Finsterste Verliese im spanischen Staatsgefängnis von Sevilla. Ein unerschrockener Kämpfer für die Wahrheit soll darin ermordet werden. Seine Frau lässt sich im Gefängnis als Gehilfin anwerben, um ihn zu retten. Wenn das kein Stoff für eine Oper ist! Es war Stoff für mehr als eine Oper. Weil der Name der mutigen Frau namens Leonore schon durch die eine Vertonung vergeben war, musste der Komponist der zweiten zähneknirschend in „Fidelio“ einwilligen.[1] Das ist jetzt kein Musikrätsel, denn spätestens jetzt ist klar, es handelt sich dabei um Ludwig van Beethovens Oper „Fidelio“, erstaufgeführt in Wien 1805. Sein Markenzeichen ist nicht nur Musik mit einem Höchstmaß an Spannung, sondern auch Stoffe, die das Große und Erhabene, das „bessere Selbst“ des Menschen (II,4) behandeln. Das bessere Selbst, damit sind wir auch beim Thema dieses Blogs. Was macht einen Menschen gut? Wodurch werden seine besten Kräfte geweckt? Wie wächst er über sich selbst hinaus? Auf der Antwort lastet scheinbar eine zentimeterdicke Staubschicht: Er wird es durch die Pflicht. Aber wenn’s schon auf Flohmärkten ein eigenes Vergnügen ist, unter den Altertümchen wahre Schätze zu entdecken, dann sicher auch hier. Denn ohne Pflicht verkommt der Mensch. Das wirkt nun allerdings wie starker Tobak. Darum zwei Fragen zur Klärung:

  1. Was ist überhaupt Pflicht?
  2. Was hat man von der Pflicht?

Das klingt nun ziemlich grundsätzlich, so als wollten wir der Pflicht an die Stelle der Staubschicht schwere Gewichte anhängen. Darum bleiben wir am besten noch ein wenig bei „Fidelio“.

1. Was ist Pflicht?

Florestan ist der Kämpfer für die Wahrheit, der dafür vom grausamen Don Pizarro in den finstersten Kerker geworfen wurde. Morgen schon soll er meuchlings ermordet werden. Seine Lage ist zum Verzweifeln. Aber Florestan ist ungebrochen. Was ihn trägt, ist das gute Gewissen, seine Bürgerpflicht erfüllt zu haben:

„Wahrheit wagt ich kühn zu sagen,

und die Ketten sind mein Lohn.

Willig duld‘ ich alle Schmerzen,

ende schmählich meine Bahn;

süßer Trost in meinem Herzen,

meine Pflicht hab ich getan“ (II,1).

Es gibt also etwas, das ist größer als mein physisches Ich, mein Wohlbefinden, meine Sicherheit und mein kleines Glück: meine Pflicht. Damit ist schon klar: Pflicht ist mehr als der Anspruch äußerer Gesetze. Sie ist eine innere Verpflichtung. Das klingt nun ziemlich philosophisch, ist aber gleichzeitig ziemlich lebenspraktisch. Denn natürlich gibt es eine Menge Dinge, die mir von äußeren Ordnungen abverlangt werden: vom Gesetzbuch, vom Kleingedruckten in Arbeitsverträgen oder Studienordnungen über Kaufverträge bis hin zur Datenschutzgrundverordnung. Ganz zu schweigen von den tausendundeinen Spielregeln des modernen Lebens: „Bitte zurücktreten!“ beim Einfahren des Zuges, Rechts vor Links an der Kreuzung und natürlich stets brav durchgegenderte Sprache und Sprachinnen verwenden (oder war das jetzt nicht anders herum?). Ja, das moderne Leben hält unzählige Regeln bereit, und es gehört schon eine Menge Lebenskunst dazu, sich innerhalb ihrer Grenzen zu bewegen. Kein Wunder, dass darum viele denken, das ist alles. Ist es aber nicht. Wer Regeln einhält, ist regelkonform, erfolgreich angepasst, vielleicht auch ein geschickter Lebenskünstler, aber noch nicht moralisch gut. Er tut dies, um bestimmte Ziele zu erreichen oder um gewisse Sanktionen zu vermeiden. Pflicht dagegen ist letztlich immer Selbstverpflichtung. Das Gewissen weiß: Das und das muss ich einfach tun. Ich bin es mir und meinem Platz in der Welt schuldig. Der religiöse Mensch wird noch hinzufügen: Gott will es von mir. „Gerecht, o Gott, gerecht ist dein Gericht! / Du prüfest, du verläßt uns nicht“, ruft Florestan am Ende aus (II,8). Er ist weder angepasst – er widersetzt sich dem Gesetz des Tyrannen und versucht ihn sogar zu beseitigen – noch erfolgreich. Er verliert vielmehr alles, Lebensglück, Ehefreude, Freiheit und Wohlergehen, nur eines behält er dabei: seine Würde. Er war seiner Pflicht treu. Um ihretwillen stellte er sich „willig“ allem Leid und Tod. So macht die Pflicht frei von äußeren Zwängen ebenso wie von der eigenen Befindlichkeit. So erhebt sich einmal der sonst so trockene Immanuel Kant zu einer Hymne auf die Pflicht:

