„Mei Rua will I!“, mit dieser gut bayerischen Devise könnte man das Herzensanliegen unseres gesuchten Schriftstellers zusammenfassen, also auf Hochdeutsch: „Ich wünsche nicht gestört zu werden.“ Dabei war er nie in Bayern gewesen und hatte von diesem gesegneten Stückchen Erde wohl auch noch nicht einmal je geträumt. Dabei träumte er gerne einmal, etwas von der Insel der Seligen, von besseren Zeiten, vielleicht gar dem Anbruch eines goldenen Zeitalters. Bis dahin aber war er bescheidener: an einem Winterabend eine warme Stube, ein ordentliches Glas Wein und gute Freunde, dazu noch das Glück, sich dank eines großzügigen Mäzens in unruhiger Zeit keine Sorgen ums tägliche Brot machen zu müssen; irgendwann vielleicht auch einmal ein eigenes Haus (von Frau und Kind träumte er erstaunlicherweise nie, aber das nahm ihm in seiner Zeit auch keiner übel); schließlich stets überhaupt am liebsten Wein, Weib und Gesang. Manche seine Sprüche zieren bis heute Kneipen und Gourmet-Tempel, und das „Trink, Brüderlein, trink!“ könnte beinahe von ihm stammen. Das eigene Haus hat sein Vater in den Wirren der Zeit verloren, und der Sohn gewann später ein anderes Dach über dem Kopf und noch ein bisschen mehr, und er hat es heiß und innig geliebt. Ein deutscher Kleinbürger also? Nicht ganz, obwohl jemand aus dem Land der Dichter und Denker, der ein wenig auf sich hielt, immer auch einmal einen Spruch von ihm zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit anzuführen wusste. Goethe also? Leider wieder nein – knapp vorbei ist auch daneben. Denn die Weimarer liebten unseren Dichter, und einer von den deutschen Klassikern gehört bis heute zu seinen besten Auslegern und Übersetzern.

Der gesuchte Autor

Übersetzer – da sind wir schon ertappt bei einem Lösungstipp. Unser Dichter verfasste seine vier Sammlungen und zwei große Einzelstücke nicht als Einakter fürs Königlich Bayerische Amtsgericht – so viel ist schon klargeworden -, auch nicht in der Sprache Goethes und Schillers, sondern… in einer Sprache, von der manche Hartgesottene behaupten, dass sie im Himmel gesprochen wird (zumindest bei der himmlischen Liturgie!). Auf jeden Fall hat er seine Sprache zu einem Höhepunkt geführt, mit dem seine Landsleute ihre Bildungskomplexe gegenüber einer renommierten Schwestersprache ablegen konnten. Äußerst dicht (Übersetzungen brauchen meistens deutlich mehr Worte), farbig, klangvoll, zugespitzt, gefeilt und doch auch wieder so geplaudert, als wäre es beim dritten Glas Wein unter Freunden erzählt.

Vier Sammlungen und zwei große Einzelstücke, das klingt nach gar nicht so viel, und das ist es auch nicht. Denn er war Perfektionist: Neun Jahre solle man an einem Gedicht feilen, und so brachte er es durchschnittlich auch nur auf zwei Gedichte im Monat. In dieser Gesinnung gibt er in einem wichtigen Traktat den zahlreichen Amateurdichtern und Dilettanten seiner Zeit ein paar Ratschläge, damit sie ihre Mitwelt nicht allzu sehr mit ihren Ergüssen quälen, und der wichtigste ist: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Sprich: Versuche dich nicht mit allzu großen Worten und Themen, wenn du noch kein wirklich großer Meister bist! Und wirklich, der einzige Wermutstropfen bei seiner Lektüre ist der, dass man danach ein Feuer im Kamin anzündet und die eigenen Manuskripte restlos verbrennt. Sonst kann man sich bei ihm aber an einem überaus witzigen, geistreichen, einmal leicht- und dann auch wieder tiefsinnigen, gerne ironischen Autor erfreuen, dem nichts Menschliches fremd war.

In späteren Lebensjahren trat seine philosophische Ader noch stärker in den Vordergrund, und damit auch seine beinahe priesterliche Rolle als Brückenbauer zu einem glücklichen Leben der Bescheidung und des kleinen Glücks. Oh, das klingt jetzt doch schon wieder nach „My home is my castle“ und einem Denken, das bequem in vierzig Quadratmeter Wohnfläche passt. Aber das ist wohl das Schicksal aller Großen, die das Pech hatten, Schulautoren zu werden. Höchste Zeit darum, ihn selbst zur Hand zu nehmen und auf eine Entdeckungsreise zu gehen. Spätestens auf den zweiten Blick kann man gar nicht anders als seinen Versen zu verfallen.

Das gesuchte Zitat

Unser Schulautor hat in einem Lied auch das Glück des Heldentodes fürs Vaterland besungen, und das haben ihm unzählige Volkstrauertagsredner, Gefallenendenkmäler und Kriegerehrenmale nicht vergessen – u.a. eine Inschrift an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bis bereits 1958 die Studentenschaft ihre Beseitigung durchsetzte (also nicht die bösen 68er!). Aber war unser Autor mit diesem Wort wirklich ein Kriegstreiber mit Zweckpropaganda, wie ihm etwa ein linker Dichterkollege bissig unterstellte, oder gar ein Schreibtischtäter nach Aussage eines Medienlieblings und Literaturpapstes? Als er selbst das Kriegsglück versuchte – und das in einer welthistorischen Stunde -, ging es für ihn wenig rühmlich aus. Diese Erfahrung ließ ihn auf Dauer Macht und Politik auf Abstand halten, auch dann, als sie ihn von höchster Stelle aus umschmeichelte. Er sah sich lieber als Musenpriester und Verächter der rohen, profanen Menge.

Die Rätseldoppelfrage

Sommerzeit – Lesezeit. So ist das Sommerrätsel also wieder einmal ein literarisches Rätsel. Damit sind wir endlich auch bei der Rätseldoppelfrage: Wie heißt der gesuchte Dichter und wie das eben erwähnte Wort vom Tod für das eigene Land (im Original oder auf Deutsch)? Wer die Lösung gefunden hat, schicke sie an

andreas.wollbold@lmu.de

Zusätzlich müssen Sie auch mit eigenen (!) Worten kurz darlegen, wie Sie das gesuchte Wort im Zusammenhang des Liedes verstehen.

Einsendeschluss ist Sonntag, 13. Oktober 2019, um 24 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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