Das Jahr 2018 in Politik und Kirche

„Der Mensch ist der Schatten eines Traumes“, so sagt der griechische Dichter Pindar. War auch das Jahr 2018 nicht viel mehr als der Schatten eines Traums? Glanzpunkte gab es kaum, und man muss sich schon sehr anstrengen, um sich die wichtigsten Ereignisse des verflossenen Jahres überhaupt wieder vor Augen sich zu führen. Fußballweltmeisterschaft in Russland? Ach, wahrscheinlich sind die Deutschen einmal wieder Weltmeister geworden, oder? Oh nein, weit gefehlt, peinlich! Irgendwie erscheint da alles wie ein schlechter Traum. Kaum jemals war das Wort vom seligen Vergessen so angebracht wie hier. Allerdings nicht nur bei der schönsten Nebensache der Welt. Weiterlesen

Trauung nein, Segensfeier ja?

NB: Die folgenden Überlegungen scheinen mir angesichts der Erklärung "Fiducia supplicans" des Dikasteriums für die Glaubenslehre vom 18. Dezember 2023 nur umso berechtigter und dringlicher. Insbesondere scheint mir die Formel "Hauptsache, die Segnung kann nicht mit einer kirchlichen Trauung verwechselt werden" verfehlt und irreführend. 

Fragen und Antworten zu katholischen Segensfeiern für Paare, die nicht kirchlich heiraten können

Nicht wenige Menschen leben in Partnerschaften, die nicht der katholischen Lehre entsprechen, insbesondere wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Paare. Wie geht die Kirche auf sie zu, vermittelt ihnen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes und zeigt ihnen, dass sie ganz zur Kirche gehören? Die Antwort darauf wäre ein umfassendes Konzept der Seelsorge, das Wahrheit und Liebe unverkürzt miteinander verbindet. Doch nicht darum soll es hier gehen, sondern um ein kleines Detail, das zuletzt sehr stark in die Diskussion geraten ist: Sind Segensfeiern möglich, wenn eine eigentliche katholische sakramentale Trauung unmöglich ist? Adressaten sind hier also vorrangig die Verantwortlichen in der Kirche und nicht die Betroffenen. – Fragen und Antworten zu diesem Thema. Weiterlesen

Weihnachtsrätsel 2018

Gesucht ist…

Das Rätsel handelt von einem Diakon, einem Heiligen und einem überaus bekannten Diakon dazu. Dem Namen nach müsste er Franzose sein, aber das kam nur daher, dass sein Vater geschäftlich viel in Südfrankreich zu tun hatte und seinen Sohn schon von Geburt an auf seine erfolgreiche Tätigkeit festlegen wollte. Irgendwie hatte sein Geschäftsstolz später aber damit zu tun, dass es zu einem klassischen Vater-Sohn-Konflikt kam, an dessen Ende der spätere Diakon alles andere als ein Frühkapitalist wurde. (Nun gut, auch nicht gerade ein Marxist, auch wenn sich später in der katholischen Kirche eine breite Bewegung, die oft marxistische Gesellschaftsanalysen verwendete, auf ihn berief.) Weiterlesen

Adalbert Stifter (1805-1868)

Adalbert Stifter, Bunte Steine. Vorrede

in: Gesammelte Erzählungen in drei Bänden. Bd. 1, Leipzig 1954, 1-8

„Spielereien für junge Herzen“

1853 arbeitete der böhmisch-österreichische Dichter Adalbert Stifter (1805-1868) an einer kleinen Neuausgabe von sechs seiner Erzählungen, die er allesamt mit Namen von Steinen umbenannte: Granit, Kalkstein und Turmalin (Band 1) sowie Bergkristall, Katzensilber und Bergmilch (Band 2). Dazu verfasste er im Herbst 1852 ein Vorwort, das zu einem seiner bekanntesten Texte avancierte. Gelegentlich findet es sogar den Weg bis in die Schule. Doch wie immer arbeitete Stifter minutiös an jedem Wort, und so muss man auch seine Vorrede mit großer Liebe zum Detail lesen, sonst wird man sie missverstehen. Weiterlesen

Thomas Mann

Thomas Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen

Nachwort von Hanno Helbling (= Gesammelte Werke in Einzelbänden, Frankfurter Ausgabe. Hg. von Peter de Mendelssohn), Frankfurt a. M. 1983.

Thomas Mann 1926 (Quelle: wikicommons)

Thomas Manns bedeutendstes Werk ist es nicht, was da 1918 bald nach dem Waffenstillstand erschien, erst recht nicht sein schönstes. Wahrscheinlich aber sein umstrittenstes, was angesichts des Themas, der politisch-kulturellen Standortbestimmung seiner selbst und Deutschlands im Krieg, beinahe unvermeidlich war. Und dass er immer wieder spitze Attacken gegen Demokratie, Pazifismus und Fortschritt reitet und dass er den Deutschen eine unüberwindliche Aversion gegen die Demokratie attestiert (30), macht seine Sache sicher nicht besser. Seine politische Position hat er bekanntlich bereits 1922 in „Von deutscher Republik“ deutlich revidiert, und abgeklärter sind sie zweifellos in seinen Rundfunkansprachen „Deutsche Hörer!“ (1945), seiner Rede „Deutschland und die Deutschen“ (1945) oder im „Doktor Faustus“ (1947), und schon die „Betrachtungen“ ergründen Seiten in seiner eigenen Persönlichkeit, die dem Fortschritt zur Demokratie durchaus Nahrung geben könnten (vgl. 40). Weiterlesen