Wohin im Urlaub?

Lisieux: Elternhaus der hl. Therese
Wohin im Urlaub?
„Die ganze Welt ist mein Zuhause“, hat einmal ein Jesuit gesagt. Sagen könnte es aber auch jeder Katholik. Denn rund um den Globus findet er wunderbare Orte. Da kann er die Seele… nein, nicht „baumeln lassen“ (das erinnert mich immer ans Galgenmännchen-Spiel unter der Schulbank). Nein, da kann die Seele reich werden an wunderschönen Erlebnissen, herrlicher Schöpfung, gläubigen Menschen und sicher auch ein paar ganz persönlichen Gnaden. Hier einfach mal eine Vierer-Auswahl: San Pastore, Metten, Franzensbad, Lourdes, Lisieux und Mettlach. Aber zuvor noch eine Kurzempfehlung, nämlich Ellwangen. Ach, und manchmal verstecken sich auch in Rätseln noch Reiseempfehlungen… Und von manchem bin ich so begeistert, dass es gleich zu einem vollständig Blog gereicht hat: Annecy, die Heimat der Heiligen Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal.
Kurzempfehlung
Ellwangen an der Jagst eignet sich mit dem Tagungshaus Schönenberg hoch über der idyllischen Stadt prima für ein entspanntes Treffen, egal ob mit der Familie, im Freundeskreis oder z.B. für eine Klausurtagung oder ein Doktorandenseminar. Direkt neben dem gut, aber nicht zu luxuriös eingerichteten Tagungshaus erhebt sich die berühmte Wallfahrtskirche Schönenberg, und ringsum ist alles voll Spazier- und Wanderwegen durch die sanfte Alblandschaft. Das Haus war früher einmal Priesterseminar, dann Theologische Fakultät und Generalvikariat. Zu erreichen ist es mit dem Auto bestens über die nur wenige Minuten entfernte A 7, und auch mit dem Zug ist man durch das nahe Stuttgart nicht abgehängt. Überhaupt, kirchliche Häuser sind heute Hotelqualität mit dem gewissen Etwas.
San Pastore – idyllische Landvilla vor den Toren Roms
Neuerdings bietet die Landvilla des Collegio Germanico, der traditionsreichen Priesterausbildungsstätte in Rom, San Pastore Gruppen und Einzelgästen einen Aufenthalt in der neu gestalteten Casa Manresa an. Diese ehemalige Sommerresidenz des Generals der Dominikaner ist seit 1845 im Besitz des Kollegs. Dort verbrachten die bis zu 100 Alumnen die heißen Sommermonate vor den Toren der Stadt am Rand der Prenestiner Berge. Hier zeigt sich der italienische Sommer stets von seiner angenehmsten Seite: Sonne, Wärme und fast immer eine leichte bis kräftige Brise. Die Villa liegt abseits und ruhig, einige Kilometer vor Palestrina, inmitten eines Landgutes und umgeben von alten Mauern. Ein kleines Wäldchen hinter dem Haus lädt zum Verweilen ein, das Zirpen der Grillen zum Träumen, die idyllische Lourdes-Grotte zum Beten. Eine Dachterrasse beschert einen überwältigenden Blick auf die Hügellandschaft und auf das sich in der Ebene ausbreitende Rom bis hin zur Kuppel des Petersdomes. Weil junge Leute die Freizeit aber nicht nur auf Parkbänken versitzen wollen, gibt es auch eine etwa 20 Meter lange Piscina, einen Fußball- und einen Volleyballplatz, weite Wege für Spaziergänge oder Jogging und – nun wieder eher für die höheren Semester – eine selbst etwas in die Jahre gekommene Bocciabahn. Die verwinkelte Villa hat einen unvergleichlichen Charme und böte eine Traumkulisse für Filme aus alter Zeit. Höhepunkt ist die Kirche, die dem hl. Pastor, Märtyrer, geweiht ist, außerdem eine ansprechende Kapelle. So verbindet San Pastore Geistliches und Weltliches, Rekreation und Ferien. Ausflüge in die wunderbare Umgebung der Prenestiner und Albaner Berge, die Castelli Romani, Castelgandolfo, Tivoli u.v.a. oder kleine Wallfahrten zur Mutter vom guten Rat nach Genazzano oder auf die Mentorella lassen keine Langeweile aufkommen. Natürlich lässt sich der Aufenthalt auch mit einem Besuch in der Ewigen Stadt verbinden, die nur eine knappe Stunde entfernt liegt. Ein eigenes Auto ist für all das nahezu unverzichtbar. Wer aber San Pastore pur erleben will, kommt mit guter Planung auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis vor die Haustür. Die Ausstattung der Zimmer ist ansprechend und die Verköstigung schmackhaft, die Preise angemessen und die Belegung moderat, so dass der familiäre Charakter der Villa meistens erhalten bleibt.
