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Alte Messe – jetzt wieder da!

Eine kleine “nota praevia explicativa” nach “Traditionis Custodes” (2021)

Ist mein vor vier Jahren verfasster Blog nach “Traditionis Custodes” noch aktuell? Ja, vielleicht sogar aktueller denn je. Denn das Bewahren der Tradition ist sein Kernanliegen, und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die katholische Kirche dazu auch die lebendige Berührung mit dem Herzstück aller Tradition braucht, der eucharistischen Liturgie.  Ist dem aber nicht jetzt ein Riegel vorgeschoben? Sicher nicht. Denn wie alle Festlegungen rein kirchlichen Rechtes ist auch dieses Motuproprio in rechter Weise zu lesen. Zu einer solchen sachgerechteren Lektüre gehören

  • die großen Prinzipien kirchlicher Rechtsauslegung wie die Beachtung der “mens legislatoris” (Aussageabsicht, vgl. CIC c. 17) bzw. der “ratio legis” (Zweck),
  • die Bedeutung der Rezeption – ggf. auch als “non-usus (allgemeine Nichtbeachtung)” oder “desuetudo (außer Beachtung Fallen)” – sowie dem Ausbalancieren mit dem Gewohnheitsrecht (vgl. CIC cc. 23-28) -,
  • von Rechtsanwendungsprinzipien wie der “aequitas canonica (kanonische Billigkeit, vgl. CIC c. 19)” mit ihrem Maßnehmen am Seelenheil,
  • die enge Auslegung von Verboten und
  • nicht zuletzt das Gebot der Wahrung des guten Rufes der Gläubigen (CIC c. 220).

Denn Recht ist in der Kirche immer sinngebunden, es muss darum verstanden und ins Gesamt des Glaubens und der kirchlichen Ordnung integriert werden. Damit stellt es das Gegenteil von striktem Befehl und blindem Gehorsam dar. Dass rein kirchliches Recht auch für den Einzelfall das Gewissen zu einer genauen Prüfung des rechten Vorgehens herausfordert, darf ebenfalls nicht vergessen werden.

Den Sinn von “Traditionis Custodes” herauszustellen ist nicht schwer, denn Papst Franziskus hat ihn in seinem Begleitbrief unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: die Beendigung des Missbrauchs der alten Messe als Instrument der Kirchenspaltung und der Verweigerung der grundsätzlichen Annahme des II. Vaticanums. Wo dies geschieht, bleibt tatsächlich kein Spielraum für ihre Zelebration. Das hat Papst Benedikt XVI. nicht anders gesehen. Wenn man aber “Traditionis Custodes” und noch mehr seinen Begleitbrief nicht als eine gewaltige Rufschädigung weiter Kreise von Gläubigen und Priestern auffassen will, die sich nach “Summorum Pontificum” gebildet haben, so als wären sie alle impertinente Konzilsverweigerer, die die Liturgie als Kampfmittel missbrauchen, und als wären die Priester ichsüchtige Wichtigtuer, die die Gläubigen schamlos für ihre Zwecke einsetzen, dann muss man ganz schlicht sagen: Das Motuproprio trifft einen Großteil der in den letzten Jahren gewachsenen Praxis nicht. (Da haben wir einmal wieder die berühmte Unterscheidung von “quaestio iuris” und “quaestio facti”.) Deshalb ist eine sogenannte restriktive (einschränkende) Interpretation des Motuproprio geboten, ja unumgänglich. Darum wird seine Rezeption im möglichst vertrauensvollen Miteinander der Bischöfe und der interessierten Gläubigen und Priester entwickelt werden. Wirkliches geistliches Leben aus der Liturgie wird gefördet und nicht verhindert werden. Dabei werden die Oberhirten gewiss Augenmaß und Großmut walten lassen, solange nicht manifeste schismatische Bestrebungen vorliegen.

Vor zehn Jahren hat Papst Benedikt XVI. mit dem Motuproprio „Summorum Pontificum“ die alte Messe wieder zugelassen. Am 7. Juli 2017 war das gerade zehn Jahre her, und das Jubiläum hat viel Aufmerksamkeit erregt. Doch eigentlich noch viel wichtiger ist der 14. September 2007, der Tag nämlich, an dem das Motuproprio in Kraft trat. Seit diesem Tag kann jeder katholische Priester die alte Messe ohne besondere Erlaubnis zelebrieren, und ebenso haben Gruppen von Gläubigen ein Recht auf diese Messe.

