Adam Heinrich Müller (1779-1829)

Adam Heinrich Müller, Von der Nothwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesammten Staatswissenschaften und der Staatswirthschaft insbesondre, Leipzig 1819

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Adam Heinrich Müller (um 1810; Quelle: wikimedia)

unser ganzes Verderben ist unsre Gottesvergessenheit

Alte Bücher sind immer für eine Überraschung gut. Das gilt besonders für die kleine, aber umfassende Schrift des wohl bedeutendsten Staatswissenschaftlers der Romantik und Konvertiten Adam Heinrich Müller (1779-1829). Neben seinen zumeist aus Vorträgen in glänzender Rhetorik hervorgegangenen Schriften (Hauptwerke: „Elemente der Staatskunst“, sprachästhetisch: „Zwölf Reden über die Beredsamkeit und ihren Verfall in Deutschland“) ist dieses knappere Werk leider nur wenig beachtet, obwohl es in größerer Klarheit und Ausgewogenheit nichts weniger als einen großen Wurf darstellt, dessen Aktualität von der ersten Seite an außer Frage steht. Weiterlesen

Helmut Schelsky

Helmut Schelsky, Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1977 (Original 1975)

Es gibt Bücher, die kein Verfallsdatum besitzen, weil sie schon bei ihrem Erscheinen leicht ranzig schmecken. Es gibt aber auch Bücher, die „nicht so schnell veralten, wahrscheinlich Generationen überdauern werden“ (12), wie Schelsky sich selbst bescheinigt. Sein Kritiker Ralf Dahrendorf hat ihm das prompt als „Autorenüberheblichkeit“ (544) angekreidet. Weiterlesen

Kurzvorstellungen zum Konservatismus

Kurzvorstellungen von Büchern zur konservativen Theorie

Nach und nach sollen hier einige weitere Bücher kurz vorgestellt, die unter verschiedener Hinsicht lesenswert erscheinen und eine Auseinandersetzung lohnen. Fürs erste sind dies zwei Bücher:

  1. Lexikon des Konservatismus: ein wichtiges Nachschlagewerk vor allem zu Personen und ausgewählten Inhalten von einer Gruppe von Mitarbeitern, die seinen Anliegen mit Sympathie entgegenkommen.
  2. Henri de Lubac, Die Tragödie des Humanismus ohne Gott: In dunklen Stunden des 2. Weltkriegs verfasst, wurde dieses Werk wegweisend für die Begründung von Religion und Christentum gerade um der Menschlichkeit des Menschen willen.
  3. Edmund Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie: In seinem letzten Werk von 1936 rekonstruiert der Begründer der philosophichen Phänomenologie, wie es dazu gekommen ist, dass die Wissenschaften zwar gewaltige Einzelerfolge feiern, aber zu den letzten Sinn- und Wertfragen des Menschen nichts zu sagen haben. Auf hohem Niveau stellt er damit die Frage nach der Seele Europas: eine Rationalität, die offen bleibt für die Venrunft, die letztlich Gott selbst in die Dinge gelegt hat.
  4. Alain Finkielkraut, La défaite de la pensée: Das ist das berühmte Essai des jüdischen Intellektuellen von 1987, mit dem er den Menschen daraus befreit, bloß Teil einer Kultur, eines Wir, einer Prägung zu sein – das wäre nichts anderes als die „Niederlage des Denkens.“
  5. Samuel P. Huntington, The Clash of Civilizations?: Noch ein berühmtes, aber zumeist missverstandes Essay des bedeutenden amerianischen Politikwissenschaftlers, der sich 1993, nach dem Ende des Kalten Krieges, fragte: Was sind die treibenden Kräfte der neuen Konflikte? Liest man den Aufsatz heute, kann man über seine Weitsicht nur staunen.
  6. Jens Hackes wichtige Abhandlung zum Liberalkonservatismus in der Bundesrepublik (Philosophie der Bürgerlichkeit) führt in eine wichtige Spielart eines demokratischen Konservatismus ein. Dabei fallen Namen wie Joachim Ritter, Martin Kriele, Ernst‑Wolfgang Böckenförde, Robert Spaemann, Odo Marquard und Hermann Lübbe.

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Elias Canetti

Elias Canetti, Masse und Macht. Sonderausgabe, Hamburg 1984 (Original 1960)

Anatomie ist nichts fürs empfindsame Seelen. „Masse und Macht“ des aus Bulgarien stammenden jüdischen Schriftstellers Elias Canetti (1905-1994) betreibt eine Anatomie des 20. Jahrhunderts. Tief in die Eingeweide dessen scheidet er ein, was darin an Dämonie aufgebrochen ist. Und er setzt den Schnitt an genau einer Stelle an, dem Phänomen der Masse und ihrer Domestizierung durch die Macht. Masse ist für ihn wie ein dunkler Bann, der sich über den Einzelnen legt und ihn beherrscht. Weiterlesen

Julien Benda

Julien Benda, Der Verrat der Intellektuellen (La trahison des clercs). Mit einem Vorwort von Jean Améry. Aus dem Französischen von Arthur Merin (= Ullstein Materialien), Frankfurt a.M.-Berlin-Wien 1983

„La trahison des clercs“ ist schon beinahe zur Floskel geworden, und wie jede Floskel ist diese Wendung nahezu nichtssagend. Ganz im Gegensatz zu jenem Buch von 1927, worin der jüdische Schriftsteller und Philosoph Julien Benda (1867-1956) den „Verrat der Intellektuellen“ präzise mit echtem esprit cartésien beschreibt. Weiterlesen