Kloster auf Zeit – als Gast in der Klausur: hier zum Beispiel im Benediktinerkloster Metten
Die feinste Art, freie Tage zu verbringen, ist die als Gast in einem Kloster. Das kann man nur ein Wochenende lang, aber auch mehrere Wochen. Viele Klöster haben einen regelrechten Gästebetrieb in einem Haus außerhalb der Klausur. Das sind manchmal Exerzitienhäuser oder auch einfach Gästehäuser, wo man auch einfach Urlaub „mit frommem Touch“ machen kann. Genaueres wie immer auf den Websites der Klöster. Auch im Ausland, in katholischen Ländern ebenso wie in der Diaspora, findet man an den wunderbarsten Orten solche geistlichen Zentren. Unvergessliche Tage garantiert!
Eine Stufe mehr ist das richtige Mitleben im Kloster innerhalb der Klausur (darum natürlich immer nur Männern bzw. Frauen vorbehalten). Da nimmt man an den Gebetszeiten, den Mahlzeiten und oft auch an bestimmten Arbeiten teil, hat Gelegenheit zur Besinnung und zum geistlichen Austausch und viel Zeit für Gott und die eigene Seele. Zum Beispiel das Benediktinerkloster Metten zwischen Regensburg und Passau am Fuß des Bayerischen Waldes: traditionsreich, eine gute Kommunität, durch die Arbeit mit dem Klostergymnasium geerdet, geistlich und herzlich – und natürlich gut benediktisch richtig gastfreundlich.
Franzensbad (Tschechien)

Hotel Savoy
Es ist wie im Film: Die Kurhäuser, Parkanlagen und Quellen sind so sehr aus der Zeit der Pferdekutschen und Reifröcke, der reichen Russen und der Heilung suchenden Blassen, dass man die Kulissen beinahe nicht betreten will. Franzensbad ist von den drei großen Kurorten Tschechiens (neben Karlsbad und Marienbad) der Ort, an dem die Zeit noch wirklich stehengeblieben ist, und so findet man selbst im Nu zum gemächlichen Leben der Muße, des Flanierens oder des Verweilens an einer der vielen Heilquellen – wenn man es sich nicht gerade im Hotel „Imperial“ in Polstersesseln zu Blaubeerkuchen und Türkenkaffee bequem gemacht hat. Oder unterwegs ist in den ausgedehnten Kurparks (neulich bin ich auf 30.000 Schritte Tagespensum gekommen!), die gepflegt und klassisch beginnen und irgendwann in Waldanlagen übergehen. Oder sich ins nahe Naturschutzgebiet Soos aufgemacht hat, wo der Boden vulkanisch blubbert und brodelt. Oder sich einige Flaschen des Mineralwassers für zuhause abzapft, eines Wassers, dass noch wirklich voll Mineralien ist – etwa mein Favorit, die „Neue Kirchenquelle (Noví Kostolni)“, bei der man sich überigens auch zwischen 15 und 21 Uhr an einem Außenhahn üppig selbst bedienen kann.
Vielleicht hat es auch mit der sozialistischen Vergangenheit zu tun, dass der Ort bis heute noch nicht zur vollen Betriebsamkeit eines westlichen Kurmanagements und zu einem Event-Highlight verschandelt wurde, sondern die Hauptbetätigung des Gäste bis heute in Spazieren, Sitzen, Baden, Sich-Unterhalten und… Essen besteht. Man sieht, auch ohne eigentliche Kur ein Ort, der mehr als eine Reise wert ist – zumal die Anfahrt zu dem kurz hinter der Grenze gelegenen Ort zumindest von Bayern aus klar auf Tagesausflugsdistanz liegt.
