Hl. Johannes Paul II. (1920-2005)

Non abbiate paura! – Habt keine Angst!

Der 13. Mai 1981 war für uns Germaniker ein gewöhnlicher Studientag. Um 7 Uhr hl. Messe, dann ohne ausgedehnte Gemütlichkeit ein Frühstück, und los ging’s in kleinen Gruppen zur Gregoriana zu vier Stunden Vorlesung Synoptiker und Gotteslehre, nachmittags von einem Seminar bis um sechs Uhr gefolgt. Um halb sieben war ich wieder zurück und fuhr gerade mit dem Aufzug in den siebten Stock, da stieg ein Schweizer Mitbruder zu. „Hast du gehört, auf den Papst wurde geschossen!“ Weiterlesen

Literarische Lektüren

Mir den Himmel wie eine große Bibliothek vorzustellen, aus dem Alter bin ich gerade heraus. Als Buchautor bin ich mir selbst allzu schmerzlich bewusst, wie weit entfernt alles Gedruckte von der Vollkommenheit des himmlischen Vaters entfernt ist. Und der simplex contuitus, die einfache Schau der Wahrheit voll Seligkeit, ist eben doch etwas ganz anderes als das seitenweise Anpirschen an die Wahrheit, ohne doch zuallermeist mehr zu erjagen als ein fernes Rascheln im Gebüsch. Weiterlesen

P. Basil Studer (1925-2008)

Irgendwann in der Mitte meiner Lizentiatszeit über die Gotteserkenntnis in den „Zwei Centurien“ des Maximus Confessor trat Professor Studer am Ende seiner Vorlesung auf mich zu: „Ich habe den Text gelesen. Wir müssen reden.“ Mit „wir“ meinte er natürlich hauptsächlich sich selbst, während mir die sehr benediktinische Rolle des „Höre die Stimme des Meisters!“ zugewiesen war. Weiterlesen

P. Karl-Josef Becker, Kardinal S.R.E. (1928-2015)

Sehen Sie, Herr Wollbold

Unser erstes Gespräch bestand aus einem Missverständnis und endete mit einem schlechten Gewissen. P. Becker war als deutscher Dogmatiker an der Gregoriana gleichzeitig Vertrauensdozent einer deutschen Studienstiftung, die so freundlich war, mein Studium zu finanzieren. So durfte ich in meinem ersten römischen Semester 1979 zu einem Antrittsbesuch in seinem Zimmer im Palazzo Frascara schräg gegenüber dem Hauptgebäude dieser ehrwürdigen Jesuitenhochschule erscheinen. Weiterlesen

P. Benedikt Hermesdorff (1923-2011)

(Quelle: http://kirchenmusik.trokirche.de/?p=1736)

„Von hinten ist man näher dran“, riet ein erfahrener Klosterbesucher und meinte damit die Teilnahme am Chorgebet, für die Benediktiner der Beuroner Kongregation wie hier in Tholey wahrhaftig ein heiliges Tun. Und Heiligkeit verlangt nach Distanz. So zog ich mich seit dem ersten Mal ganz nach hinten ins Kirchenschiff zurück, schon beinahe unter die Orgelempore, und ließ den Psalmengesang in der schnörkellosen gotischen Kirche hin und her hallen zwischen den beiden Seiten des Chorgestühls. Worte verstand ich kaum, dafür hörte ich den Atem der laus perennis, des unablässigen Lobes, dem diese kleine Kommunität ihr Leben geweiht hatte. Weiterlesen