Ich selber hatte meine „Primiz“ kurz danach. Zehn Jahre später möchte ich nun dazu ermutigen: „Alte Messe – jetzt wieder da!“ Vor zehn Jahren war die Atmosphäre noch ziemlich aufgeheizt, und ob man es wollte oder nicht, geriet man leicht in kirchenpolitische Lager. Das war nicht schön für diese wahrhaft „göttliche Liturgie“. Gerade in ihrer alten Form ist sie voll von tiefer Gottesverehrung, Anbetung und Frömmigkeit, und das verträgt sich überhaupt nicht mit einem Sich-Angiften und Rechthaben-Wollen. Doch den Geist dieser Liturgie neu zu entdecken, wann hätte es dafür einen besseren Zeitpunkt gegeben als heute? Und zwar eben nicht nur für traditionsverbundene Kämpfer, sondern für jeden aufrechten Gläubigen und Priester. Dann in diesen zehn Jahren ist der Glaube weiter erodiert, das katholische Leben durch Schaumache, Selbstbedienungsmentalität und Schlaubergerei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und Orientierung und Klarheit sind weithin einem „Jeder nach seiner Façon“ gewichen. „Weiter so!“ oder ein Rückzug in letzte heile Welten ist keine Alternative. Höchste Zeit also dafür, einen großen Schritt zu tun über den Rubikon, der bei der Liturgie scheinbar Alt und Neu trennt. Höchste Zeit dafür, anzufangen mit der alten Messe. Hier wird man Halt finden in dem, was über viele Jahrhunderte Fels war, den Glauben genährt und die rechte Perspektive auf Gott gegeben hat. Kurz: Ich lade möglichst viele „ganz normale“ Priester und Gläubige ein, die alte Messe für sich zu entdecken – nicht als Alternative zur gewöhnlichen Form, sondern als Bereicherung und Vertiefung. In der alten Liturgie werden die Dinge, die in diesen zehn Jahren weiter ins Wanken geraten sind, wie von selbst zurechtgerückt, so als würde man zu einem alten Weisen kommen, der mit einem Lächeln sagt: „So ist das! Seht ihr das nicht?“ Tatsächlich, wie von selbst versteht man hier…

  • … dass der Zugang zum Altarsakrament Umkehr und Reinigung erfordert und niemand die Kommunion empfangen kann, der in einer wichtigen Sache im Gegensatz zu Gottes Gebot lebt – das zeigt schon das Verharren ganz unten vor dem Altar beim Stufengebet, das zweifache „Confiteor“ und die wiederholte Bitte um Erbarmen und Verzeihen;
  • … dass der Priester in der Person Christi handelt und darum nur ein Mann sein kann, ehelos und ganz an den himmlischen Vater gebunden wie er – denn die hl. Messe ist das, was Christus am Karfreitag vollbracht hat. Sie ist nicht nur ein menschliches Tun, für das Jesus irgendwie wichtig ist;
  • … dass der Priester aber auch kein Machthaber ist, der im heiligen Raum nach Gutdünken schalten und walten und die Liturgie nach seinen Ansichten „gestalten“ kann, sondern wirklich der Sklave Christi, von dem der hl. Paulus spricht – so sehr ist er bis in die Haltung der Finger von den Rubriken gebunden;
  • … dass alles Auftreten in der Kirche zuerst und zuletzt Arbeit an sich selbst, Selbstbindung und Selbstverpflichtung ist, Selbstkontrolle, Kontrolle der eigenen Affekte, Worte und Gesten – ganz anders als dieses ewige Gerumpel von rechts und von links in der Kirche, diese polternde Besserwisserei und trampelige Rechthaberei, die sich wie ein lähmendes Gift weiter Teile der Kirche bemächtigt hat;
  • … dass das Messopfer in der Tat die Erfüllung aller Opfer von Juden und Heiden ist, der Gipfel aller Religion, die Wahrheit und nicht bloß ein Weg unter vielen.

… der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringen (Summorum Pontificum)

Das soll an Hinweisen genügen. Wer die alte Liturgie durchlebt, wird auch die neue, pastoral ausgerichtete Messe mit einem anderen Geist feiern, übrigens einem Geist, der dem der Konzilsväter des II. Vaticanums sehr viel näher ist als manches, was sich auf den „Geist des Konzils“ beruft. Wir nehmen also den 14. September zum Anlass zu zeigen, wie jetzt der beste Zeitpunkt ist, mit der alten Messe anzufangen. Und wirklich, es gibt eine geradezu unglaubliche Gunst der Stunde, noch heute sich mit anderen Gläubigen dafür zusammenzutun oder als Priester gleich mit dem Lernen des Stufengebetes zu beginnen. Aber der Reihe nach, von der ganz einfachen stillen Feier bis zum feierlichen Amt.