Lourdes
Oh, ich schwärme für diesen bedeutendsten, am meisten besuchten Wallfahrtsort in Europa. 18 Mal, vom 11. Februar bis zum 16. Juli 1858, erschien die Muttergottes dem bettelarmen Mädchen Bernadette Soubirous an der Grotte Massabielle. Sie offenbarte sich: „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.“ In Prozessionen sollten die Gläubigen kommen, eine Kirche erbauen, darin beten und vom wunderbaren Wasser aus der Grotte schöpfen. 160 Jahre später lebt die Wallfahrt noch ganz jugendfrisch. Aus allen Kontinenten kommen die Pilger, und es ist unvergesslich, etwa abends bei der Lichterprozession Seite an Seite mit Mexikanern, Philippinos oder Nigerianern zu beten.Das ist kein Wallfahrtsbetrieb, sondern ein Ort des Gebetes. Besonders das Bild der unzähligen Kranken, all dieser Mühseligen und Beladenen, die ihr Kreuz so geduldig tragen, geht einem unter die Haut. Aber die Wallfahrt hat nichts Überhitztes, Mirakelsüchtiges, Überfrommes. Zur Jugendfrische besitzt sie auch Altersweisheit. Kurz: Das muss man erlebt haben. Gleich ob in einer Pilgergruppe, mit Familie oder Freunden, zu persönlichen Exerzitien oder in Verbindung mit einem Urlaub. Gleich ob in der ruhigen Winterzeit oder in den Stoßzeiten, der Ort spricht immer. Für mich besonders abends spät an der Grotte mit den vielen Betern und noch mehr Kerzen. Übrigens: Lourdes eignet sich auch hervorragend für Alleinreisende. Da kann man an Messen, eucharistischer Anbetung und Prozession, Lichterprozession u.v.a. teilnehmen, ohne dass jemand einem gleich auf die Nerven geht.
Lisieux
Alles spricht für Lisieux: die Lage (nur zwei Stunden von Paris, also auch für einen Tagesausflug geeignet), die Landschaft der Normandie und der Nähe zum Meer, die entspannte Atmosphäre einer französischen Kleinstadt und… natürlich „la petite Thérèse“, die mit ihrem umwerfenden Charme schon die halbe Welt begeistert hat.
- Ihr Elternhaus, die Buissonnets, strahlen noch heute etwas von der heilen Welt einer guten, liebenden Familie aus.
- Ihr Kloster, der Karmel, ist von außen noch weitgehend so wie vor 120 Jahren (nur die Kirche wurde zuletzt radikal umgestaltet – na ja…).
- Beeindruckend ist die gewaltige Basilika ihr zu Ehren.
- Besonders gern habe ich die erhabene gotische Kathedrale, Thereses Heimatkirche.
- Daneben gibt es für Kenner natürlich noch unzählige kleine theresianische Orte in und um Lisieux. Wer den kleinen Weg von 80 Kilometer nicht scheut, sollte unbedingt nach Alençon, dem Geburtsort, wo die Erinnerung an sie liebevoll gepflegt wird.
Übernachten kann man gut in der „Eremitage“ gleich neben dem Karmel. Da ist man in guter geistlich-entspannter Atmosphäre zusammen mit vielen Gästen aus Frankreich und aller Welt.
Mettlach (Saar)
Nicht ganz bis nach Frankreich, aber fast. Dann ist man am schönsten Fleckchen Erde des Saarlandes, jener am meisten unterschätzten deutschen Landschaft (unendlich viel Wald, sanfte Hügel noch und nöcher und ein vielleicht nicht immer sanfter, aber äußerst geselliger Menschenschlag): die Saarschleife in Mettlach. Bekannt ist der Ort durch die Keramik von Villeroy & Boch, aber noch bedeutender ist sein Heiliger, der hl. Ludwinus. In den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und dem Vortag von Pfingsten findet hier eine der großen Wallfahrten des Bistums Trier statt. Das ist keine bloße Kaffee-und-Kuchen-Pilgerei, sondern viel Gebet, große Liturgie, bedeutende Zelebranten, Zielgruppengottesdienste, tolle Kirchenmusik und… natürlich auch saarländische Geselligkeit bei einem Glas Lutwinus-Bräu. Highlights: Die Eröffnung am Abend von Christi Himmelfahrt, der Kirmessonntag und der Abschluss am Abend vor Pfingsten. Großartig zu verbinden z.B. mit einem Wanderwochenende, bestens ausgebauter Gastronomie und ein paar Mitbringseln von V & B.









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