Gewissen – Heiligtum der Person oder moraltheologische Stopfgans?

Viel beschworen, wenig gekannt: das Gewissen. Neuerdings ist es auch der Katholiken liebstes Kind. Grund genug, es sich einmal genauer anzuschauen. Für eine Stopfgans der Moraltheologie ist es nämlich wirklich zu schade. Das Gewissen ist keine Ausrede für alle Fälle: Das ist ja ein Einzelfall! Ja, das wäre tragisch: Alle reden vom Gewissen und keiner hält sich daran. Das wäre so gefährlich wie Traumtänzerei beim Hochseilakt. Denn die katholische Lehre vom Gewissen ist filigran und präzise, nur so hält sie die Balance. Weiterlesen

Jan Patočka (1907–1977)

Ian Patočka, Ketzerische Essays zur Philosophie der Geschichte

Neu übersetzt von Sandra Lehmann. Mit Texten von Paul Ricœur und Jacques Derrida sowie einem Nachwort von Hans Rainer Sepp (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1854), Frankfurt a.M. 2010.

Der tschechische Philosoph Ian Patočka und Bürgerrechtler, einer der ersten Sprecher der „Charta 77″ und also solcher infolge von vielstündigen Polizeiverhören zu Tode gekommen, ist in kein Lager einzuordnen. Man kann ihn humanistisch, personalistisch, pazifistisch, existenzialistisch und gewiss auch konservativ lesen, stets aber gehören für ihn Offenheit und bleibendes Fragen zur Würde des Menschen. Weiterlesen