vignetten umgesetzt sind – Nahrung fürs Auge eben. Doch er wollte noch mehr. In den vielen Einzelstücken entsteht eine ganze Welt junger Menschen, genauer gesagt „Vorspiegelungen“ des Zukünftigen, wie er es einmal genannt hat. In den Noten breitet sich eine ganze Welt vor den Kindern aus, all das, was sie einmal entdecken und erleben werden: der Kreislauf der Jahreszeiten, das häusliche Leben, Spiel und Spaziergang, Märchen und Phantasie und nicht zuletzt die Musik der Welt. Eine durchaus heitere Musik zum Jahresende beschließt das Ganze und zeigt an, dass hier wirklich alles, was man so in einem Jahr erleben kann, seinen Platz findet. Anders aber als ein Fotoalbum mit Schnappschüssen aus den letzten zwölf Monaten hält diese Musik nicht einfach bloß zufällige Szenen fest, sondern sie geht allem auf den Grund, beschreibt Stimmungen, holt Ahnungen und Befürchtungen ans Tageslicht und hilft dadurch den Heranwachsenden, sich selbst im Umgang mit der Welt zu entdecken. Die musikalischen Bilder sind bei alldem so lebhaft, dass man der Auskunft der ebenso musikalischen Frau des Komponisten nur widerwillig Glauben schenkt, dass dieser die Titel erst nachträglich hinzugefügt habe. Wenn schließlich all das in gekonntem Vortrag erklingt, hat man den Eindruck, da werde ein großes Ja zur Welt gesprochen, und das mit einem reinen Herzen, einer Unbekümmertheit und einer Freude, die unserem Komponisten leider in den Jahren nach dieser Komposition immer mehr abgingen. Ja zur Welt in allen ihren Farben, da scheint am Ende dann doch das Weihnachtsgeheimnis der Fleischwerdung des Wortes Gottes wenigstens ahnungsweise auf.

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Alles klar? Wenn nicht, dann letzter Tipp. Die heiß geliebte und umkämpfte Frau des Komponisten war selbst eine gefeierte Musikerin – und vielfache Mutter. Noch einmal: Gefragt ist der heutige Titel dieser musikalischen Weihnachtsgabe, bitte mit wenigstens einem Satz zum persönlichen Eindruck von der Musik, die es natürlich auch in unzähligen Einspielungen im Internet gibt. Nun denn, viel Erfolg beim Rätseln und vielleicht ein wenig „Vorspiegelung“ einer weihnachtlich verklärten Welt! Einsendeschluss ist der 6. Januar 2022, 24 Uhr, bitte an:

andreas.wollbold@lmu.de

Verlost werden drei Exemplare meines Krimis „Holy Palace“ (oder ggf. eines anderen meiner Bücher nach Absprache). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

2 Gedanken zu “Weihnachtsrätsel 2021

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