 

  1. Viele Priester haben nicht mehr regulär jeden Tag eine hl. Messe in einer Gemeinde. Außerdem ist ihr freier Tag oft auch „liturgiefreier Tag“. Auch der Samstagvormittag bleibt vielerorts ohne Messfeier. Ideal, um von jetzt an an diesem Tag „alt“ zu zelebrieren – ganz bescheiden und ohne großes Aufhebens an einem Seitenaltar, in einer Hauskapelle oder (ultima ratio!) selbst an einem provisorischen Altar zuhause. Es geht ja nicht darum, demonstrativ nach außen hin etwas zu zeigen, sondern „der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darzubringen“ (SP Einleitung).
  2. Durch die Pfarreienzusammenlegungen ist das Spezifische einzelner Gottesdienstorte gefragt. Was läge darum näher, als an in einer geeigneten Kirche in einem Pfarrverband oder Dekanat einmal wöchentlich die alte Liturgie zu feiern, vielleicht auch in Verbindung mit einem Team von Laien, die für einen würdigen Altardienst, gregorianischen Gesang und natürlich auch einen guten Internet-Auftritt sorgen und so Menschen anziehen können, die sonst der Kirche und dem Gottesdienst eher fernstehen? Das könnte durchaus auch am Sonntag sein. Denn diese Form des Gottesdienstes ist alles andere als bloß etwas für „Hartgesottene“. Im Gegenteil, bei ihr versammeln sich schon heute viele Konvertiten und Neubekehrte, die in ihr das Geheimnis Gottes besonders nahe spüren.
  3. Bestimmte Messformulare sind an einzelnen Werktagen privilegiert und kehren deshalb regelmäßig wieder, so die hl. Messe von Christus, dem Hohenpriester, am ersten Donnerstag eines Monats (Priesterdonnerstag), die Feier am Herz-Jesu-Freitag oder an jedem freien Samstag die Marienmesse. Gerade Gläubige, Priester oder Kirchenmusiker, die wenig mit der alten Liturgie und ihren Gesängen vertraut sind, müssen nur dieses Messformular und sein gregorianisches Proprium einmal lernen, und dann sind sie für immer für diese monatliche oder wöchentliche Feier gerüstet.
  4. Der Kreis der Kirchenbesucher in den Pfarreien leidet zunehmend unter einer Milieuverengung. Das sagt nichts gegen diese Schar der Aufrechten, die alle Anerkennung verdienen. Wohl aber braucht es differenzierte Angebote, auch und gerade für die Sonntagsheiligung. Zumindest auf der Ebene von Dekanaten und in den Städten gehört dazu auch ein würdig gefeiertes, feierliches gesungenes Amt (einschließlich einer „außerordentlich“ guten Predigt!). Das fällt natürlich nicht vom Himmel, sondern es braucht viel Vorbereitung, Kenntnis, organisatorisches Geschick, networking und die Hinführung Interessierter zu dieser Form. Da sollte man nicht auf den sehr bequemen Ausweg verfallen, einfach auf schon bestehende Angebote traditionsverbundener Katholiken zu verweisen, denn natürlich besteht auch da die Gefahr einer gewissen Milieuverengung, die für andere eine hohe Schwelle darstellt. Ein Tipp: Ministranten könnte man gewinnen aus dem Kreis derjenigen, die regulär zu dienen aufgehört haben, sich aber über Jahre hinweg als eifrige und gute Messdiener bewährt und einen Sinn für die Liturgie entwickelt haben.
  5. In manchen Pfarr- und Wallfahrtskirchen finden besondere Fest- und Wallfahrtstage statt. Was liegt da näher, als die liturgische Vielfalt zu bereichern mit einer Messfeier in der außerordentlichen Form bzw. nach dem Messbuch von 1962, wie sie auch heißt? Natürlich muss dies von vornherein angezeigt werden, doch gleichzeitig ist es wichtig, dass diese Form nicht wie Aschenputtel behandelt wird.