„Pflicht! du erhabener, großer Name, der du nichts Beliebtes, was Einschmeichelung bei sich führt, in dir fassest, sondern Unterwerfung verlangst, doch auch nichts drohest, was natürliche Abneigung im Gemüthe erregte und schreckte, um den Willen zu bewegen, sondern blos ein Gesetz aufstellst, welches von selbst im Gemüthe Eingang findet und doch sich selbst wider Willen Verehrung (wenn gleich nicht immer Befolgung) erwirbt, vor dem alle Neigungen verstummen, wenn sie gleich ingeheim ihm entgegen wirken.“[2]

Wohin man dagegen kommt, wenn man sich Pflicht von außen vorgeben lässt, sieht man im „Fidelio“ an Rocco, dem Gefängnisaufseher. Er ist eigentlich ein guter Kerl mit einem Sinn für die „wirklich wichtigen“ Dinge im Leben (so in seiner urkomischen Mahnung ans angehende Brautpaar „Hat man nicht auch Gold beineben…“). Aber zu seinen Berufs-„Pflichten“ gehört es jetzt eben, für Florestan das Grab auszuheben und damit Kollaborateur beim Meuchelmord zu werden: „O säumen wir nun länger nicht, / wir folgen unsrer strengen Pflicht“ (I,10), oder noch deutlicher: „Ich vollziehe die Befehle, die man mir gibt; das ist mein Amt, meine Pflicht“ (II,2). Rocco, aber auch seine schrecklich verliebte Tochter Marzelline und der unglücklich in sie verliebte Jaquino sind Alltagsmenschen, die einfach ein einigermaßen schönes Leben haben wollen. Darum sind ihre Pflichten nur lästige Zwänge und Rücksichten, das eigentliche Leben jedoch fängt erst da an, wo man davor seine Ruhe hat, in der „Ruhe stiller Häuslichkeit“ (I,2). Darum sind sie nicht tragisch, sondern komisch (die verliebte Marzelline: „Mir ist so wunderbar“ – der verzweifelte Jaquino: „Mir sträubt sich schon das Haar“). Darum ist auch ihre Musik einfacher, die Arien der ersten beiden sind strophisch wie beim Volkslied, sie sind gefühlsbewegt, aber nicht sehr tief.

