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Salve, Heiliger Vater Leo XIV.!

Als die Kardinäle sich am Abend des 8. Mai 2025 an den Fenstern der Benediktionsaula des Petersdomes versammelten und auf die Menge der Gläubigen im weiten Rund des Petersplatzes schauten, war ihnen die Freude deutlich anzumerken. „Der Heilige Geist und wir haben gewählt“, das stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Einige wirkten auch wie Schuljungen, die sich kindlich freuten, der ganzen Welt einen meisterhaften Streich gespielt zu haben. Mit dem „Habemus Papam“ des Protodiakons waren mit einem Schlag alle Gewissheiten, Besserwissereien und Scheinweisheiten der Experten Makulatur, ebenso wie die Quoten der Wettbüros:

  • kein langes Konklave, wie von vielen prognostiziert;
  • ein verblüffender Papstname, der aber von Bildung und unabhängigem Geist zeugt;
  • keiner der Favoriten, von denen man schon detaillierte Deals zur Sicherung der Mehrheit zu wissen glaubte;
  • erst recht nicht der Sieg des einen Flügels und die Niederlage des anderen;
  • noch nicht einmal die Wahl eines Kontinents oder Kulturkreises, dessen Brust sich dann stolz schwellen kann wie nach dem Zuschlag für den Austragungsort der Olympischen Spiele – Papst Leo XIV. ist der Inbegriff eines christlichen Weltbürgers mit drei Pässen und mehreren Sprachen, die er für einen US-Amerikaner geradezu beängstigend gut spricht (übrigens einschließlich Latein!).

Ja, diese Wahl ist eine Meisterleistung des Konklaves. Unbeeinflusst von der enormen öffentlichen Aufmerksamkeit, von Partikularinteressen und Richtungskämpfen votierte der Senat der Kirche mit Robert Francis Prevost OSA für einen Mann der Mitte, des Ausgleichs und der Einheit. Sein erster Gruß von der Benediktionsloggia mit Mozetta und einer traditionellen und feierlichen roten Stola stellte unter Beweis, dass diese Einheit kein fader Einheitsbrei ist. Die Kirche ist offen für alle, aber sie möchte alle auch zu dem führen, der allein das Fundament der Einheit ist, Christus. Papst Leo lebt damit das, was er in seinem Bischofsspruch sagt: „In illo uno unum – In diesem einen (sc Christus) sind wir eins“, entnommen den „Enarrationes in psalmos“ seines Ordensvaters, des hl. Augustinus.

„Die Christen sind zusammen mit ihrem Haupt, das in den Himmel aufgefahren ist, ein einziger Christus. Nicht er ist der eine und wir die vielen, sondern auch wir vielen sind in diesem einen eins. Ein einziger also ist Christus als Mensch, Haupt und Leib. Was ist sein Leib? Seine Kirche, sagt doch der Apostel Paulus: ‚Wir sind Glieder an seinem Leib.‘“ (zu Psalm 127,3 = PL 37, 1679)

Die Kirche lebt nur aus und in Christus. Darum ist der Glaube, die missionarische Verkündigung, die Bekehrung und der Verzicht auf alle bloß subjektiven Vorlieben und Ansichten unverzichtbar, damit die Kirche wirklich Kirche Jesu Christi bleibt. Wie treffend hat das der neue Papst in seiner Predigt in der Sixtina am 9. Mai ausgedrückt: Das ist „eine unverzichtbare Aufgabe für jeden, der in der Kirche ein Amt der Autorität ausübt: zurückzutreten, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit Er erkannt und verherrlicht wird (vgl. Joh 3,30), sich bis zuletzt verausgaben, damit keinem die Gelegenheit fehlt, Ihn zu erkennen und zu lieben.“ Entscheidend ist und bleibt also die Sendung des österlichen Herrn zu allen Menschen.

Diese Wahl der Einheit der Kirche hat mit einem Schlag das Bild einer Kirche vorgestellt, die jung, kraftvoll, selbstbewusst und dienend zugleich ist. Angesichts der jubelnden Menge auf dem Petersplatz aus aller Herren Länder, im Glanz ebenso einfacher wie erhabener Traditionen der Papstwahl und im Verzicht auf alles Inszenierte, Aufgesetzte, wie das in manchen Tele-Churches geradezu abstoßend praktiziert wird, war etwas zu ahnen, was die Sternstunden der Menschheit auszeichnet: die Gewissheit, dass Gott die Welt nicht aufgegeben hat. Welch ein Zeichen am 80. Jahrestag des Endes des II. Weltkrieges, angesichts blutiger Kriege und selbst der Möglichkeit eines III. Weltkrieges! Während überall im öffentlichen Leben Polarisierung droht, Verdrängungswettbewerb und die Unfähigkeit, Brücken zu bauen, während wir überall händeringend nach Gestalten des öffentlichen Lebens suchen, an denen wir uns orientieren können, deren Wort etwas zu sagen hat, ja zu denen wir aufschauen können, hat die Kirche der Welt wieder einen Heiligen Vater geschenkt, der die kostbarste Währung beanspruchen kann, die es in der Öffentlichkeit geben kann: Vertrauen. Papst Leo XIV. strahlt eine große innere Ruhe, Sammlung, Freundlichkeit, Klugheit, Bildung, Anteilnahme und natürliche Autorität aus. Wer ihn sieht, würde als Katholik wahrscheinlich das sagen, was für einen Gläubigen die höchste Auszeichnung eines Priesters ist: „Ich könnte bei ihm beichten.“

Ja, der neue Papst hat das Zeug dazu, eine der großen moralischen Autoritäten zu werden, und das in einer Weltstunde, in der dies das Letzte wäre, was man den allermeisten ihrer Protagonisten zusprechen würde. Vielleicht darf man schon jetzt von einem mistero Papa Leone, von einem „Geheimnis Papst Leo“ sprechen: seine große Gelassenheit und der vollständige Verzicht darauf, sich selbst zu inszenieren. Damit ist er das Gegenteil eines Weltzirkus-Clowns, der ständig nur nach Effekten hascht und sich am besten gleich selbst dazu beklatscht in der Hoffnung, sein Publikum mitzuziehen. Das ist die Gefahr einer Social Media-Welt: Personen des öffentlichen Lebens werden zu bunten, ja möglichst schrillen Luftballons, die sich aufblähen müssen, um aufzufallen, bei denen aber eine einzige Stecknadel genügt, die Blase platzen zu lassen. Echte Autorität ist das Gegenteil: Sie erwächst aus einem Sein, sie zeigt sich in einem aus der Fülle des göttlichen Seins strömenden Dasein und Fürsein, das an die Güte des himmlischen Vaters erinnert. In der Tat, wir haben wieder einen Heiligen Vater. Deo gratias!

Newly elected Pope Leo XIV, Cardinal Robert Prevost of the United States appears on the balcony of St. Peter’s Basilica, at the Vatican, May 8, 2025. REUTERS/Yara Nardi

[Quelle des Titelbildes: INFOWeather1]

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1 Kommentar
  1. Cornelia Uhlworm
    Cornelia Uhlworm sagte:

    In dieser Freude und Dankbarkeit, dass uns mit Leo XIV. vom HERRN ein neuer Papst geschenkt ist, und im Gebet für ihn herzlich verbunden!

    Deo gratias! Halleluja!

    Antworten

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