Schwerer könnte ein Rätsel nicht sein als dieses! Gesucht ist nämlich ein Kreuz. Und Kreuze gibt es unzählige, noch mehr als alle Orden in der katholischen Kirche zusammengenommen, von denen es heißt, nicht einmal der Papst wisse, wie viele es seien. Ganz zu schweigen von den persönlichen Kreuzen, die wir nach Lk 9,23 täglich auf uns nehmen sollen und von denen jeder wohl ein Lied singen kann (geb’s Gott, dieses unser Lied habe einen Tenor wie das Bach’sche „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“, BWV 56!). Wie also aus dieser gewaltigen Menge von Kreuzen das eine herausfinden?

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Gemeint ist nun tatsächlich ein Kruzifix, und zwar von recht stattlicher Größe und übrigens zugleich ein kostbarer Reliquienbehälter. Eine Besonderheit ist, dass Jesus dort mit einer Tunika bekleidet ist, eine Krone trägt und die Augen geöffnet hat – der Triumphator, der lebt und herrscht! Kenner werden daraus schon gleich schließen, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein altes Kreuz handelt, und sie gehen recht damit, denn es stammt aus dem Frühmittelalter und ist erwiesenermaßen die älteste bekannte Holzfigur Europas! Mehr noch, die Überlieferung schreibt es sogar dem Nikodemus zu, oder genauer: Er führte nach der Auferstehung Jesu nur das aus, was Engel ihm zeigten. Besonders liebevoll schmückt dies die Legende aus: Nikodemus habe zunächst nur die groben Umrisse geschnitzt, sei dann aber ermüdet eingeschlafen. Am anderen Tag war das Bildnis jedoch bereits von Engelhand vollendet. Er meinte nun, Jesus selbst leibhaft vor Augen zu haben, so ähnlich sah das Angesicht des Kruzifixes dem wahren Antlitz Jesu. So gehört das Kreuz also zu den „Acheiropoieta“, den nicht von Menschenhand Gefertigten. Engel können nicht irren, und so durften die Gläubigen in dieser Gestalt das wahre Antlitz Jesu erblicken. Das verbindet unser Kruzifix mit der ehrwürdigen Tradition „wahrer“ Bilder Jesu, vom Schweißtuch der Veronika und der Abgar-Legende über das Turiner Grabtuch und Manoppello bis hin zu diesem „heiligen Antlitz“. Mit diesem Namen nebst der Stadt, wo es verehrt wird, wird es auch gerne bezeichnet.

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Diese Stadt! Ihr Name ist in diesem Rätsel gesucht. Das Fest der Kreuzerhöhung ist auch ihr Patrozinium, und so findet am Vorabend eine beeindruckende Prozession – früher mit diesem Kreuz selbst – im Fackelschein durch ihre von unzähligen Kerzen erhellten Straßen statt. Wie es in diesem Land üblich ist, beschließt ein prächtiges Feuerwerk den Tag. Ein deutscher Dichter der Romantik, der die Lorelei besungen, beim Gedanken an Deutschland allerdings um seinen wohlverdienten Nachtschlaf gebracht wurde, hat diese Prozession beschrieben, allerdings auf gewohnt satirische Art und Weise. Dafür hat der große Sänger von Hölle, Fegfeuer und Himmel auch dieses Kreuz anlässlich eines reichen, aber verdammten Bürgers der Stadt erwähnt. Profitiert hat die Verehrung zweifellos auch davon, dass die Stadt an einem der bedeutendsten Wallfahrtswege der Christenheit liegt und Pilger diesen Kreuztypus dann auch in aller Herren Länder verbreiteten. Pilgerweg? Nein, es ist ausnahmsweise nicht der Jakobsweg, sondern der Weg zu gleich zwei Apostelgräbern (und vielen, vielen anderen Heiligenstätten).

Wer glaubt, die richtige Lösung gefunden zu haben, nenne also die Stadt, in der dieses hochverehrte Kruzifix aufbewahrt ist, und sende sie per Mail an: andreas.wollbold@lmu.de. Zu gewinnen gibt es dieses Mal meine große Ausgabe des „Guibert“, also der zweisprachigen Textsammlung von lehramtlichen Aussagen zum  geistlichen Leben. Einsendeschluss ist der Weiße Sonntag, also der 7. April 2024, um 24 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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