  6. In der Theologenausbildung sollte diese Form ihren festen Platz erhalten, in Priesterseminaren ebenso wie für Laientheologen, und das aus einem zweifachen Grund. Zum einen erschließt das regelmäßige Mitfeiern das, was über viele Jahrhunderte das Herzstück des kirchlichen Lebens ausgemacht hat. Zum anderen ist es ein offenes Geheimnis, dass nicht wenige Nachwuchskräfte „voll katholisch“ sein wollen. Anstatt diese Einstellung zu tabuisieren, sollte man ihr ein Feld der Bewährung bieten, das beim Erlernen und Ausüben viel Geduld und Demut verlangt, also genau das Gegenteil von flotten Sprüchen und wohlfeilen Gesinnungsbruderschaften.
  7. Wenn Kirchenchöre mehrstimmige Messen singen, ist es oft mit Händen zu greifen, dass diese für die alte Liturgie komponiert wurden. Beim „Sanctus“ oder „Agnus Dei“ etwa schaut man sich gegenseitig an und wartet insgeheim darauf, dass der Vortrag endet. Die Aufführung von Messen in einem Konzert bleibt dagegen immer etwas Künstliches. Auch Studenten an einer Musikhochschule und angehende Kirchenmusiker werden diese Musik wohl erst wirklich begreifen können, wenn sie diese an dem Ort erleben, für den sie geschrieben wurde. Warum also nicht im Rahmen einer feierlichen alten Messe singen, vielleicht sogar einem levitierten Amt? Ähnliches gilt übrigens von der Gregorianik, die in den letzten Jahren erstaunlich viel an Popularität gewonnen hat.
  8. An der Zeit ist wohl auch eine Neubesinnung der sogenannten neuen geistlichen Bewegungen, wenn sie nicht irgendwann so alt aussehen wollen, wie das 1412 gegründete „Neustadt“. So unterschiedlich sie sind, so sehr ist für sie doch eine gemeinsame Spiritualität unverzichtbar. Ohne dass man es will oder überhaupt wahrnimmt, ist Spiritualität jedoch heute in den Sog von Selbsterfahrung, ästhetischem Erleben und manchmal auch schlicht dem Wunsch nach Wichtigkeit, manchmal sogar Wichtigtuerei geraten. Mirakel, Mystik und Machtstreben führen diese Bewegungen manchmal auf Abwege. Da sind Große-Mutter-Gestalten, die heilen, trösten und auf wunderbare Weise wissen, wo es anderen fehlt, da sind Gottesdienste, die wie sanfte Drogen wirken und… Ich breche ab, denn hier geht es nicht um Bewegungsschelte, sondern um eine Einladung zum Wachstum. Und dafür gibt es nichts Besseres als die klare, objektive, ganz im Dogma gründende alte Liturgie. Beinahe verspreche ich mir selber schon wieder Wunder davon, wenn etwa eine charismatische Bewegung regelmäßig diese Form der hl. Messe feiern würde – durchaus auch mit ihrem Geist der Anbetung und mit ihren Gesängen. Theologisch gäbe das der Bindung des Heiligen Geistes an das Wort wieder mehr Raum, also auch der persönlichen Erfahrung Wahrheit und Form.
  9. Manche deutschen Bistümer wie Trier hatten noch bis ins 19. Jahrhundert hinein alte regionale Liturgien, zumeist Mischliturgien mit gallischen, germanischen und römischen Elementen, mit regionalen Bräuchen und einem eigenen Choral. In falsch verstandener Romtreue und Einheitlichkeit hat man sie aufgegeben und damit vitale Formen des liturgischen Lebens der Westkirche der Vergessenheit anheimgegeben. Warum sollten einzelne Diözesen dieses große Erbe in Absprache mit dem Apostolischen Stuhl nicht an ausgewählten Orten neu erwecken?