Pflicht dagegen macht groß, sie erhebt den Menschen über die bloße Befriedigung seiner Bedürfnisse, sie macht ihn zu einem sittlichen Wesen, das zwischen Gut und Böse zu wählen hat. In ihr stellt sich ein Mensch vor den Anspruch des eigenen Gewissens. Dadurch erst ist er wirklich frei und autonom, und selbst die Ketten eines Don Pizarro können ihn nicht fesseln. Niemand hat das genauer herausgearbeitet als der Großmeister der Pflichtmoral, Immanuel Kant. Dennoch hat auch er dabei eine Schwachstelle: Er bleibt formal und kann nicht wirklich material angeben, worin die Pflicht inhaltlich besteht. Sie erscheint wie herausseziert aus dem inneren Empfinden des Menschen, seiner Natur, seinen Gefühlen und Bedürfnissen, aber ebenso aus den äußeren Ordnungen der Natur und Gesellschaft. Allerdings verfehlten seine Kritiker wohl den springenden Punkt, so wenn Friedrich Schiller gegen Kants angebliche Härte, „die alle Grazien davon zurückschreckt“[3], Pflicht und Neigung, Freiheit und Natur in Harmonie bringen wollte. G. W. F. Hegel dagegen verstand sich als Anwalt der äußeren Ordnungen, die der Freiheit des Menschen erst Bestimmung und Inhalt geben, etwa im Sinn dessen, „ein nützliches Glied der Gesellschaft zu werden“.[4] Nein, Schiller erscheint da eher wie ein Schwärmer, denn Pflichtentreue bewährt sich doch gerade da, wo sie Selbstüberwindung und Opfer kostet. Und ob er es will oder nicht, Hegel bahnt dann doch wieder dem Untertanengeist den Weg. Schiller kommt gewissermaßen nur bis zu Marzelline, Hegel nur bis zu Rocco. Dennoch, auch wenn Pflicht in einem ganz inneren, persönlichen Anspruch des Gewissens besteht, so bringt sie doch alle inneren Kräfte zur Vollendung und erschließt gleichzeitig den eigenen Platz in der Welt. Der „Fidelio“ schließt mit einem Hohenlied der Liebe und ihrer verwandelnden Kraft (Leonore: „Liebe führte mein Bestreben, / wahre Liebe fürchtet nicht“, II,8). Zugleich erlöst diese Treue die Welt, wie der triumphale Ruf des Volkes bezeugt:

„Heil, Heil, heil sei dem Tag,

Heil sei der Stunde,

die lang ersehnt, doch unvermeint,

Gerechtigkeit mit Huld im Bunde

vor unsres Grabes Tor erscheint!“ (II,7).

So ist Pflichterfüllung der Anfang einer besseren Welt. Um dies zu verstehen, geht man am besten auf den hl. Thomas von Aquin zurück, der wie immer am ausgewogensten alle Aspekte berücksichtigt:

  • Es gibt eine gesetzliche Pflicht, die aufgrund von äußeren Verpflichtungen entsteht („debitum legale“), aber die eigentlich sittliche Pflicht, die einen zu einem guten Menschen macht („debitum legale“), tritt um einer Tugend willen auf, also „wenn jemand das Ziel der Tugend nur erreichen kann, wenn er dies tut“[5]. Florestan kann die Gerechtigkeit nur erreichen, wenn er sich dem Tyrannen widersetzt, selbst um den Preis von Kerker und Tod. Leonore kann eheliche Treue nur beweisen, indem sie bis in eben diesen Kerker hinabsteigt und sich im letzten Moment sogar vor das Messer Pizarros wirft.
  • Dass die beiden Helden der Oper genau wissen, dass sie solche tapferen Akte erbringen müssen, zeigt auch, worin Thomas den Grund der Verpflichtung sieht: In der „regula rationis“, d.h. in der vernünftigen Einsicht in das, was zu tun ist. Ge-Wissen („con-scientia“) kommt also von Wissen („scientia“).[6] Im Gewissen zeigt die Vernunft mir Gott, die Welt und mich selbst in einer bestimmten Situation und ruft mich an: „Tue dies! Lasse das!“ So ist die Pflicht ganz innerlich, sie macht ganz frei und kennt keinen äußeren Zwang. Zugleich ist sie alles andere als beliebig: Die Vernunft muss sich durchkämpfen bis zu einem klaren, unbestechlichen, ganz und gar sachgemäßen Blick auf die Wirklichkeit, so wie sie Gott geschaffen und mit seinen Gesetzen versehen hat.
  • Die Pflicht spiegelt also letztlich die Gesetze der Natur und wird aus ihnen inhaltlich gefüllt. Worin bestehen diese Gesetze? Sie sind in den Zehn Geboten ausgedrückt, aber auch etwa in den großen Lebensformen. Da wird der Herrscher besonders zur Gerechtigkeit verpflichtet – darum ist der Kampf gegen Don Pizarro gerechtfertigt – und die Eheleute zur Treue – darum geht Leonore ihren einsamen Weg nicht einfach nur, weil sie so wunderbar verliebt ist, sondern weil sie ihrem Mann die Treue bis in den Tod versprochen hat. Beides zeigt aber auch gegen Hegel, dass Pflicht nicht den perfekten Untertan schafft (Pizarro: „Dem Staate liegt daran, den bösen Unterthan schnell aus dem Weg zu räumen“, II,9). Vielmehr schafft es dem Einzelnen die Freiheit, notfalls auch ganz alleine gegen alle äußeren Ordnungen für das wahre Recht und die göttliche Ordnung zu kämpfen.
  • Zuletzt zu Schiller: Pflicht ist nach Thomas kein Selbstzweck, sondern unerlässliches Mittel zur Tugend, d.h. zur Vollendung meiner selbst mit all meinen Kräften und Anlagen. Dies schließt durchaus auch meine natürlichen Triebe und Neigungen ein, doch in der Pflichterfüllung werden sie zugleich gereinigt, erhoben, vervollkommnet und gegen die niedere, ungeordnete Begehrlichkeit gesichert.

