Dieses Mal unternehmen wir einen Ausflug in die Moraltheologie. Gesucht ist… Aber nehmen wir einen kleinen Umweg, um es nicht zu einfach zu machen. Ausgangspunkt: ein bedeutender Denker unserer Zeit. In einem hellsichtigen, geradezu prophetischen Beitrag zu den Ursachen der Missbrauchskrise hat er den Finger in eine Wunde gelegt, von der man nicht gerne spricht. Da ging es um die Umbrüche in der Moraltheologie nach dem II. Vatikanischen Konzil. Ein Kernpunkt dabei war die „Überwindung“ einer Lehre, die bis dahin zu den Fundamenten des christlichen Lebens gehört hatte. Gemeint ist die ebenso schlichte wie entscheidende Richtlinie: Bestimmte Dinge tut man nicht! Punkt. Niemals, auch nicht im Einzelfall und unter besonderen Umständen. Dazu gehören die großen Vergehen gegen das Leben wie Mord, Abtreibung, Selbstmord und aktive Euthanasie. Dazu gehören auch Folter, Angriffskrieg, Menschenhandel, Prostitution und Ausbeutung von Arbeitnehmern. Und natürlich gehören dazu auch Abweichungen aller Art von der goldenen Regel: Sex gehört in die Ehe von Mann und Frau. Diese Richtlinie konnte jeder regelrecht verinnerlichen: „Solche Dinge sind tabu, darauf verwende ich nicht einmal einen Gedanken.“ Also sozusagen wie ein elektrisch geladener Weidezaun: Davon hält man schön Abstand und kann dann in Ruhe seiner Wege gehen. Und wenn einmal Versuchungen kommen („Ich könnte dir den Hals…!“), weiß jeder, das sind Versuchungen und keine Anregungen. Also kalte Schulter und nicht: „Der Gedanke ist ja interessant und verlockend!“ Nein, selbst gute Absicht oder besondere Umstände können solche Handlungen nicht rechtfertigen.

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Doch, so unser Denker weiter, diese schlichte Regel wurde vor allem nach 1968 zunehmend in Frage gestellt, gerade auch in Kirche und Theologie. Eine breite Strömung in der katholischen Moraltheologie wusste natürlich auch weiterhin, dass all das problematisch ist. Aber sie vertrat die Auffassung, dass solche Handlungen erst in einem größeren Lebenszusammenhang böse sind – oder umgekehrt durchaus auch ohne Sünde begangen werden können, nämlich wenn sie aufs Ganze gesehen eben doch einen Beitrag zu den großen Werten eines Menschen zu leisten versprechen. (Ob da nicht schon die Illusionen anfingen?) Und noch einen zweiten Stoß versetzen sie dieser traditionellen Lehre: der Angriff auf die Normen, die in die Natur des Menschen eingeschrieben sind. Zum Beispiel Ehe. Jesus selbst greift ja etwa in seinem Scheidungswort auf den Anfang der Schöpfung zurück: „Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang männlich und weiblich erschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,4-6). So trägt die Natur die Handschrift Gottes, und darum ist ihre Ordnung der Ausdruck des Willens Gottes für jeden Menschen (nicht nur den Christen!). Kenner werden gleich die moraltheologischen Fachbegriffe und die entsprechenden Strömungen benennen können. Aber weil es hier ein Rätsel für alle ist, bleiben wir lieber bei der Sache. Unser Denker meinte nämlich: In dem Moment, wo ein Priester nicht mehr zu hundert Prozent weiß, dass er sich unter keinen Umständen und niemals einem Minderjährigen oder Schutzbefohlenen mit einschlägigen Absichten nähern darf, ist der Damm gebrochen. Dann wird bagatellisiert, beschönigt und gerechtfertigt. Die 70er Jahre waren darin ja auch gesellschaftlich groß. Zudem ist der „Vater der Lüge“ äußerst erfinderisch darin, das Böse gut zu nennen und das Gute böse.

Unser Denker hat nun auch auf einen Text hingewiesen, der nicht aus seiner eigenen Feder stammte, dessen Werden er aber mit Herzblut begleitete. Dieser Text stach damals in ein Wespennest. Aber gerade aus dem Abstand der Jahrzehnte lässt sich erkennen, wie prophetisch und klarsichtig auch dieses Dokument die Ursachen der moralischen Krise beim Namen nannte und wie es Auswege aus ihr wies. So, und damit sind wir endlich bei der Rätselaufgabe, einer Doppelfrage:

Welchen Titel trägt dieser zweite Text?

Wie bezeichnet er die genannten Handlungen, die auf jeden Fall und unter allen Umständen zu meiden sind?

Die Bezeichnung kann man deutsch anführen oder auch mit dem lateinischen Fachausdruck, der dort ebenfalls genannt wird. Kleine Vorwarnung: Das Dokument ist recht umfangreich und behandelt eine Menge von Fragen. So muss man schon ein bisschen vorblättern, bis man zum entscheidenden Absatz kommt. Kleiner Tipp: In der Überschrift wird ein Pauluswort aus seinem vielleicht berühmtesten Brief genannt.

Einsendeschluss ist der Weiße Sonntag (zu dem der Verfasser unseres zweiten Textes übrigens eine besondere Beziehung hatte), 16. April 2023 (zu diesem Datum hat unser Denker eine besondere Beziehung!), um 24 Uhr. Senden Sie Ihre Antwort an:

andreas.wollbold@lmu.de

Verlost wird noch einmal mein Krimi „Holy Palace“. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ein Gedanke zu „Osterrätsel 2023

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