Man könnte die Liste sicher noch um weitere Vorschläge erweitern. Natürlich ist nicht alles überall denkbar oder auch nur klug. Doch darüber mit Sympathie und Pragmatismus ideologiefrei nachzudenken lohnt sicher die Mühe. Die einschlägigen Priestergemeinschaften, Vereinigungen und Websites bieten da effektive Hilfe. A propos Mühe: Arbeit, Aufwand und Zeit kostet das Erlernen dieser liturgischen Form natürlich schon. Ohne Schweiß kein Preis und ohne Rubriken keine romanitas. Doch ist nicht das schon verlockend genug in einer Zeit, die alles mühelos, sanft und sinnlich erlebbar machen will? Denn Liturgie ist kein Amüsement, sondern opus Dei, Tun für Gott, und ein würdiger Kult für die Göttliche Majestät.

4 replies
  1. Melanie Rast
    Melanie Rast says:

    Schön, dass Prof. Wollbold mit so viel Herzblut an die Alte Messe herangeht. Ich kann ihn dazu nur beglückwünschen.
    2008 lernte ich diese Form der Messe durch unseren Gemeindepriester Dr. Braun kennen- zuerst war es schon eine Art Schock, weil das “Messerleben” ein komplett anderes ist. Auch mit großem Latinum versteht man die Gebetstexte zunächst nicht wirklich, sie werden ja oft auch nur recht leise und eben mit Blick zum Altar (und nicht zum Volk) gesprochen. Die kurzen Antworten des Volkes kann man recht schnell erlernen, wenn man aber intellektuell dem Gebetsgeschehen folgen will, so ist man schon sehr beschäftigt, die Parallelübersetzung zu finden und zu lesen- für Innerlichkeit blieb mir da anfangs gar keine Zeit. Irgendwann gab ich mich und meinen Intellekt aber ab- und – es ist wirklich wundersam, wie Gott an uns in dieser Messe wirkt.
    Ich fand dafür ein Bild: Im novo Ordo ist Messefeiern wie ein geschäftiges Fest, zu dem jeder etwas mitbringt (Salate, Kuchen), aktiv ist und anpacken soll (Grillen, Spülen, Auf- und Abdecken). In der Alten Messform dagegen ist die Messe wie ein Fest, zu dem der Gastgeber einlädt, um seine Gäste von vorn bis hinten zu bedienen (alle Speisen sind angerichtet, für alles ist gesorgt). Nichts müssen wir tun, nichts zum Gelingen aktiv beitragen- nur dabei sein, uns öffnen, uns von IHM verwöhnen lassen.
    Als berufstätige Mutter bin ich im Alltag schon geschäftig genug- stets heißt es, organisieren, planen, aktiv und rege sein. Wie schön, wenn es da einen Ort gibt, an dem ich nicht auch noch voll aktiv sein muss, um Gottesdienst würdig feiern zu können.

    Seit ich die alte Messe kennen gelernt habe, mag ich in der neuen Messform immer weniger Event, Geklatsche, Herumgetanze um den Altar leiden. Mich friert es, wenn der Priester Sätze einfließen lässt, die nicht zu den festgelegten Gebeten gehören, weil ich es nicht mag, dass der Priester sich als kreativer Showbusman produziert. Ich finde es auch höchst lieblos, wenn er die konsakrierte Hostie, Jesu Leib, achtlos auf dem Altar liegen lässt, um zum Friedensgruß ein großes “Hallo” in den Kirchenbänken zu veranstalten.
    Die alte Messform hat meinen Sinn für das, was sich in der Liturgie wirklich ereignet, enorm geschärft. Nicht dass ich die neue Messform ablehnen würde- ich finde es schon auch sehr angenehm, auf Anhieb die Worte der Liturgie in meiner Muttersprache zu verstehen. Leider aber treiben viele Priester einen wilden Ausverkauf der Liturgie, weil sie eigenmächtig Dinge streichen, hinzufügen und in Summe so die Messe profanieren.
    Das fällt auch meinem Sohn im Studium in Kaiserslautern auf, der in der dortigen Sonntagsmesse kürzlich miterleben musste, wie man den Diakon anlässlich seines runden Geburtstags in der Messe hoch leben ließ, die Predigt ganz auf ihn ausrichtete, ihm Geburtstagständchen und Geschenke während der Messefeier darbrachte und ihn eifrig beklatschte.

    In diesem Sinne kann die Alte Messe wirklich wieder eine Rückbesinnung ermöglichen auf das, was in der Messe immer im Zentrum steht: GOTTES HEILSHANDELN. Und wo wir dies auf ein menschliches Wohlfühlprogramm liturgisch reduzieren, da muss schleunigst Abhilfe geschaffen werden.
    Mit Gottes Beistand und treuen Priestern wird unserer Kirche dies gelingen.
    Mir hat die Alte Messform die Augen geöffnet.

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  2. Ewald Schmitz
    Ewald Schmitz says:

    Gut, dass sich wieder “hohe Diener” der alten Liturgie zuwenden! Papst Benedikt XVI wollte die “Reform der Reform”, aber leider hat sich nun wieder der Zeitgeist stark gemacht. Von Neu auf Alt ist nicht so einfach, denn auch Pfarrgemeinderäte können gut gemeinte Alternativen schnell platt machen. Meine Idee wäre, eine Übergangslösung, so wie man die Liturgie in der Gebetsstätte Marienfried mitfeiern darf: Wenn der Priester zum Herrn spricht, steht er zum Tabernakel hin und wenn er zu den Gläubigen spricht, wendet er sich ihnen zu. Selbstverständlich ist auch dass die Kommunionausteilung in ehrfürchtiger Form stattfindet.

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