2. Was hat man von der Pflicht?

Nun ist unser Erkundungsweg über die Pflicht doch ziemlich grundsätzlich geworden, und manch einer mag sich Jaquinos Ausruf zu eigen gemacht haben: „Mir sträubt sich schon das Haar.“ Doch wenn die Grundsätze klar sind, erschließt sich auch der konkrete Gewinn in der Sicherheit beim Handeln und dem Wissen darum, was recht zu tun ist. Letztlich ist es die Haltung des Gläubigen: „Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist / und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott“ (Mich 6,8, Einheitsübersetzung 1980). Machen wir’s also konkret und fragen ganz schlicht: Was hat man davon, wenn man die Pflicht zum Prüfstein seines Tuns macht?

  • Innensteuerung statt Fremdbestimmung: Solange Gefühle, Vorlieben, Wünsche oder Ängste mich bestimmen, bleibe ich abhängig von äußeren Einflüssen. Ich bin bloß ein Rädchen im Getriebe, auch wenn ich mir als so gut geöltes Rädchen vorkomme, dass ich lebe „wie die Made im Speck“. Sich von Fremdbestimmung frei zu machen ist im „Zeitalter des Überwachungskapitalismus“[7] wichtiger denn je, da Google, Facebook, Amazon, Cambridge Analytica & Co. selbst unsere verborgensten Gefühle ausspionieren und manipulativ einsetzen können.
  • Verantwortung lernen statt Einfluss nehmen: Neben den großen Überwachern stehen aber auch die kleinen Manipulatoren. Warum regulieren wir andere, ja uns selbst oft bis in die kleinsten Dinge? Weil wir nicht an ihre Verantwortung appellieren, sondern sie beeinflussen wollen. Gut ist jedoch etwas nicht, weil es viele „Likes“ hat, und umso akzeptabler wird es nicht, je mehr „Followers“ es aufweist.
  • Erwachsen werden statt verzogene Kinder bleiben: Erwachsen wird man nicht einfach mit 18, sondern dann, wenn man begriffen hat: Ich bin auf der Welt, um mich zu vervollkommnen und andere glücklich zu machen.[8] Dafür muss ich lernen, mich selbst zu beherrschen und mich nicht von inneren Impulsen oder auch von äußeren Anreizen oder Drohungen leiten zu lassen, sondern von dem, was gut und recht ist. Erwachsen werden, eine Lebensaufgabe – und manche lernen’s nie!
  • Gelassen bleiben im Sturm der Gefühle und im Andrang der Erwartungen: Es gibt Situationen, da verdreht es einem den Kopf. Was gestern noch klar war, das ist heute nur noch ein einziges Fragezeichen. Die Pflicht klärt hier, was geht und was nicht geht, wo rote Linien sind, was Vorrang hat und was zwar vielleicht schön wäre, aber momentan einfach unmöglich ist. Die Pflicht befreit auch vom Leistungsdruck: Wenn ich sie getan habe, dann kann ich es auch ertragen, dass etwas keinen Erfolg hat. (Wäre das nicht ein Heilmittel für Politiker gegen die verbreitete Krankheit, stets nur auf den nächsten Wahltag zu starren?) Sören Kierkegaard hat das schön ausgedrückt: Wer seiner Pflicht folgt, „ruht mit Sicherheit in sich selbst, […] weil die Pflicht sich ihm nicht von außen aufdrängt als bloßes Gebot, sondern von innen als der Ausdruck seines innersten Wesens“[9].
  • Pflichten erfüllen und sich nicht am Minimum orientieren: Pflicht ist Singular, die vielen Pflichten Plural: Berufs- und Standespflichten, staatsbürgerliche und Freundespflichten und, und, und… Aber die vielen Pflichten und Aufgaben kann man bloß mit Links machen, kann sich zum Minimalisten entwickeln, weil man sie nur als Joch empfindet, das man am besten so gut es geht abschüttelt. Pflicht ist Singular leitet dazu an, anstehende Aufgaben mit Hingabe auszufüllen, seine Ehre hineinzulegen und die größte Freude daran zu haben, dass andere mit der Leistung zufrieden sein können.
  • Liebe lernen statt den perfekten Egoisten ausbilden: Pflicht bildet das „bessere Selbst“ aus, macht reif, lässt zu einer Persönlichkeit werden, gibt Charakter, fördert nebenbei auch das unabhängige Denken und orientiert nicht an Lust und Befriedigung, sondern an Dienst und Hingabe. Damit ist Pflicht der Königsweg zur Liebe (gut, der Kaiserweg ist ein anderer: Geduld im Leid). So sagt es schon der hl. Paulus: „Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe!“ (Röm 13,8).
  • Pflicht führt in die Einsamkeit, lehrt aber auch das Vertrauen auf Gott: Es verlangt schon viel Mut, sich vom Diktat des Man zu lösen, und viel Reife, nicht einfach der eigenen Bequemlichkeit zu folgen. Kaum irgendwo kommt mir mein eigenes Ich so sehr zu Bewusstsein als in der Pflicht. Ihren Anspruch kann ich niemandem anderen aufladen, und selbst mit anderen darüber sprechen enthebt mich nicht davon, irgendwann unvertretbar selbst zu handeln. Denn das Ich gibt es nur in einer letzten Einsamkeit, an der ich die Grenze zwischen Ich und Wir spüre. Doch – o Wunder! – im gleichen Moment erfahre ich auch eine Ahnung von Gott: Nur er garantiert, dass ich bei der Treue zur Pflicht zuletzt nicht in der Welt verlorengehe, sondern gerettet werde. „Gerecht, o Gott, / gerecht ist dein Gericht!“, ist darum die Quintessenz im „Fidelio“.

[1] Das Libretto von Jean-Nicolas Bouilly, „Léonore, ou L’amour conjugal“, war bereits von Pierre Gaveaux 1798 und in italienischer Sprache von Ferdinando Paer 1804 verwendet worden.

[2] Immanuel Kant, Kritik der praktischen Vernunft 154 (= Akad.-A. 5, 86).

[3] Friedrich Schiller, Über Anmut und Würde (= Werke. Nat.-A. 1966, 33).

[4] Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Rechtsphilosophie § 149 (= Theorie-Werkausgabe VII, 297f.). „Was der Mensch thun müsse, welches die Pflichten sind, die er zu erfüllen hat, um tugendhaft zu seyn, ist in einem sittlichen Gemeinwesen leicht zu sagen, – es ist nichts Anderes von ihm zu thun, als was ihm in seinen Verhältnissen vorgezeichnet, ausgesprochen und bekannt ist“ (ebd. § 150).

[5] Thomas von Aquin, Summa theologiae II-II q. 58, a. 3 ad 2.

[6] So Thomas von Aquin, De veritate q. 17 a. 3 c. Vgl. Summa theologiae I-II q. 99, a. 5 c mit dem Unterscheid der rechtlichen Pflicht gemäß der Regel des bestimmenden Gesetzes („debitum secundum regulam legis determinantis“) und der sittlichen, eigentlichen Pflicht nach der Regel der Vernunft („debitum secundum regulam rationis“).

[7] Shoshana Zuboff, The Age of Surveillance Capitalism. The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power, New York 2019.

[8] Das war jetzt wieder Kant, genauer: Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten A 13-18 (Werkausgabe, hg. von W. Weischedel VIII), Frankfurt a.M. 21978, 515-518.

[9] Sören Kierkegaard, Entweder-Oder. Zweiter Teil. Ges. Werke, hg. H. Gottsched/Ch. Schrempf 2 (1913), 218.

Ein Gedanke zu „„Meine Pflicht hab ich getan“ – Einladung zu einer aus der Mode gekommenen Einstellung

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